Cato 05 - Beute des Adlers
sprechen, Herr.«
Tullius starrte ihn einen Augenblick lang an. »Optio!«, rief er, ohne Cato aus den Augen zu lassen.
»Herr?«
»Eine Nachricht an den Kohortenkommandanten. Sag ihm, seine Anwesenheit wird am Haupttor erwünscht.«
Als sich der Optio entfernt hatte, trat Tullius nahe an Cato heran und senkte die Stimme.
»Was hast du vor, Freundchen? Sobald dich Maximius zu Gesicht bekommt, bist du ein toter Mann.«
»Wenn ich ihn nicht warne, sind wir alle tote Männer.«
»Warnen?« Tullius runzelte die Stirn. »Wovor warnen?«
»Vor Caratacus. Er und der Rest seiner Armee sind auf dem Weg hierher. Er will euch … «, Cato lächelte, »… uns vernichten.«
Cato sah, wie der Optio hinter Tullius ’ Rücken strammstand, als eine Gestalt um eine Zeltreihe gebogen kam. Maximius schob den Mann beiseite und brüllte los.
»Was zum Hades geht hier vor? Centurio Tullius! Was haben diese verdammten Bettler in meinem Lager zu suchen? Das hier ist keine Herberge für Herumtreiber!«
Tullius wirbelte herum und stand stramm. »Herr, bitte gehorsamst, Bericht erstatten zu dürfen. Das sind Centurio Cato und einer seiner Männer.«
»Cato?« Maximius zögerte einen Moment, dann ging er mit einem Ausdruck vollkommenen Erstaunens auf Cato zu. Als er sich mit eigenen Augen von der Identität Catos überzeugt hatte, lächelte er grausam. Er baute sich vor Cato auf, stemmte die Hände in die Hüften und musterte die Männer vor sich mit schief gelegtem Kopf. Dann rümpfte er die Nase.
»Du stinkst.«
»Herr, ich muss euch sagen … «
»Ruhe!«, schrie Maximius. »Halt’s Maul, du ekelhaftes Stück Scheiße! Noch ein Wort, und ich schneide dir die Kehle durch.«
Er wandte sich an Tullius. »Werft ihn in die Latrinengrube und stellt eine Wache davor auf.«
Tullius hob die Augenbrauen. »Herr?«
»Du hast mich schon verstanden! Befolge meinen Befehl.«
»Aber, Herr, Centurio Cato ist gekommen, um uns zu warnen.«
»Centurio Cato?« Maximius setzte Tullius einen Finger auf die Brust. »Das ist kein Centurio. Kapiert? Er ist ein Verurteilter. Ein toter Mann. Du wirst ihn nie wieder mit diesem Rang anreden. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?«
»Ja, Herr«, erwiderte Tullius eingeschüchtert. »Und die Warnung?«
Maximius ballte die Hände zu Fäusten. Die Farbe wich aus seinem Gesicht. »Befolge meine Befehle! Setz deinen Arsch sofort in Bewegung, wenn du nicht wie Macro enden willst!«
Tullius zuckte zusammen. »Jawohl, Herr. Sofort, Herr.«
Der alte Centurio bellte die Befehle den Männern entgegen, die Cato und Nepos ins Lager eskortiert hatten und jetzt zu ihren Seiten standen. Umgehend wurden die beiden Flüchtigen bei den Armen gepackt und schnell zum anderen Ende des Lagers gezerrt. Cato sah sich verzweifelt um.
»Herr, um der Götter willen, hör mich an!«
»Centurio!«, fauchte Maximius. »Bring den Gefangenen zum Schweigen!«
»Caratacus ist im Anmarsch!«, brachte Cato noch heraus, bevor Tullius auf ihn zusprang und ihm fest auf den Kiefer schlug. Einen Augenblick lang war Cato benommen, dann schmeckte er Blut und spürte, wie sein Mund anschwoll. Er drehte den Kopf zur Seite und spuckte aus, dann brüllte er eine letzte Warnung.
»Du darfst nicht … «
Tullius hob die Faust.
»Schon gut«, murmelte Cato. »Schon gut. Was ist mit Macro? Was hat er gemeint?«
Tullius sah sich um. Maximius war damit beschäftigt, den Wachen eine Standpauke über nicht erfüllte Pflichten zu halten.
»Macro steht unter Arrest.«
»Arrest?« Zuerst dachte Cato mit Schrecken, dass die Rolle seines Freundes, die er bei der Flucht der Gefangenen gespielt hatte, ans Licht gekommen war. Doch da er das nicht mit Sicherheit wusste, musste er vorsichtig vorgehen. »Warum das denn?«
»Befehlsverweigerung. Er hat sich geweigert, Vergeltungsmaßnahmen gegen die Einheimischen durchzuführen.«
»Vergeltungsmaßnahmen?«
»Gestern wurden sechs unserer Männer direkt vor unseren Augen abgeschlachtet. Maximius hat Macro befohlen, dafür sechzig Dorfbewohner umzubringen. Er hat sich geweigert, und Maximius hat ihn unter Arrest gestellt und den Befehl über seine Centurie einem Optio namens Cordus übertragen. Ein echter Scheißkerl. Der hat den Befehl nur zu gern befolgt.«
Cato sah ihn an. »Ist das dein Ernst?«
»Mein voller Ernst. Und jetzt sei ruhig!« Tullius beugte sich schnell vor. »Wir reden später. Hier sind zu viele neugierige Ohren«, flüsterte er.
Sie marschierten schweigend weiter, bis sie
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