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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Verzweiflung getrieben. Wie damals, als Caligula die Idee hatte, einen kleinen Spaziergang über die Bucht von Misenum zu machen. Ein Kaiser ließ sich so was nicht ausreden. Schließlich war er ein Gott, und wenn ein Gott sich etwas wünschte, so geschah es. Und so bauten Tausende von Legionären unter Verwendung von beschlagnahmten Handels- und Fischerbooten eine Pontonbrücke zwischen Baiae und Puteoli. Während Caligula und sein Gefolge auf der Brücke hin und her paradierten, beobachteten Tausende halb verhungerter Fischer und ruinierter Kaufleute das Treiben und wurden von Praetorianern mit der Schwertspitze zu fröhlichem Jubel »ermutigt«. Cato hatte all das miterlebt, so dass ihn jetzt die praktischen Auswirkungen von Vericas Entscheidung, jagen zu gehen, absolut nicht überraschten.
    Macro blickte sich noch immer mit missbilligendem Stirnrunzeln um. »Ich dachte, wir nehmen einfach ein paar Speere und bringen im Wald ein paar wilde Viecher zur Strecke. Aber doch nicht so ein Aufstand. Wo steckt denn jetzt dieser verdammte Tribun?«
    Sie waren am Spätnachmittag aus dem römischen Lager gerufen worden und hatten den beiden Kohorten freigegeben, bevor sie sich in den heißen, stickigen Gassen auf die Suche nach Tribun Quintillus machten. Beiden Zenturionen waren ihre dicken Militärtuniken zu warm, und Cato spürte unangenehm berührt, wie ihm unter dem dicken Wollstoff der Schweiß aus den Achselhöhlen rieselte.
    »Siehst du ihn irgendwo?«, fragte Macro und reckte den Hals. Da er einige Zoll kleiner als Cato war, war seine Sicht durch das Gewusel der hoch gewachsenen Kelten behindert. Was Macro an Körpergröße fehlte, machte er durch seinen muskulösen, breitschultrigen Körperbau wett. Im Moment wirkte Macro so gereizt, als wollte er gleich jemanden aus der Menge schnappen und durch die Luft werfen.
    »Nein.«
    »Dann frag jemanden, du Trottel.«
    Einen Moment lang erwiderte Cato den wütenden Blick seines Kameraden und verkniff sich nur mit Mühe die Bemerkung, dass Macro selber ja auch ein bisschen Keltisch hätte lernen können.
    »Na gut.« Cato blickte sich um und hielt den Blick eines königlichen Leibwächters fest, der an einem der Wagenräder lehnte, die Daumen in den Gürtel gesteckt, der seine karierten Kniehosen über dem dicht behaarten Bauch festhielt. Cato winkte den Mann heran, doch der Brite antwortete nur mit einem kurzen Lächeln und beobachtete weiter mit trägem Blick die schuftenden Sklaven. Mit einem leisen Fluch schob Cato sich zu dem Leibwächter durch.
    »He, du!«
    Der Leibwächter sah sich irritiert nach dem Römer um.
    »Hast du den Tribun gesehen?«
    Cato wusste, dass seine Aussprache gut genug war, doch der Mann starrte ihn verständnislos an.
    »Der Tribun. Der Römer, der vor vier Tagen eintraf. Ist er hier?«
    »Sa!« Der Leibwächter nickte knapp.
    »Wo denn?«
    Der Brite nickte zur Königsburg hinüber.
    »Drinnen?«
    »Na! Trainiert.«
    Cato wandte sich an Macro. »Er ist da. Hinter dem Gebäude. «
    »Richtig.« Macro funkelte den Leibwächter an. »Bist ein richtig gesprächiger Typ, was?«
    Der Leibwächter verstand kein Latein und erwiderte einfach nur Macros Blick, stumm und unnachgiebig.
    »Komm schon«, griff Cato ein. »Wir können den Tribun nicht warten lassen. Heb dir das für später auf.«
    Cato voran, schoben sich die beiden Zenturionen durch das Gedränge auf den Eingang der großen Halle zu. Die Wächter kannten die beiden inzwischen so gut, dass sie sie durchwinkten. Drinnen war es kühl und dunkel, und Cato und Macro mussten ihre Augen einen Moment lang an das Dämmerlicht gewöhnen. Dann sah Cato, dass einige Adlige still auf den Bänken entlang der Saalwände saßen und sich ausruhten. Auf breiten Holztischen standen hölzerne Servierplatten mit leeren Bechern und den Überresten einer Mahlzeit. Außerdem sah man undeutlich ein paar Jagdhunde auf dem Boden liegen – völlig bewegungslos bis auf eine Hündin, die einen ihrer Welpen leckte. Von oben drangen einige verirrte Sonnenstrahlen durchs Dachstroh und warfen Lichtschäfte ins Dämmerlicht.
    »Nicht alle hier schuften«, bemerkte Macro höhnisch. Dann vernahmen sie aus einer kleinen Tür direkt gegenüber das scharfe Klirren von Schwertern. »Klingt aber so, als würde sich zumindest einer von ihnen in Schweiß bringen.«
    Sie gingen zum Hintereingang des Saals, traten durch den hölzernen Türrahmen und kniffen – im plötzlichen, strahlenden Sonnenlicht geblendet – die Augen zusammen.

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