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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Sommer in den Sümpfen der Tamesis geschehen ist.«
    Daran dachte Plautius allerdings mit Schrecken zurück. Die Legionen waren gezwungen gewesen, die Marschordnung aufzubrechen und die Sümpfe in kleinen Grüppchen zu betreten. Da sie mit dem Geflecht aus Pfaden, das durch das dichte, undurchdringliche Gestrüpp führte, nicht vertraut waren, hatten mehrere dieser Einheiten schwere Verluste durch die Hand des Feindes hinnehmen müssen. Eine Erfahrung, die zu wiederholen niemand große Lust hatte.
    »Trotzdem müssen wir Caratacus irgendwie herauslocken«, sagte der General. »Wir dürfen ihm nicht die Zeit geben, sich neu zu formieren.«
    »Exakt. Deshalb müssen wir Truppen in den Sumpf schicken, um ihn aufzustöbern.« Vespasian unterbrach sich, während die Offiziere seines Stabes ratlose Blicke austauschten. Er konnte ein Lächeln kaum unterdrücken. Sie spielten die Rolle der Ahnungslosen mit großem Einsatz. »Oder wir locken Caratacus aus dem Sumpf.«
    »Und wie sollen wir das anstellen?«
    »Indem wir ihm einen Köder anbieten.«
    »Einen Köder? Die Dritte Kohorte?«
    »Ja, Herr. Du hast doch angedeutet, dass sie entbehrlich ist.«
    »Ist sie auch. Wie willst du sie einsetzen?«
    Vespasian beugte sich wieder über die Karte und deutete erneut auf das Tal. »Wir schicken sie dorthin. Sie soll in unmittelbarer Nähe der Sümpfe ein Lager errichten. Maximius wird tüchtig für Unruhe sorgen und die Einheimischen so hart wie möglich rannehmen. Dann werden sie schon bald Caratacus anflehen, sie von den römischen Unterdrückern zu befreien. Und dieser Bitte kann er sich aus zwei guten Gründen nicht verweigern. Zum einen bekommt er dadurch die Gelegenheit, einen weiteren Verbündeten für sich zu gewinnen. Wenn er den Menschen in diesem Tal zu Hilfe eilt, wird er diese Tat wohl kaum unter den Scheffel stellen. Solche kleinen Erfolge schüren immer wieder den Widerstandswillen der Einheimischen. Und ihr Beispiel könnte Schule machen. Zweitens konnte uns unser Kundschafter noch eine weitere nützliche Information zuspielen.« Vespasian sah sich unter den Anwesenden um, bis sein Blick auf den General fiel. Der Legat lächelte offen und schien der wachsenden Ungeduld in der Miene seines Vorgesetzten keine Beachtung zu schenken.
    »Nun fahr doch endlich fort, verdammt«, murrte Plautius.
    »Ja, Herr. Wie sich herausstellte, ist der Stammesfürst, dem dieses Tal gehört, entfernt mit Caratacus verwandt. Es ist zu bezweifeln, ob Caratacus zulassen wird, dass sein eigenes Blut vergossen wird. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er dafür Vergeltung üben will. Er wird alle Hebel in Bewegung setzen, um unsere Macht in diesem Gebiet ins Wanken zu bringen. Und sobald er losschlägt, schlagen wir ebenfalls zu. Wenn wir ihn aus seinem Versteck locken können, wird ihn meine Legion endgültig vernichten.«
    Plautius schüttelte den Kopf. »Bei dir klingt das alles so einfach. Und wenn Caratacus den Köder nicht schluckt?«
    »Dann wird er sich trotzdem zum Kampf stellen, Herr.«
    »Wie das?«
    »Er kann nicht mehr als zwei- bis dreitausend Männer übrig haben. Davon werden ständig weitere desertieren, solange er ihnen nicht einen Sieg in Aussicht stellt. Caratacus wird also den Kampf suchen – je eher, desto besser für ihn. Aber machen wir ihm die Sache doch noch ein bisschen schwieriger. Siehst du, wie der Sumpf am nördlichen Rand einen Bogen macht?«
    Plautius betrachtete die Karte und nickte.
    »Dieses Gebiet könnte ich halten, Herr. Wenn du mir erlaubst, auf jeder Straße und jedem Pfad, der in den Sumpf führt, Blockaden aufzustellen und wenn die Dritte Kohorte den Weg nach Süden versperrt, wird Caratacus früher oder später seine Nachschubwege verlieren. Er hat keine Nahrungsmittel mehr und kann auch keine Truppen losschicken, um welche zu beschaffen. Dann müssen sie entweder verhungern oder kämpfen. Natürlich werden sie kämpfen – und wir werden auf sie vorbereitet sein. Vorausgesetzt, dass sie den Köder schlucken.«
    »Und wenn nicht? Wenn du zu spät kommst, um die Dritte Kohorte zu retten?«
    Vespasian zuckte mit den Schultern. »Dann hat sie hoffentlich bis dahin ihren Zweck erfüllt.«
    Und wird, dachte er insgeheim, die Schande mit ins Grab nehmen, die sonst auf die Zweite Legion und ihren Befehlshaber zurückfallen würde. Beim Gedanken daran, dass er gerade ohne mit der Wimper zu zucken fast vierhundert Männer in Todesgefahr brachte, durchfuhr Vespasian ein schmerzlicher Gewissensbiss.

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