Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
können.
    Der Gedanke an seine Familie erfüllte ihn mit einer schmerzlichen Sehnsucht. Zu Beginn des Jahres hatten seine Frau und seine Kinder versucht, zu ihm nach Britannien zu kommen, doch die Folgen waren so katastrophal gewesen, dass eine zweite Reise nach Britannien vollkommen ausgeschlossen war.
    Plautius wusste, dass er mit seiner körperlichen und seelischen Kraft beinahe am Ende war. Für diese Aufgabe wäre ein jüngerer Mann erforderlich, jemand, der genug Energie hatte, sie zu Ende zu führen und dafür zu sorgen, dass Caratacus endgültig besiegt, die britische Armee vernichtet und das Land so gründlich eingeschüchtert wurde, dass es sich Rom unterwarf. Ein Mann wie Legat Vespasian, überlegte Plautius.
    Vespasian hatte die Ernennung zum Legionskommandanten zwar ein paar Jahre später als üblich erhalten, hatte diese Verzögerung aber durch seinen hartnäckigen und zielstrebigen Stil wettgemacht. Deshalb hatte Plautius Vespasian und seine Zweite Legion dazu ausgewählt, im südlichsten Teil Britanniens selbstständig zu operieren. Bisher hatte der Legat das Vertrauen seines Vorgesetzten mehr als gerechtfertigt, war tief ins feindliche Gebiet vorgestoßen und hatte eine Hügelfestung nach der anderen eingenommen. Das Problem war allerdings, dass Vespasian sich als fast schon zu erfolgreich erwies. Indem er seinen Nachschubkolonnen weit vorauseilte, hatte er seine kaum noch geschützten Verbindungslinien dem Risiko fortgesetzter feindlicher Überfälle preisgegeben. Plautius hatte ihn eine Zeit lang gezügelt und ihm befohlen, auch die verbliebenen Hügelfestungen im Grenzbereich der Atrebates einzunehmen, bevor die Zweite Legion nach Süden weiterzog, um die große Insel vor der Südküste zu unterwerfen. Wenn Vespasian diesen nächsten Schritt tat, würde sich der Abstand zwischen den beiden römischen Kräften weiter vergrößern. Vespasian war sich dieser Gefahr ebenfalls bewusst und hatte dieser Sorge zuletzt in einem Bericht Ausdruck verliehen. Alles hing jetzt davon ab, dass die Atrebates Rom weiterhin die Treue hielten.
    In der Ferne war leises Donnergrollen zu vernehmen und Plautius blickte über die wellenähnlichen Zeltreihen zum Horizont, wo ein schwaches Wetterleuchten den Wetterumschwung ankündigte. Plötzlich wehte ein kühler Wind und ließ die Falten der Zeltklappe leise rascheln. Plautius würde einen guten Blick auf das herannahende Unwetter haben. Sein Hauptquartier war auf einem kleinen Hügel in der Mitte des Lagers errichtet worden. Der Leiter des Bautrupps hatte den Platz als ungeeignet verwerfen wollen, da er in zu großer Entfernung von der Kreuzung der zwei Lagerhauptwege lag, doch Plautius wollte über seine Legionen, die Palisade und das nach Westen abfallende Hügelland hinwegschauen können. In der Ferne war am Hang eines dicht bewaldeten Berges ein Getüpfel von Lichtern zu sehen.
    Das war das Lager des feindlichen Kommandanten Caratacus. Seit Tagen lagerten die beiden Armeen nun schon in mehreren Meilen Entfernung voneinander, und nur die Kundschafter lieferten sich im Niemandsland dazwischen gelegentlich kleinere Geplänkel. Plautius wusste, dass der schlaue Caratacus bei einem Angriff ganz einfach zurückweichen und die Legionen noch weiter hinter sich herziehen würde. Und immer so weiter, mit der Folge, dass Caratacus seine Nachschublinien immer weiter verkürzen konnte, während Plautius die seinen noch weiter ausdehnen musste. Daher hatte Plautius seinen Vorstoß vorläufig unterbrochen und baute die Kette von Befestigungen aus, die seine Flanken und seinen Rückzugsweg schützten. Erst danach würde er mit seinen Legionen weiter vorstoßen und die Briten zurücktreiben. Irgendwann würde er sie in den hintersten Winkel ihres Territoriums gedrängt haben, und dann mussten sie sich zum Kampf stellen. Dann aber würden die Römer sie vollständig vernichten.
    Das war zumindest der Plan, dachte Plautius mit einem bitteren Lächeln. Aber wie oft lief eine militärische Operation schon nach Plan? Vor ein paar Tagen hatte er einen Besorgnis erregenden Bericht von Vespasian erhalten, dass sich im Süden der Tamesis eine zweite britische Armee sammelte. Möglicherweise hatte Caratacus die Absicht, die beiden Armeen zu vereinigen, und in diesem Fall würde er versuchen, Plautius zu entschlüpfen und in einem Eilmarsch nach Süden zu ziehen, um Vespasian zu vernichten. Oder fühlte der Brite sich sogar stark genug, die römische Hauptarmee anzugreifen? Das war reines

Weitere Kostenlose Bücher