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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Augen.
    »Soll das eine Drohung sein?«
    »Nein. Natürlich nicht. Aber lass mich die Optionen deines Volkes beschreiben, wie ich sie sehe, wenn du gestattest. «
    »Nur zu, junger Mann.«
    »Die Atrebates müssen Verbündete Roms bleiben. Wir müssen sichergehen, dass unser Nachschub euer Gebiet sicher passiert. Solange du das garantieren kannst, wirst du feststellen, dass wir euch dankbare und wertvolle Freunde sind. Und solange auch dein Nachfolger dieselbe Politik verfolgt, wird Rom gerne zulassen, dass die Atrebates ihre Angelegenheiten eigenständig regeln – solange wir keine Entwicklungen feststellen, die unsere Interessen gefährden könnten.«
    »Falls aber doch?«
    »Dann müssten wir euch helfen, euer Königreich zu regieren. «
    »Du meinst, ihr müsstet uns annektieren? Uns zur Provinz machen?«
    »Natürlich hoffe ich, dass es niemals so weit kommt.«
    Es folgte ein angespanntes Schweigen, bevor Verica wieder das Wort ergriff. »Ich verstehe. Und falls unsere ›Politik‹ sich ändert?«
    »Dann werden wir uns gezwungen sehen, alle Kräfte zu vernichten, die gegen Rom arbeiten. Alle Waffen werden konfisziert. Du und alle deine Adligen, die sich gegen Rom erheben, ihr verliert eure Ländereien, und alle Gefangenen werden als Sklaven verkauft. Das ist das Schicksal derer, die Rom die Treue brechen.«
    Verica starrte den Tribun einen Moment lang an und ließ den Blick dann zum Hauptmann der Leibwache hinüberzucken. Angesichts der unverhüllten Drohung des römischen Gesandten hatte Cadminius Mühe, seinen Zorn zu beherrschen.
    »Du lässt mir und meinem Volk keine große Wahl.«
    »Nein, Majestät. Gar keine.«

20

    Zwei Tage nach dem Eintreffen des Tribuns verkündete Verica, dass er eine Jagd veranstalten wolle. Ein Teil der mehrere Meilen von Calleva entfernten Wälder war königliches Jagdrevier und die in seiner Nähe ansässigen Bauern durften dort kein Wild jagen.
    Am Nachmittag vor dem Aufbruch zur Jagd regte sich kein Lüftchen. Still lagen die Gassen Callevas unter der sengenden Sonne, während alle Bewohner sich in den Schatten geflüchtet hatten. Im Inneren der königlichen Umfriedung waren Diener und Sklaven dagegen eifrig mit Vorbereitungen beschäftigt. Die romantische Vorstellung, dass eine Gesellschaft von Adligen bei der Jagd ganz spontan ihren Verstand mit den raffinierten Kräften der Natur misst, ging weit an der logistischen Realität der Übung vorbei. Nach monatelanger Lagerung mussten alle Jagdspeere aussortiert werden, deren Schäfte gelitten hatten. Die brauchbaren Speere waren zu säubern und die Spitzen zu schleifen, bevor sie in Transportbehälter aus stabilem Leder kamen. Die Pferde mussten auf ihre Tauglichkeit überprüft und die schwächeren Tiere für andere Arbeiten zurückgestellt werden. Das Sattelzeug wurde gesäubert, eingefettet und sorgfältig auf jene Pferde eingestellt, die für die königliche Jagdpartie ausgewählt worden waren. Sklaven kämpften sich schwitzend mit Decken und Fellen zu den Wagen, die am Rand der Umfriedung standen. Nervöse Proviantmeister kommandierten Sklaven, die aus den dunklen Lagerräumen hinter dem Königssaal säckeweise Brot, Fleischkeulen und Krüge mit Bier und Wein heranschleppten. Der Hauptmann der königlichen Leibwache saß an einem improvisierten Tisch und wählte aus der langen Schlange von Bewerbern, die vor dem Tor anstand, tüchtige Treiber aus. Da es kaum noch Lebensmittel gab, wollte jeder in Calleva einen Anteil des Wildbrets ergattern, das nach der Jagd verteilt wurde.
    »Man könnte meinen, dass dieser Haufen einen Feldzug plant«, murmelte Macro, als er und Cato sich durch das Gewimmel drängten. »Ich dachte, wir machen einfach nur eine nette kleine Jagd.«
    Cato lächelte. »Für die Knechte der Adligen gibt es das nicht, eine nette Jagd.«
    Er sprach aus Erfahrung, da er ja im kaiserlichen Palast in Rom aufgewachsen war, und zwar hinter den Kulissen. Jedes Mal, wenn der Kaiser, oft aus einer Laune heraus, beschlossen hatte, dass er »mal schnell in Ostia vorbeischauen« oder »ein bisschen frische Luft in den Bergen schnappen« wollte, um der Gluthitze des römischen Sommers zu entkommen, war Catos Vater der Mann gewesen, der die unzähligen nötigen und unnötigen Dinge organisieren musste, die zu einem solchen Ausflug gehörten.
    Caligula war der schlimmste gewesen. Die verrückten Launen des Kaisers waren immer bis an die absoluten Grenzen des Machbaren gegangen und hatten Catos geduldigen Vater zur

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