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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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geschaffen habt, nicht wegwerfen. Solange diese beiden Kohorten bestehen, sollten wir behutsam vorgehen.«
    Cato entspannte sich und nickte. Dann erhob der Tribun sich elegant von seinem Stuhl. Macro und Cato standen ebenfalls auf und nahmen Haltung an.
    »Nun, meine Herren, bitte ich, mich zu entschuldigen, aber ich muss König Verica wirklich meine Aufwartung machen, um unseren Verbündeten nicht noch länger zu kränken. «
    Als der Tribun weg war, lächelte Macro Cato an. »Den hast du bestens ausgehebelt! Jetzt muss der Drecksack uns zumindest vorläufig in Ruhe lassen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    »Komm schon, Cato! Warum musst du immer so verdammt argwöhnisch sein? Du hast es doch gehört: Er gibt dir Recht.«
    »Das sagte er …«
    »Und?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Cato blickte zu Boden. »Ich traue ihm nicht.«
    »Du hältst ihn für unaufrichtig?«
    »Nein. Oder zumindest nicht für einen Betrüger. Aber er ist sehr ehrgeizig. Schließlich vergibt der General nicht jeden Tag die Befugnisse eines Prokurators.«
    »Und das heißt?«
    »Das heißt, dass unser Freund Quintillus sehr in Versuchung sein könnte, diese Befugnisse unter allen Umständen auszuüben. Selbst wenn dadurch die Atrebates so weit provoziert würden, dass sie offen rebellieren.«
    Macro starrte ihn einen Moment lang an und schüttelte dann den Kopf. »Nein. Eine solche Dummheit würde niemand begehen.«
    »Er ist kein Niemand«, entgegnete Cato ruhig. »Quintillus ist ein Patrizier. Seinesgleichen dient Rom nicht. So, wie er die Dinge sieht, ist Rom dazu da, ihm zu dienen, und er versucht alles, um Rom genau dazu zu bringen. Falls die Atrebates sich erheben, kann er seine Befehlsgewalt ausnutzen, um alle verfügbaren Truppen unter sein Kommando zu stellen und den Stamm vernichtend zu schlagen. Ein ruhmreicher Sieg löscht merkwürdigerweise gerne die Erinnerung daran aus, warum dieser Sieg überhaupt nötig wurde. «
    Als Cato geendet hatte, brach der ältere Zenturio in ein sonores Lachen aus. »Die Götter mögen mir helfen, falls du jemals beschließt, in die Politik zu gehen. Du kannst ganz schön durchtrieben sein, mein lieber Bursche.«
    Cato errötete leicht wegen der damit angedeuteten Kritik, zuckte dann aber mit den Schultern. »Die Politik überlasse ich denen, die dafür geboren sind. Ich möchte einfach nur am Leben bleiben, und im Moment sitzen wir mitten in einem Nest von Skorpionen. Wir haben zwei einheimische Kohorten, die sich dem gefährlichen Irrtum hingeben, jedem Feind gewachsen zu sein. Wir haben eine von halb verhungertem Pöbel überfüllte Stadt und einen alten König, der bei jedem Schatten zusammenfährt, weil er eine Intrige seines eigenen adligen Gefolges befürchtet. Vor den Toren ziehen feindliche Plünderertrupps herum und schlachten unsere Nachschubkolonnen ab. Und jetzt – jetzt haben wir auch noch einen hochnäsigen, karrieregeilen Tribun am Hals, der begierig nach irgendeinem Vorwand sucht, die Einheimischen zu annektieren.« Er sah Macro an und schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich mir da keine Sorgen machen?«
    »Das stimmt.« Macro nickte. »Komm, lass uns was trinken. «

19

    Tribun Quintillus ging langsam durch die schmutzige Hauptgasse Callevas. Hinter ihm stapften seine Leibwächter, die er aus dem Armeehauptquartier mitgebracht hatte: sechs aufgrund ihrer Härte handverlesene Männer, jeder einzelne so hoch gewachsen und breitschultrig wie der Tribun. Er wusste, welchen Eindruck er bei diesen Barbaren hinterlassen wollte. Als Vertreter des Generals und letztlich des Kaisers selbst musste er die unbesiegbare Rasse verkörpern, die von den Göttern dazu auserwählt war, die schmuddeligen, rückständigen Völker der Welt jenseits der imperialen Grenzen zu unterwerfen.
    Auf seinem Weg zur königlichen Umfriedung blickte Quintillus sich zwischen den strohgedeckten Hütten neugierig um. Die meisten Bewohner saßen vor ihren Türen, ein Panorama ausgezehrter Gesichter, in deren Zügen die Verzweiflung stand. Sie hatten noch nicht ganz das Stadium des Verhungerns erreicht, wo Apathie und Kraftlosigkeit jedes Handeln ausschlossen. Daher stellten sie nach Berechnung des Tribuns noch immer eine Gefahr dar. Vielleicht hatten sie noch genug Energie, einem Aufruf zur Rebellion gegen Rom zu folgen.
    Nach dem Übungskampflärm im römischen Lager kam ihm die Stille unheimlich vor, und Quintillus war erleichtert, als er die letzte Biegung nahm und das Tor und die Palisade der

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