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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Menge und ein leerer Trinkbecher flog quer durch den Saal und traf einen der Gefangenen am Kopf. Artax schüttelte bei den Worten des Königs den Kopf und hob dann erneut die Stimme zum Protest. Tincommius übersetzte für die beiden Römer.
    »Er fleht den König an, von seinem Vorhaben abzulassen, da eine so schreckliche Tat das Volk gegen ihn aufbringen wird.«
    Verica brüllte Artax wütend nieder und gab Cadminius ein Zeichen, den Edelmann hinauszuwerfen. Selbst als der Hauptmann der Leibwache ihn schon gepackt hatte und zum Eingang des großen Saals beförderte, schrie ihm Artax noch seinen Widerspruch entgegen. Gleich darauf ging Cadminius zu den Gefangenen hinüber, nahm den Erstbesten bei der Kette, mit der seine Handgelenke zusammengebunden waren, und zerrte ihn in die Mitte des Saals. Der Gefangene wehrte sich verzweifelt gegen seine Fesseln und schrie um Hilfe. Die Hundeführer leinten die Jagdhunde ab und machten sie mit einem Fingerschnippen auf sich aufmerksam.
    Dann wurde das Opfer den Hunden gezeigt und es folgte ein Moment grauenvollen Schweigens, in dem selbst der Gefangene verharrte, der die Hunde wie erstarrt anstierte. Dann kam das Kommando und die Hunde stürzten sich auf den hilflosen Mann. Der schrie schrill auf, als die Hunde bei dem Versuch, ihm an die Kehle zu springen, sein Gesicht verletzten. Darauf klangen die Schreie halb erstickt, und schließlich war nur noch ein röchelndes Gewimmer zu hören. Dann war Ruhe. Der Mann lag schlaff da und die Hunde zerrten seine Leiche herum, als wäre sie eine Übungspuppe aus Stroh.
    In der Menge wurden Jubelrufe laut. Doch als Cato sich umblickte, war unübersehbar, dass viele Gäste von Grauen erfüllt waren und schweigend zusahen.
    »Scheiße …«, murmelte Macro. »Scheiße … so sollte ein Mann nicht sterben müssen.«
    »Nicht einmal ein Verräter?«, fragte Tincommius bissig.
    Die Hundeführer zogen die Hunde von der Leiche zurück. Jetzt, da ihre Mordlust geweckt war, war das keine leichte Aufgabe. Zwei Männer schleppten die Leiche beiseite, während Cadminius das nächste Opfer auswählte und in die Mitte schleifte, wo die Blutlache auf den Steinfliesen zeigte, wo der erste Mann gestorben war. In der Hoffnung, dass der König doch noch seine Absichten ändern würde, blickte Cato zu Verica. Doch der Ausdruck kalter Befriedigung in Vericas Zügen war für alle unübersehbar.
    Cato versetzte Macro einen Stoß und stand auf. »Ich muss hier weg. Ich kann das nicht mit ansehen.«
    Macro wandte sich ihm zu, und zu seiner Überraschung stellte Cato fest, dass das Schauspiel selbst für diesen abgebrühten Veteran mehr war, als er verkraften konnte.
    »Warte, ich komm mit, Junge.«
    Benebelt von dem vielen Bier, das er den Abend über getrunken hatte, stemmte Macro sich vom Tisch hoch und sortierte mühsam seine Beine. »Hilf mir mal. Tincommius, wir sehen dich morgen im römischen Lager.«
    Ohne den Blick vom Schicksal des zweiten Mannes abzuwenden, deutete Tincommius ein zustimmendes Nicken an.
    Cato legte sich Macros Arm um die Schultern und machte sich auf den Weg zum Haupteingang, wobei er sich so weit wie möglich von den Hunden entfernt hielt, die gerade das nächste Opfer anfielen. Draußen angekommen, riss Macro sich von Cato los, entfernte sich torkelnd ein paar Schritte, beugte sich vor und übergab sich. Während Cato auf Macro wartete, verließ ein steter Strom von atrebatischen Edelleuten den Saal, bemüht, ihr Gefühl von Entsetzen und Abscheu zu verbergen, während hinter ihnen erneutes Geschrei die Luft zerriss.

16

    »Wann genau ist das hier eingetroffen?« General Plautius warf den Bericht auf den Schreibtisch seines Obersekretärs. Der entrollte das Pergament, drehte es richtig herum und ließ im Licht einer Öllampe den Finger über die obersten Zeilen wandern, bis er das Registrierungszeichen fand.
    »Nur einen Moment bitte, Herr«, antwortete er und stand auf.
    Der General nickte, wandte sich ab und sah durch den Zelteingang nach draußen. Der Himmel war bewölkt, und obwohl die Sonne gerade erst untergegangen war, war es schon ziemlich dunkel. Dunkel und schwülwarm. Die Luft war unangenehm drückend und ließ nach den zurückliegenden sonnigen Tagen einen Wetterumschwung befürchten. Ein Unwetter würde zwar die unangenehm aufgeladene Atmosphäre entspannen, aber möglicherweise auch seine Transportfuhrwerke bedenklich lange aufhalten. Was das Wetter anging, gehörte diese grässliche Insel wohl zu den schlimmsten

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