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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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mal entscheiden. Wenn du mich fragst, hätten wir diesen trostlosen Steinhaufen gar nicht erst betreten sollen. Bei den Göttern, warum sind wir überhaupt hier?«
    »Macro, wir sind hier, weil wir nun mal hier sind.« Sein Kamerad grinste ihn an. »Hast du mir nicht gesagt, dass das immer die Antwort auf solche Fragen ist?«
    Macro spuckte auf den Boden zwischen seinen Stiefeln. »Da will man einmal mit Rat und Tat zur Seite stehen, und schon wird man schwach angeredet. Warum mache ich mir überhaupt die Mühe?«
    Cato musste ein weiteres Mal lächeln. Vor wenigen Monaten war er noch Optio gewesen, der zweite Kommandierende in Macros Centurie. So gut wie alles, was er in den letzten zwei Jahren über die römische Armee gelernt hatte, war ihm von Macro beigebracht worden. Und vor zehn Tagen hatte er schließlich selbst den Befehl über eine Centurie übernommen. Seitdem litt er schwer unter der drückenden Last der Verantwortung, die dieser neue Posten mit sich brachte, und bemühte sich, vor den achtzig Männern seiner Centurie so hart und humorlos wie möglich zu erscheinen. Wobei er im Stillen betete, dass seine Aufregung und Ängstlichkeit unter dieser Maske nicht sichtbar waren. Andernfalls würde er alle Autorität verlieren, und diesen Augenblick fürchtete Cato mehr als alles andere. Und dabei hatte er nur wenig Zeit, die Loyalität seiner Männer zu gewinnen – keine leichte Aufgabe, da er kaum die Namen und noch weniger den Charakter der Männer unter seinem Kommando kannte. Er hatte sie härter exerzieren lassen als die meisten anderen Centurionen, obgleich ihm bewusst war, dass sie ihn erst dann als ihren Befehlshaber anerkennen würden, wenn er sich in der Schlacht bewährte.
    Mit einem Anflug von Bitterkeit dachte er daran, wie viel einfacher Macro es hatte. Der hatte zehn Jahre lang gedient, bevor er in die Position befördert wurde, die ihm jetzt zur zweiten Natur geworden war. Macro musste niemandem etwas beweisen – die Narben auf seinem Körper legten genug Zeugnis von seinem Kampfesmut ab. Zudem war er von kleinem Wuchs und sehr stämmig – körperlich das genaue Gegenteil seines Freundes. Ein Blick reichte, um zu wissen, dass man Macro lieber nicht verärgerte, wenn einem seine Zähne lieb waren.
    »Wann fängt denn diese verdammte Besprechung endlich an?«, knurrte Macro und schlug nach einer Mücke, die sich auf seinem Knie niedergelassen hatte.
    »Achtung!«, brüllte der Lagerpräfekt am Kopfende des Zeltes. »Legat anwesend!«
    Sofort erhoben sich die Centurionen und standen stramm, als ein Wachtposten den Zelteingang zurückschlug und der Kommandant der Zweiten Legion eintrat. Vespasian war von großer, massiger Gestalt und hatte ein breites, faltiges Gesicht. Obwohl man ihn nicht gerade als gut aussehend bezeichnen konnte, besaß er doch eine gewisse Ausstrahlung, die bewirkte, dass sich die Männer in seiner Gegenwart unwillkürlich entspannten. Niemals legte er das arrogante Gehabe an den Tag, das typisch für die Senatoren war. Andererseits war seine Familie erst kürzlich aus dem Ritter- in den Senatorenstand berufen worden, und sein Großvater war Centurio unter Pompeius Magnus gewesen. Daher war Vespasian das Leben seiner Untergebenen nicht fremd, was dazu beitrug, dass sie ihn respektierten – unter seinem Befehl hatte die Zweite Legion viel mehr als nur ihren Teil zum gegenwärtigen Feldzug beigetragen.
    »Rühren, Männer. Bitte setzt euch.«
    Vespasian wartete, bis wieder Ruhe im Zelt eingekehrt war. Sobald außer den Geräuschen, die von draußen durch die Lederwände drangen, nichts mehr zu hören war, stellte er sich neben die Karte und räusperte sich.
    »Männer, dieser Feldzug wird in wenigen Tagen sein Ende finden. Caratacus ’ Armee marschiert in eine Falle, die zu ihrer völligen Vernichtung führen wird. Sobald seine Truppen aufgerieben sind und Caratacus gefangen genommen ist, werden auch die verbliebenen Stämme die Lust verlieren, Widerstand zu leisten.«
    »Aber sicher«, flüsterte Macro. »Wie oft ich das wohl schon gehört habe?«
    »Pssst.« Cato stieß ihn an.
    Nun hatte der Legat die volle Aufmerksamkeit seiner Zuhörer und deutete mit einem Stab auf die Karte. »Unser Lager befindet sich hier, nicht weit von der Tamesis entfernt. Unsere atrebatischen Späher berichten, dass dieser Landstrich unter dem Namen › Die drei Furten ‹ bekannt ist – aus offensichtlichen Gründen.« Der Legat hob den Stock und richtete ihn auf das Territorium nördlich der

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