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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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königlichen Umfriedung vor sich hatte. Zur Überraschung des Tribuns waren die Torflügel geschlossen. Anscheinend waren die Bewohner der Umfriedung sich der brodelnden Spannung in den stickigen Gassen Callevas durchaus bewusst. Beim Kommen der Römer drehte einer der Wachposten auf dem Wehrgang über dem Tor sich zur Königsburg um und meldete die Ankömmlinge mit lautem Rufen an. Doch die Torflügel blieben verschlossen, als Quintillus auf sie zumarschierte. Schon befürchtete er, dass man ihm die Schmach antun würde, ihm den Eintritt zu verwehren, da tauchte hinter der Palisadenbrüstung über dem schweren Balkentor ein Gesicht auf. Quintillus blickte blinzelnd auf, von der Sonne geblendet, und erkannte einen riesigen Krieger.
    »Sprichst du Latein?«, fragte der Tribun lächelnd.
    Der Mann nickte.
    »Dann sei bitte so gut und sage dem König, dass Tribun Quintillus um eine Audienz nachsucht. Ich komme im Auftrag von Aulus Plautius.«
    Beim Namen des Generals weiteten sich die Augen des Briten. »Warte, Römer.«
    Dann verschwand er und Quintillus stand vor dem verschlossenen Tor. Er starrte wütend auf die verschatteten Torflügel und schlug sich entnervt mit der Hand auf den Oberschenkel. Die Römer standen im strahlenden Sonnenschein zwischen den primitiven Hütten zu beiden Seiten des tief ausgefurchten Fahrwegs und warteten. Der Gestank eines Misthaufens, der durch die Hitze besonders stechend wurde, erfüllte die stickige Luft, und der Tribun rümpfte angeekelt die Nase. Fliegen umschwärmten ihn und seine Leibwächter und ganz in der Nähe bellte endlos ein Hund. Quintillus tat so, als lasse ihn das alles völlig kalt, und ging langsam vor dem Tor auf und ab, die Hände lose hinter dem Rücken verschränkt. Diese ganze Stadt schrie nach Zerstörung. Schon sah der Tribun Calleva als Sitz der Provinzregierung vor sich: schnurgerade Reihen ziegelgedeckter Häuser um einen bescheidenen Palast und ein Gerichtsgebäude geschart, die beide verkündeten, dass Recht und Ordnung Roms hier ein weiteres Mal gesiegt hatten.
    Schließlich ertönte hinter den Torflügeln ein lautes Poltern und der Riegel wurde zurückgezogen. Gleich darauf schwang einer der Torflügel langsam nach innen auf. Der Brite, der zuvor schon mit ihnen gesprochen hatte, winkte sie herein, bevor der Torflügel wieder geschlossen wurde.
    »Da entlang.« Der Brite deutete auf die Königsburg. Quintillus unterdrückte seine Empörung über das ungehobelte Benehmen des Mannes und nickte seinen Leibwächtern zu, ihm zu folgen.
    In der Umfriedung war es beinahe ebenso still wie in der Stadt. Eine Hand voll Wächter schritt die Palisade langsam ab und spähte dabei aufmerksam über das Durcheinander strohgedeckter Dächer hinweg. Andere saßen oder schliefen in schattigen Winkeln, und Quintillus war sich mehrerer Augenpaare bewusst, die ihm beim Vorübergehen folgten. Am Eingang der Königsburg hockten vier Krieger im Schatten. Sie erhoben sich, als die kleine Gruppe sich näherte. Dort angelangt, wandte der Brite sich zu Quintillus um.
    »Deine Männer warten hier.«
    »Das sind meine Leibwächter.«
    »Sie warten hier«, erklärte der Brite fest. »Du kommst mit mir.«
    Nach einem winzigen Moment des Zögerns, um anzudeuten, dass er seinen Gastgebern ein Zugeständnis machte, folgte Quintillus dem Mann hinein. Im Gegensatz zum strahlenden Sonnenlicht draußen war es hier drinnen bestürzend dunkel und Quintillus staunte über das laute Hallen seiner Schritte auf dem primitiv gepflasterten Boden. Eine kleine Öffnung im Dach erlaubte einem Lichtstrahl zwischen den Dachbalken Zugang, und in seinem sanftgoldenen Schimmer tanzten winzige Staubkörnchen. Quintillus stellte fest, dass die Luft zwar angenehm kühl war, aber nach Bier und Küchendünsten stank. Auf der rückwärtigen Seite des Königssaals befand sich ein schmaler Durchgang, der von innen mit einem Ledervorhang verhängt war. Seitlich vor dem Eingang stand ein Wächter, das gezogene Schwert mit der Spitze zwischen die Füße gestellt. Der Begleiter des Tribuns nickte dem Wächter zu, der beiseite trat, und klopfte am hölzernen Türrahmen. Von drinnen antwortete eine Stimme und der Brite schob den Ledervorhang beiseite, trat durch die Tür und winkte dem Tribun, ihm zu folgen.
    Nach römischen Maßstäben waren die privaten Räumlichkeiten des Königs äußerst primitiv eingerichtet, und Quintillus musste sich zusammennehmen, um nicht ganz undiplomatisch seine spontane Abscheu und

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