Cato 05 - Beute des Adlers
Vorbereitungen bis dahin nicht beendet sind, werde ich die Untersuchung nicht allein auf die Offiziere der Dritten Kohorte beschränken. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Ja, Herr.«
»Dann geh.«
KAPITEL 18
O bertribun Plinius holte tief Luft. »Centurionen … vor!«, brüllte er.
Maximius ’ Kohorte stand in Reih und Glied vor dem Hauptquartier der Zweiten Legion. Die Nacht wurde vom flackernden Schein der Fackeln erhellt, die die Legionäre der Ersten Kohorte, die zu ihrer Bewachung abgestellt waren, in die Höhe hielten. Im Gegensatz zu ihren Kameraden waren Maxmimius ’ Männer nicht bewaffnet und trugen statt ihrer Rüstungen nur einfache Tuniken. Sie waren angeklagt und liefen Gefahr, als Strafe für ihre Unfähigkeit, die Furt am vorherigen Tag zu halten, aus dem Lager geworfen zu werden. Manche Männer sahen ängstlich drein. Zu Recht, dachte Cato, als er zum Obertribun hinüberging. Dann wären sie den Elementen schutzlos ausgeliefert und konnten sich ohne Waffen nicht gegen feindliche Patrouillen zur Wehr setzen, die es auf leichte römische Beute abgesehen hatten.
Cato stellte sich zu den anderen Centurionen hinter den Tribun. Die Eskorte bezog zu beiden Seiten Position.
»Vorwärts!«, rief der Tribun, und sie marschierten auf den Eingang zum größten Zelt zu. Die Verschläge waren zurückgebunden, und durch die Öffnung schimmerte der orangefarbene Schein der dahinter brennenden Öllampen. Cato fiel auf, dass die Tische der Schreiber zu einer langen Tafel am entgegengesetzten Ende zusammengeschoben worden waren. Davor war eine freie Fläche, daneben saßen mehrere Schreiber an kleineren Tischen und bereiteten ihre Utensilien vor, um ein Protokoll der Verhandlung anzufertigen.
Tribun Plinius ließ die Centurionen und ihre Eskorte im Zelt antreten und sie in einer Reihe vor dem leeren Tisch Aufstellung nehmen. Die Wachen bauten sich hinter ihnen auf, die Hände an die Schwertgriffe gelegt. Die Schreiber saßen mit gezücktem Griffel da. Im stickigen Zelt herrschte atemlose Stille. Alle warteten auf die Ankunft der Offiziere, die der Verhandlung vorsaßen. Cato, der noch nie Zeuge eines solchen Ereignisses gewesen war, nahm sich fest vor, seine Angst nicht zu zeigen. Er stand so steif wie sein Rebholzstock da und hatte den Blick vor sich gerichtet, doch während sie warteten, konnte er der Versuchung nicht widerstehen und sah sich um. Felix ’ Finger öffneten und schlossen sich immer wieder zur Faust. Dann legte er mit einem Mal den Kopf schief und starrte zurück. Cato senkte den Blick für einen winzigen Moment und nickte ihm fast unmerklich zu. Felix stellte verwundert fest, dass sich seine Hand bewegte, als gehörte sie zu einem anderen Körper. Er hörte sofort damit auf und zwinkerte Cato dankbar zu. Cato seinerseits war froh, dass er offenbar nicht als Einziger nervös war.
Dann wurde ein Verschlag zurückgeworfen. Der Lagerpräfekt betrat das Zelt. Zackig stellte er sich auf. »Offiziere anwesend! Stillgestanden!«
Sofort sprangen die Schreiber auf und standen zusammen mit den anderen Anwesenden still, als der Legat und der General das Zelt betraten und eilig ihre Plätze einnahmen. Nach einer kurzen Pause folgte auch Narcissus und setzte sich neben den General. »Stillgestanden!«, rief der Lagerpräfekt.
General Plautius kam ohne Umschweife zur Sache. »Vor der eigentlichen Verhandlung will ich zu Protokoll geben, dass es die Situation erfordert, auf die üblichen Formalitäten zu verzichten, damit diese Untersuchung so schnell wie möglich durchgeführt werden kann. Deshalb wird die Urteilsverkündung unmittelbar im Anschluss an die Befragung stattfinden, damit das Urteil unverzüglich vollstreckt werden kann.«
Die Offiziere sahen sich angesichts dieser groben Beschneidung ihrer Rechte verwundert an. Innerhalb eines befestigten Lagers konnten sich solche Verhandlungen lange hinziehen, hier im Feld war es verständlicherweise notwendig, der Gerechtigkeit etwas schneller Genüge zu tun. Doch angesichts der Tatsache, dass selbst die grundlegendsten Verfahrensabläufe missachtet wurden, blieb den Centurionen glatt die Luft weg.
Der General fuhr fort, bevor jemand Protest einlegen konnte. »Diese Verhandlung soll feststellen, ob die Leistung der Offiziere und Soldaten der Dritten Kohorte der Zweiten Legion den Anforderungen entspricht, die von denjenigen erwartet werden, die unter Kaiser Claudius und dem römischen Volk dienen. Dem Kommandanten der Kohorte, Gaius Norbanus
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