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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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vollmundig und erzeugte eine angenehme Wärme in der Kehle. Das war kein billiges Gesöff. Er konnte die Herkunft des Weins zwar nicht genau bestimmen, seinen Preis aber sehr wohl schätzen.
    »Wirklich gut. Ein Überbleibsel deiner Tage als römischer Gast?«
    »Natürlich. Und du denkst auch nur einen Moment lang, ich wäre so verrückt, mich gegen Rom zu kehren und so etwas aufzugeben?«
    Sie lachten beide und dann schüttelte Verica den Kopf.
    »Im Ernst, General, unser Bündnis mit Rom eröffnet uns viele Möglichkeiten. Doch auch davon abgesehen würde ich eher mein Glück mit Rom versuchen als mich diesem Schurken Caratacus auf Gedeih und Verderb auszuliefern. Dann wäre ich in wenigen Tagen tot und irgendein Fanatiker würde meinen Platz einnehmen.«
    »Und ein solcher Mann ließe sich unter den Atrebates leicht finden?«, hakte Quintillus nach.
    Verica sah ihn einen Moment lang an, jetzt ohne die geringste Spur von Erheiterung. »Es mag manchen geben, der denkt, dass unser Stamm auf der falschen Seite steht, ja.«
    »Manchen? Viele?«
    »Genug, um mir Sorgen zu bereiten.«
    »Was dir Sorgen bereitet, bereitet auch Rom Sorgen, Majestät. «
    »Oh, da bin ich mir sicher.«
    »Kennst du diese Männer?«
    »Ich kenne einige von ihnen«, räumte Verica ein. »Ich verdächtige weitere. Was die anderen anbelangt, wer weiß?«
    »Und warum kümmerst du dich dann nicht um sie, Majestät? «
    »Mich um sie kümmern? Was ist denn das für ein Euphemismus? Sag doch, was du meinst, Tribun. Wir müssen klar und eindeutig reden. Euphemismen sind etwas für Feiglinge und führen nur zu späteren Missverständnissen und Beschuldigungen. Du möchtest, dass ich meine Leute umbringe? «
    Quintillus nickte. »Zur Abschreckung und um deiner eigenen Sicherheit willen.«
    »Vermutlich hat der gute Zenturio Macro dir bereits berichtet, dass ich es mit dieser Strategie schon versucht habe und damit gescheitert bin.«
    »Vielleicht hast du ja nicht genug deiner Feinde entfernt? «
    »Vielleicht habe ich mehr als genug ›entfernt‹. Vielleicht hätte ich besser überhaupt keinen entfernen sollen. Das ist Cadminius’ Meinung, auch wenn er nicht wagt, es laut auszusprechen. «
    Am Ende des Tisches senkte der Hauptmann der Leibwache den Blick. Quintillus beachtete den Mann nicht weiter und beugte sich dichter zu Verica.
    »Das hätte wie Schwäche ausgesehen, Majestät. Es hätte andere ermutigt, die Stimme gegen dich zu erheben. Im Endeffekt führt Toleranz immer zu Schwäche. Und Schwäche zur Niederlage.«
    »Für euch ist alles einfach, nicht wahr, Römer?« Verica schüttelte den Kopf. »Alles ist entweder ganz schwarz oder ganz weiß. Eine einzige Lösung passt für alles. Herrsche mit eiserner Faust.«
    »Bei uns funktioniert es, Majestät.«
    »Bei uns? Wie alt bist du, Tribun?«
    »Vierundzwanzig, Herr. Nächsten Monat.«
    »Vierundzwanzig …« Der Atrebate blickte ihm einen Moment lang in die Augen und schüttelte den Kopf. »Calleva ist nicht Rom, Quintillus. Hier ist wesentlich mehr Fingerspitzengefühl erforderlich. Töte ich zu viele meiner Feinde, provoziere ich den Aufstand derer, denen Unterdrückung zuwider ist. Töte ich zu wenige, provoziere ich den Aufstand derer, die meine Milde missbrauchen. Verstehst du jetzt mein Problem? Jetzt frage ich dich: Wie viele sollte ich töten, um die gewünschte Wirkung zu erzielen, aber ohne einen Aufstand auszulösen?«
    Quintillus wusste keine Antwort und war wütend, dass er sich in eine solch offensichtliche rhetorische Falle hatte locken lassen. Er war von den teuersten Lehrern ausgebildet worden, die sein Vater sich leisten konnte, und fühlte sich beschämt. Verdammter König Verica. Dieser verdammte verschrumpelte alte Mann. Er hatte alles durcheinander gebracht und jetzt musste Rom für Ordnung sorgen. Immer Rom.
    »Majestät«, antwortete er ruhig. »Es ist mir bewusst, dass das Regieren eines Königreichs keine exakte Wissenschaft darstellt. Aber du hast ein Problem. Dein Volk ist geteilt und ein Teil deiner Leute steht Rom feindselig gegenüber. Daher ist das nun auch unser Problem. Zum Wohle deines Volkes musst du eine Lösung finden.«
    »Oder?«
    »Oder Rom wird das Problem lösen müssen.«
    Während des folgenden Schweigens registrierte der Tribun, dass Cadminius sich im Stuhl aufgerichtet und die Hand zur Faust geballt hatte. Am anderen Ende des Tisches lehnte Verica sich zurück, führte die gefalteten Hände an den Mund und betrachtete Quintillus aus schmalen

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