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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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einer jeden Armee. Sie durften darauf hoffen, ihre Laufbahn in den höchsten Positionen zu beenden: Obercenturio, Lagerpräfekt oder, wenn ihre Leistungen wahrhaft herausragend waren, Präfekt der ägyptischen Legionen, was der höchste militärische Rang war, den ein Mann, der nicht dem Senatorenstand angehörte, erreichen konnte.
    Vorausgesetzt, sie fielen nicht den Launen des Krieges oder Kaiser Claudius ’ Streben nach Ruhm zum Opfer.
    Vespasian bemerkte eine Bewegung auf dem Erdwall und blickte ruckartig auf. Er war so in Gedanken gewesen, dass er den General überhaupt nicht mehr beachtet hatte. Überrascht registrierte er, dass dieser bereits vor der Lücke in der Palisade stand. Der Legat ermahnte sich streng zur Konzentration. Tagträumerei in der Anwesenheit ranghöherer Offiziere war eine gefährliche Angewohnheit.
    General Plautius beugte sich vor, um die Lücke zu untersuchen. Dann richtete er sich wieder auf und beugte sich vorsichtig über die Palisade, um den Graben dahinter in Augenschein zu nehmen. Endlich drehte er sich langsam um und näherte sich seinen Offizieren.
    »Jetzt geht’s los«, flüsterte Sextus seinem Legaten zu.
    Der General blieb mehrere Schritte vor den schweigenden Offizieren stehen und betrachtete sie. Schließlich fiel sein Blick auf Vespasian.
    »Alle, ohne Ausnahme?«
    »Ja, Herr.«
    »Und bis jetzt noch keine Spur?«
    »Noch nicht, Herr. Aber ich habe meine Späher und die batavische Reiterei ausgeschickt, um nach ihnen zu suchen. Sie werden mir Bericht erstatten, sobald sie etwas finden.«
    »Ja, das werden sie mit Sicherheit tun«, erwiderte Plautius mit scharfem Sarkasmus. »Sonst hätten sie ja keinen Grund, bei diesem Wetter durch die Gegend zu reiten, nicht wahr?«
    »Ähem, nein, Herr.« Vespasian zwang sich, nicht auf den Boden zu sehen oder seinen Befehlshaber überhaupt aus den Augen zu lassen.
    »Also. Über vierzig Männer verschwinden einfach so, ohne dass es jemand in diesem Lager oder dem Hauptlager der Zweiten Legion mitbekommt. Klingt ziemlich unwahrscheinlich. Was zweierlei bedeuten kann. Entweder sind eure Wachposten so blind wie Tiresias, oder … die Gefangenen wurden gar nicht an der Flucht gehindert. Wie dem auch sei – deine Männer sind für diese Situation verantwortlich, Legat.«
    Vespasian senkte fast unmerklich den Kopf. Plautius war ungerecht – es war eine dunkle und regnerische Nacht gewesen. Die Wachen auf dem Festungswall des Kohortenlagers hätten durchaus eine Bewegung übersehen können. Doch dieses Argument klang zu sehr nach einer schlechten Entschuldigung. Vespasian konnte sich das leise Kichern und die schrägen Blicke gut vorstellen, wenn er es vorbrachte. Also hielt er den Mund und erwiderte weiterhin den Blick des Generals.
    »Wenn meine Männer dafür verantwortlich sind, trifft mich als ihren Kommandanten genauso viel Schuld … Herr.«
    Der General nickte. »Richtig erkannt, Legat. Die Frage ist: Was mache ich jetzt? Was wäre eine angemessene Bestrafung für dich und deine Legion?«
    Vespasian wurde rot vor Wut, als er begriff, worauf der General hinauswollte. Jetzt musste er schnell handeln, um so viel Schaden wie möglich von seiner Legion abzuhalten. Wenn der General noch einmal Blut sehen wollte, würde die Moral der Zweiten einen neuen Tiefpunkt erreichen. Die Schande der Dezimation lastete bereits schwer auf ihren Gemütern, doch dadurch, dass diese Strafe allein der Dritten Kohorte aufgebürdet worden war, hatte der Rest der Truppe keine nennenswerte Beschädigung ihres Rufs hinnehmen müssen. Und es war immerhin ein Ruf, der mit dem Blut ihrer Kameraden erkauft war und der auf dem Ruhm glorreicher Schlachten gründete. Es war nur natürlich, dass sich Vespasian als ihr Kommandant im Glanz der Leistungen seiner Männer sonnte. Andererseits galt auch seine größte Sorge ebendiesen Männern – und jetzt fürchtete er, dass sie der Zorn des Generals erneut demütigen würde. Und das alles nur dank der Misserfolge von Maximius und seiner Dritten Kohorte. Wenn Vespasian seinen Männern nicht auch noch den letzten Rest Kampfgeist nehmen wollte, musste er ein Opfer bringen.
    »Meine Legion hat es nicht verdient, für die Taten einer einzelnen, in Ungnade gefallenen Kohorte bestraft zu werden, Herr. Die Zweite hat während dieses Feldzugs Außergewöhnliches geleistet. Die Männer haben wie Löwen gekämpft. Das hast du selbst noch vor wenigen Monaten gesagt, Herr. Wie Löwen. Wenn jemand bestraft werden muss, dann die

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