Cato 05 - Beute des Adlers
mit ganz anderen Dingen beschäftigt.«
Dann hörte er das rhythmische Stampfen von Stiefeln, die sich dem Zelt näherten. Er sah zu Tullius hinüber.
»Da kommt jemand.«
Der ältere Centurio eilte zum Zelteingang und spähte kurz hinaus.
»Es ist Cordus. Zusammen mit Maximius ’ Leibwache.«
KAPITEL 37
M acro packte Tullius ’ Schulter. »Geh da raus und kümmere dich um ihn.«
»Was soll ich ihm sagen?«
»Irgendwas. Hauptsache, er kommt nicht ins Zelt. Sonst ist alles aus.«
Tullius schluckte nervös, nahm sich einen Augenblick Zeit, um seine Gedanken zu ordnen, und verließ das Zelt.
»Cordus! Da bist du ja. Was hat dich so lange aufgehalten?«
»Ich … ich war im Dorf, Herr.« Er klang gekränkt, fast aufmüpfig. »Wie du befohlen hast. Die Eingeborenen arbeiten am Graben, Herr.«
»Gute Arbeit. Sehr gut. Aber es gibt noch mehr zu tun. Die Kohorte wird sich sofort abmarschbereit machen. Gib diesen Befehl an alle Einheiten weiter. Die Männer sollen sich vollständig ausrüsten.«
»Alle, Herr?«
»So hat es Maximius befohlen.«
»Und wer passt dann auf die Eingeborenen auf?«
»Schick sie ins Dorf zurück. Lass alle Geiseln frei.«
»Die Geiseln frei…« Cordus hob die Stimme, hatte sich jedoch schnell wieder unter Kontrolle. »Ja, Herr. Ich kümmere mich darum.«
»Gut. Danach führst du deine Centurie zu dem Pfad, der in den Sumpf führt. Fang schon mal an, das Tor dort zu verstärken. Uns steht ein massiver Angriff bevor. Der Wall muss höher und der Graben tiefer und breiter werden. Wir müssen die Straße unbedingt verteidigen.«
»Gegen wen verteidigen, Herr?«
»Gegen den Feind natürlich. Wie es aussieht, wird uns Caratacus nun doch angreifen. Und jetzt an die Arbeit.«
»Ja, Herr … aber vorher muss ich noch Centurio Maximius Bericht erstatten. Wenn du entschuldigst, Herr.«
Im Zelt warfen sich Cato und Macro besorgte Blicke zu. Cato packte entschlossen das Schwert des Kohortenkommandanten noch fester.
»Das kannst du später auch noch machen!«, schrie Tullius. »Befolg deine Befehle, sonst kriegst du es mit mir zu tun!«
»Das bezweifle ich, Herr«, antwortete Cordus leise. »Da warten wir mal ab, was Maximius dazu sagt.«
»Und was glaubst du, in welchem Namen ich dir diese Befehle erteile?«, brüllte Tullius zurück. »Geh mir aus den Augen, du größenwahnsinniger Arsch, sonst bestrafe ich dich wegen Befehlsverweigerung!«
Die nachfolgende Pause verfolgten Cato und Macro reglos und in höchster Anspannung. Dann gab Cordus nach.
»Ja, Herr.«
»Und nimm die Wachen mit. Maximius hat befohlen, jeden kampfbereiten Mann sofort zu den Verteidigungsanlagen zu schicken. Such dir irgendwo ein Fuhrwerk und lass alles Werkzeug aufladen.«
»Ja, Herr … wie Centurio Maximius befiehlt.«
»Ganz recht. Und jetzt mach dich an die Arbeit.«
Cordus ließ die Wachen stillstehen, umkehren und zum Haupttor marschieren. Dann taumelte Centurio Tullius ins Zelt zurück. Er ließ sich in einen Stuhl neben dem Tisch fallen.
»Gut gemacht, Herr«, sagte Cato grinsend. »Eine glänzende Vorstellung. Jetzt kommt er uns nicht mehr in die Quere. Gibt es noch andere Offiziere, die uns Probleme bereiten könnten?«
»Nein.« Tullius blies die Wangen auf. »Maximius hat die meisten gegen sich aufgebracht. Er schmeichelt sich schon seit Wochen bei den Männern ein und untergräbt unsere Autorität. Die Optios werden ihn bestimmt nicht vermissen. Andererseits würden sie niemals eine Meuterei unterstützen.«
»Dann wird es auch keine geben, Herr«, sagte Cato mit aufmunterndem Lächeln. »Wir müssen sie nur lange genug beschäftigen. Früher oder später wird das alles hier vorbei sein, und bis dahin werden sie gar nicht mitbekommen, dass die Kohorte unter neuer Führung ist.«
Überall im Lager wurde zum Sammeln geblasen. Der Lärm der Männer, die ihre Ausrüstung zusammensuchten und zum Versammlungspunkt vor dem Haupttor eilten, drang gedämpft ins Zelt.
Cato beugte sich zu Tullius vor. »Vielleicht wäre es besser, wenn du das persönlich überwachst, Herr.«
»Ja, ja, selbstverständlich. Antonius, komm mit.« Der alte Centurio sah Cato an. »Sobald Cordus das Lager verlassen hat, lasse ich euch rufen.«
Macro trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Da wird es ohne jeden Zweifel Fragen geben. Du solltest dir lieber einen guten Vorwand ausdenken, warum du uns wieder eingesetzt hast. Zumindest solltest du die Männer davon überzeugen, dass es Maximius ’ Einfall gewesen
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