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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Orten, an denen er während seiner militärischen Laufbahn gekämpft hatte. Zwar gab es weder die lange, brutale Kälte der germanischen Winter noch die sengende Hitze der syrischen Ebenen, doch man fühlte sich hier auf eine ganz eigene Weise unbehaglich.
    Das Problem mit Britannien war, dass es auf der Insel grundsätzlich mehr oder weniger feucht war, überlegte der General. Nach ein paar Stunden Regen verwandelte sich der Boden in schlüpfrigen Matsch, und jeder Versuch, auch nur eine kleine Truppe von Männern und Fahrzeugen über Land zu bewegen, ließ nur zu bald einen zähen Sumpf entstehen, in dem die Marschierenden bei jedem Schritt versanken und der alles mit einer hartnäckigen Schmutzschicht überzog. Wohlgemerkt, das betraf den festen Boden. Plautius hatte inzwischen genug von den britischen Flussniederungen gesehen, um zu wissen, wie undurchdringlich diese für seine Truppen sein konnten. Die Eingeborenen dagegen hatten ihr Wissen um die örtlichen Gegebenheiten ausgenutzt und in der riesigen, feuchten Niederung westlich des Oberlaufs der Tamesis an den wenigen festen Stellen vorgeschobene Lager errichtet. Von diesen Basislagern aus schickte Caratacus seine Plünderertrupps zwischen der dünnen Kette römischer Befestigungen hindurch. Sie griffen die römischen Nachschubkolonnen an, zerstörten Höfe und Siedlungen der mit Rom verbündeten Stämme und versuchten sich, wenn der Ehrgeiz ihnen zu Kopfe stieg, sogar einmal an einer römischen Patrouille oder einer kleineren Befestigung.
    Die Eroberer starben den Tod der tausend kleinen Wunden und Plautius hatte inzwischen sein gesamtes politisches Kapital beim Kaiser aufgebraucht; von jetzt an konnte er kaum noch mit Verstärkung rechnen. Was aber doch noch an Truppen nach Britannien kam, war unweigerlich von Narcissus’ knapper und sarkastischer Forderung begleitet, Caratacus rasch niederzuwerfen. Die letzte dieser Botschaften hatte den General mit ihrer höflich formulierten Stichelei in eiskalte Wut versetzt: »Mein lieber Aulus Plautius, falls du deine Armee in den nächsten paar Monaten nicht brauchst, würde es dich dann stören, sie mir eine Weile auszuleihen? «
    Der General knirschte mit den Zähnen, erbost über die Lässigkeit, mit der die arroganten Bürokraten in den marmorgetäfelten Schreibstuben ihre Befehle losschickten, ohne den realen Bedingungen, unter denen die weit verstreute Armee um den Erhalt oder die Ausdehnung der Imperiumsgrenzen kämpfte, die geringste Beachtung zu schenken. Dann straffte Plautius die Schultern und schlug sich mit der Faust in die geöffnete Hand.
    An den entlang der Zeltwand aufgestellten Schreibtischen waren noch eine Hand voll Sekretäre beschäftigt und blickten bei diesem Ausbruch auf. Plautius funkelte sie wütend an.
    »Wohin, zum Teufel, ist dieser verdammte Sekretär verschwunden? Du da!«
    »Jawohl, Herr?«
    »Setz deinen Arsch in Bewegung und such ihn.«
    »Jawohl, Herr.«
    Plautius blickte dem davoneilenden Mann nach und rieb sich die Schulter. Die Feuchtigkeit war ihm im Winter scheußlich in die Gelenke gekrochen, und gelegentlich machte sich noch immer ein ziehender Schmerz in Schultern und Knien bemerkbar. Plautius sehnte sich nach der verlässlichen, warmen Sonne seiner Villa in Stabiae. Endlose Sommertage, die er mit Frau und Kindern am Meer verbrachte. Er wunderte sich lächelnd, dass ihn plötzlich ein solches Heimweh überfiel. Es war beinahe vier Jahre her, seit er zuletzt im Sommer mit ihnen zusammengewesen war – als er damals kurzfristig nach Rom beordert worden war, um über die Lage an der Donau zu berichten, hatte er die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sich ein paar freie Tage gegönnt. Die Kinder hatten sich damals ununterbrochen gezankt, einander die Spielsachen aus den Händen gerissen und jeden Erwachsenen in Hörweite mit ihrem Geschrei und Wutgebrüll genervt. Nur wenn sie einem Kindermädchen anvertraut waren, hatten die Eltern Zeit gehabt, einander ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Plautius’ bevorstehende Rückkehr zur Legion hatte diesen wenigen Tagen etwas quälend Dringliches verliehen und er hatte seiner Frau geschworen, so bald wie möglich endgültig nach Hause zu kommen.
    Jetzt befand er sich schon wieder im nächsten Feldzug, und der war noch lange nicht zu Ende. Höchstwahrscheinlich würde er an Altersschwäche sterben, bevor die Briten aufgaben. Er würde seine Kinder nicht heranwachsen sehen und nicht einmal das Alter mit seiner Frau genießen

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