Cato 05 - Beute des Adlers
das.«
»Gerne. Caratacus und seine Armee haben nicht einmal zehn Meilen von hier ihr Lager aufgeschlagen.« Plautius deutete nach Westen. »Er weiß, dass wir hier sind und dass wir davon ausgehen, dass er sich zurückfallen lässt, sobald wir vorrücken. Nun, bei unserem nächsten Vorstoß wird er an mehreren Furten die Tamesis überqueren, uns umrunden und über diejenigen Stämme herfallen, die sich uns angeschlossen haben. Möglicherweise wird er sogar versuchen, einen so großen Vorsprung herauszuarbeiten, um die Vorratsspeicher von Londinium angreifen zu können. Ein guter Plan, wie ich finde.«
»In der Tat. Doch weshalb weißt du davon?«
»Einer von Caratacus ’ Häuptlingen steht als Spion in meinen Diensten.«
»Wirklich? Das ist mir neu.«
»Manche Informationen sind zu heikel, um sie schriftlich festzuhalten«, sagte Plautus selbstgefällig. »Man weiß ja nie, in wessen Hände diese Berichte fallen. Darf ich fortfahren?«
»Bitte.«
»Caratacus weiß nicht, dass die Zweite Legion aus Calleva abgezogen wurde und nun die Furt bewacht. Er wird zwischen meinen Truppen und dem Fluss eingekeilt werden. Und diesmal gibt es keinen Ausweg für ihn. Er wird sich zum Kampf stellen müssen, und wir werden ihn vernichten. Erst dann, Narcissus, habt du und der Kaiser endlich euren Sieg in Britannien. Es werden nur ein paar Aufrührer im Gebirge im Westen und diese Wilden oben in Kaledonien übrig bleiben. Aber sie unter unsere Herrschaft zu zwingen, ist der Mühe nicht wert. Am besten wäre es, eine Verteidigungslinie zu errichten, um sie von der Provinz fernzuhalten.«
»Eine Verteidigungslinie? Was für eine Verteidigungslinie?«
»Ein Graben, eine Mauer, vielleicht ein Kanal.«
»Das klingt sehr kostspielig.«
»Ein Aufstand ist noch kostspieliger. Aber das können wir uns später in Ruhe überlegen. Zunächst müssen wir unsere ganze Aufmerksamkeit darauf richten, Caratacus zu besiegen und den Widerstand der Stämme zu brechen. Ich nehme an, dass du dir die Schlacht nicht entgehen lassen willst?«
»Ganz recht. Ich freue mich schon darauf. Fast so sehr, wie ich mich darauf freue, das Ganze dann dem Kaiser zu berichten. Diese Angelegenheit wird dir zu großem Ruhm verhelfen, Plautius. Uns allen.«
»Darf ich darauf einen Trinkspruch ausbringen?« Plautius füllte beide Gläser und hob sein eigenes. »Auf die Niederlage der Feinde des Kaisers und auf … auf einen glorreichen Sieg über die Barbaren!«
»Auf den Sieg!« Lächelnd leerte Narcissus sein Glas.
KAPITEL 4
D ie Centurionen der Zweiten Legion saßen auf mehreren Stuhlreihen im Feldherrenzelt und warteten auf die Ansprache des Legaten. Sie hatten einen ganzen langen Tag damit verbracht, die Legion auf den Gewaltmarsch vorzubereiten, mit dem der Vorstoß früh am nächsten Morgen beginnen sollte. Wohin genau die Armee vorrücken würde, wusste allein Legat Vespasian, der sich jedoch selbst vor seinen engsten Beratern bedeckt hielt. Die Sonne war gerade untergegangen, die Luft erfüllt von Mückenschwärmen. Sie sammelten sich um den flackernden gelben Schein der Öllampen, und ab und an knisterte es, wenn ein Insekt törichterweise den Flammen zu nahe kam. Am Kopfende des Zelts hing in einem Holzrahmen eine große Lederkarte, die einen Ausschnitt der Tamesis zeigte.
In der vierten Reihe saßen die Centurionen der Dritten Kohorte. Ganz außen hatte sich ein großer junger Mann dazugequetscht, der inmitten der faltigen, wettergegerbten Veteranengesichter äußerst fehl am Platze wirkte. Tatsächlich wirkte er fast zu jung, um überhaupt Militärdienst verrichten zu dürfen. Unter dem dunklen, lockigen Haar blitzten dunkle Augen aus einem schmalen Gesicht. Seine schmächtige Gestalt zeichnete sich selbst unter der Tunika, dem Kettenhemd und dem Harnisch deutlich ab. Seine nackten Arme waren dünn und sehnig, jedoch kaum muskulös zu nennen. Trotz der Uniform und den blitzblank polierten Orden an seinem Brustpanzer sah er wie ein Junge aus, und die nervösen Blicke, die er durch den Raum warf, offenbarten seinen Mangel an Selbstsicherheit.
»Cato! Verflucht noch eins, hör auf zu zappeln!«, knurrte der Centurio neben ihm. »Du führst dich ja auf wie von der Tarantel gestochen.«
»Tut mir leid, liegt wohl an der Hitze. Die bekommt mir nicht.«
»Tja, da bist du nicht der Einzige. Ich weiß nicht, was mit dieser verdammten Insel los ist. Entweder es regnet in Strömen oder es ist unerträglich heiß. Ich wünschte, das Wetter würde sich
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