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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Herablassung durchscheinen zu lassen. An den verputzten und mit Tierfellen behängten Wänden entlang standen Truhen, in denen der Besitz des Königs aufbewahrt wurde. Dicht beim Eingang befand sich ein großer Tisch, um den mehrere Stühle gruppiert waren, an der rückwärtigen Wand ein großes Bett, mit weiteren Tierfellen zugedeckt. Verica stand neben dem Bett und zog eine lange Tunika über seinen mageren Körper mit der schlaffen, faltigen Haut. Ein schrilles Gekicher lenkte die Aufmerksamkeit des Tribuns wieder zum Bett, wo er das Gesicht einer jungen Frau entdeckte, fast noch ein Mädchen, die unter den Fellen hervorlugte. Verica sagte etwas zu ihr und wies mit einem Fingerschnippen zur Tür. Sofort warf das Mädchen die Felldecken von sich, schnappte sich einen schmuddeligen Überwurf vom Fußende des Bettes und eilte davon. Quintillus trat beiseite, um sie durch die Tür zu lassen, und musterte dabei wohlwollend ihren gertenschlanken Körper.
    »Hättest du sie gerne?«, fragte Verica, der steif auf ihn zutrat. »Im Anschluss an unser Gespräch, meine ich. Sie ist gut.«
    »Äußerst freundlich von dir, aber ich fürchte, dass ich keine Zeit habe, sie zu genießen. Außerdem mag ich sie ein bisschen älter – dann haben sie mehr Erfahrung.«
    »Erfahrung?« Verica runzelte die Stirn. »Ich bin die Erfahrung jeden Tag mehr leid. In meinem Alter sehnt man sich nach dem Leben, das man führte, bevor die Erfahrung es besudelte … Verzeihung«, Verica lächelte und hob entschuldigend die Hand. »Zur Zeit beschäftige ich mich ein bisschen viel mit Fragen des Alters. Bitte, nimm Platz, Tribun, hier am Tisch. Ich habe nach etwas Wein geschickt. Ich weiß, dass meine römischen Freunde Wein unserem Bier vorziehen.«
    »Danke, Majestät.«
    Während die beiden Männer sich setzten, brachte ein junger Sklave zwei Terra-Sigillata-Becher und einen Krug. Er schenkte einen dunkelroten Strom in jeden Becher. Gleich darauf eilte er aus dem Raum. Verica nickte zu einem Stuhl am anderen Ende des Tischs, und der Brite, der den Tribun geführt hatte, setzte sich zum König und seinem römischen Gast.
    »Cadminius ist der Hauptmann der königlichen Leibwache«, erklärte Verica. »Ich habe ihn stets in meiner Nähe. Was immer du mir zu sagen hast, darf auch er wissen.«
    »Ich verstehe.«
    »Nun denn, Tribun Quintillus, welchem Umstand verdanke ich das Vergnügen deines Besuchs?«
    Quintillus empfand die Direktheit des Königs als äußerst ungehobelt. Doch bei einem Kelten musste man dem Mangel an gesellschaftlichem Schliff und diplomatischem Takt mit Nachsicht begegnen. Schließlich entstammte der Mann tiefster Barbarei und war nur einige wenige Jahre in Rom zu Gast gewesen. Quintillus zwang sich also trotz allem zu einem Lächeln.
    »Ich weiß deine Direktheit zu schätzen, Majestät.«
    »Ich habe keine Zeit mehr für Förmlichkeiten, Tribun. Inzwischen bleibt mir für alles zu wenig Zeit.«
    Außer für seinen Appetit auf junges Fleisch, überlegte Quintillus, nötigte sich dann aber erneut ein Lächeln ab. »Mein General sendet König Verica, dem engsten unter unseren Freunden, seine herzlichsten Grüße.«
    Verica lachte. »Sonderbare Welt, wenn ein so unbedeutender Stamm wie die Atrebates in den Augen einer so großen Macht wie Rom auch nur die geringste Bedeutung besitzt. «
    »Dennoch bist du und ist dein Volk dem Kaiser und meinem General wichtig, wie dir sicher bewusst ist.«
    »Natürlich. Jeder Mann, der einen anderen Mann im Rücken hat, möchte wissen, ob der nun sein Feind ist oder sein Freund. Das ist der Sinn, in dem wir euch wichtig sind, oder etwa nicht?«
    Quintillus lachte. »Du beschreibst unser beider Lage wunderbar prägnant und treffend. Und das bringt uns zum Anlass meines Besuchs.«
    »Aulus Plautius möchte wissen, wie weit er sich auf mich verlassen kann.«
    »O nein, Majestät!«, widersprach Quintillus. »Der General hat nicht die geringsten Zweifel an deiner Loyalität gegenüber Rom. Absolut nicht.«
    »Wie ungemein beruhigend.«
    Verica hob seinen Becher und trank. An seiner mageren Kehle hüpfte der Adamsapfel, während er das Gefäß immer mehr neigte. Ein paar letzte rote Tropfen über seinen weißen Bart verschüttend, leerte Verica den Becher ganz und stellte ihn mit einem lauten Krachen auf den Tisch zurück.
    »Der Wein ist gut! Koste einmal, Tribun.«
    Quintillus führte seinen Becher an die Lippen, stellte fest, dass der Inhalt gut roch, und nahm einen Schluck. Der süße Wein war

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