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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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sich eigentlich hält? … Was, zum Teufel, ist denn mit dir los? Cato!«
    Cato fuhr zusammen. »Entschuldigung. Ich hatte nur nachgedacht.«
    Macro verdrehte die Augen. »Nachgedacht? Der Tribun hat die Entlassung unseres einzigen Verdächtigen angeordnet und du sitzt da und träumst mit offenen Augen. Reiß dich zusammen, Junge. Wir müssen handeln, nicht denken.«
    Cato nickte geistesabwesend. »Kam dir das nicht auch ein bisschen merkwürdig vor?«
    »Merkwürdig? Nein, eigentlich nicht. Typische Quertreiberei eines Tribuns, der unbedingt mitmischen möchte.«
    »Nein, nicht das.« Cato runzelte die Stirn.
    »Was denn dann?«
    »Dass er über Artax’ Verwicklung in den Fall Bescheid wusste, bevor wir überhaupt seinen Namen erwähnten.«

22

    Der Aufbruch der königlichen Jagdgesellschaft wurde nur von ein paar hundert Bewohnern Callevas verfolgt. Und selbst diese hatten keine Lust, dem Ereignis die übliche festliche Atmosphäre zu verleihen. Beim Durchreiten des Stadttors sahen Cato und Macro die ausgezehrten Gesichter der Hungernden zu beiden Seiten des Wegs. Doch so hungrig die Kinder auch waren, rannten sie doch neben der Prozession von Wagen, Pferden und der kleinen Dienerschar des königlichen Haushalts her. Cato wandte den Blick von Callevas Einwohnern ab. Nicht, dass er bisher noch nie Hunger gesehen hätte. Trotz des Handels mit Produkten aus aller Herren Länder und trotz der Getreidezuteilung für Arme verhungerten selbst in Rom zahlreiche Bettler und Landstreicher auf offener Straße.
    Auf Betreiben von Tribun Quintillus ritten die beiden Zenturionen unmittelbar vor Vericas Haussklaven und den Transportwagen mit Vorräten und Luxusgütern für die Jagd. Vor ihnen ritten die unbedeutenderen Adligen des Stammes, in weite Kittel und leuchtend bunte Beinkleider gehüllt. Obgleich es noch früh am Morgen war, hatten die Männer bereits ihre Trinkhörner geleert und unterhielten sich ausgelassen, ohne die ausgemergelten Menschen, die sie vom Wegesrand mit hungrigen Augen anstarrten, im Geringsten zu beachten. Angeführt wurde die Jagdgesellschaft von König Verica mit seinen engsten Freunden und Beratern und einer kleinen Gruppe bewaffneter Leibwächter, die darauf gefasst waren, bei einer Gefahr für ihren König sofort zu handeln. Sie ließen die Augen aufmerksam über die Zuschauer am Wegesrand gleiten, die Hand an den Schwertgriff gelegt. Doch die Zuschauer blieben friedlich. Einige ließen sogar ein paar matte Jubelrufe hören. Die meisten schauten allerdings schweigend zu, bis die Vorratswagen an ihnen vorbeirollten, die mit Räucherfleisch, Krügen voll Wein und Bier und körbeweise Brot und Obst beladen waren.
    Ein leises, verzweifeltes Stöhnen der Menge ging langsam in ein Gewimmer über. Dann erhob sich eine wütende Stimme. Cato drehte sich um und erblickte einen Mann, der einen schmuddeligen Säugling, dessen Augen fast aus dem skelettartig abgemagerten Kopf quollen, hoch in die Luft streckte. Cato konnte das wütende Gebrüll des Mannes kaum verstehen, aber das war auch nicht nötig. Der stumpfe Blick in den Augen des Kindes und die Verzweiflung des Mannes waren deutlich genug. Andere nahmen den wütenden Ruf auf und die Menge bewegte sich zögernd auf die Vorratswagen zu.
    Die Proviantmeister, die die Fuhrwerke lenkten, erhoben sich schreiend und mit drohenden Gesten von ihren Kutschböcken. Doch keiner beachtete sie und alle starrten hungrig in die Wagen. Bevor jedoch irgendeiner aus der Menge zugreifen konnte, ertönte ein lautes Peitschenknallen, von einem Schmerzensschrei gefolgt. Cato sah einen Mann, der die Hand vors Gesicht geschlagen hatte, während zwischen seinen Fingern das Blut hervorquoll. Die Menge verharrte einen Moment lang lautlos, als holten alle gemeinsam scharf Atem. Dann umdrängten sie die Wagen erneut und die Proviantmeister droschen fluchend auf die Verhungernden ein.
    »Haltet sie auf!«, hörte Cato Quintillus rufen.
    Der Tribun galoppierte mit gezogenem Schwert am Gefolge des Königs vorbei nach hinten; ihm folgte die Leibwache des Königs. Beim Anblick der wirbelnden Hufe sprangen die Leute nach allen Seiten davon.
    »Macro!«, rief Cato. »Hilf mir!«
    Der junge Zenturio wendete sein Pferd, drängte es zum nächsten Wagen und rief auf Keltisch: »Zurück, ihr Narren! Zurück mit euch!«
    Die Wut in den Mienen der Menschen, die sich zu ihm umdrehten, schlug schnell in Angst um, und dann versuchten die Leute, sich vor den geweiteten Nüstern und dem massigen Leib

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