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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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konnten weder gutes Zureden noch körperliche Züchtigung einem Mann aufhelfen, dessen Ausdauer erschöpft war.
    Er marschierte weiter, atmete schwer, kämpfte mit dem Seitenstechen und versuchte dabei, das Zeitgefühl nicht zu verlieren. Da er sich nicht an der Sonne orientieren konnte, war der Fortschritt, den sie machten, nur schwer einzuschätzen. Es mochte bereits Mittag sein, als sie einen schmalen Grat überquerten und in etwa einer Meile Entfernung den Rand des gewaltigen Marschlands erspähten, das sich bis zum Horizont erstreckte. Das schwache Licht trug das seinige zu dieser trostlosen Aussicht bei. Die Flüchtigen starrten auf eine endlose Einöde aus Schilf und schmalen Wasserläufen, zwischen denen sich mit verkrüppelten Bäumen, Weißdorn und Ginster bewachsene Hügel erhoben.
    »Nicht sehr einladend«, grunzte Figulus.
    Cato musste tief Luft holen und sich sammeln, bevor er antworten konnte. »Nein … aber wir haben keine andere Wahl. Daran werden wir uns wohl in nächster Zeit gewöhnen müssen.«
    »Und dann, Herr?«
    »Dann?« Cato kicherte verächtlich, bevor er flüsternd antwortete. »Vielleicht gibt es überhaupt kein › dann ‹ , Figulus. Ab jetzt leben wir von Augenblick zu Augenblick, immer in Gefahr, von der einen oder anderen Seite entdeckt und getötet zu werden … es sei denn, wir werden begnadigt.«
    »Begnadigt?« Figulus schnaubte. »Herr, wie soll das denn gehen?«
    »Ich weiß noch nicht genau«, gab Cato zu. »Am besten machst du den Männern keine falschen Hoffnungen. Ich sag dir Bescheid, sobald ich alles genau durchdacht habe. Los, gehen wir weiter.«
    Am höchsten Punkt des Grats teilte sich der Weg. Eine Abzweigung folgte dem Sumpfrand und verlor sich im Nebel, der über der Landschaft lag und sich mit dem Dunst mischte, der noch in den feuchten Löchern und Gumpen am Boden stand. Die andere Abzweigung führte auf einen Trampelpfad, der direkt in das Herz des Marschlands zu stoßen schien.
    »Nach rechts!«, rief Cato, während er die Formation verließ und auf Figulus wartete. »Sie dürfen nicht langsamer werden. Lass sie erst ausruhen, sobald du eine Viertelmeile im Sumpf bist.«
    »Ja, Herr. Was ist mit dir?«
    »Ich halte noch mal Ausschau nach möglichen Verfolgern. Und ihr haltet nach mir Ausschau. Ich habe keine Lust, mich in diesem Morast zu verirren.«
    Figulus grinste. »Dann bis später, Herr.«
    Sie trennten sich. Figulus führte die ermatteten Flüchtigen westwärts in das unwirtliche Marschland. Cato dagegen wandte sich der Anhöhe zu, von der sie soeben herabgestiegen waren. Er wusste nicht genau, weshalb er noch einen letzten Blick riskieren wollte. Vielleicht brauchte er einfach eine Pause, um nachzudenken und den nächsten Schritt zu planen. Oder er wollte noch einen letzten Blick auf die Welt sehen, die er gegen ein kärgliches Leben im Verborgenen eintauschen würde. Wie auch immer – schweren Herzens trottete er den Hügel hinauf. Die Situation war hoffnungslos. Was, wenn es keine Aussicht auf Begnadigung gab? Wenn er dazu verurteilt war, den Rest seines Lebens in Angst vor der Entdeckung und Gefangennahme durch seine eigenen Leute zuzubringen? War ein solches Leben überhaupt lebenswert? Selbst wenn sie durchhielten, waren sie fürs Erste zwischen Caratacus ’ Armee und den Legionen gefangen. Noch vor Ende des Jahres würden die Römer die Kontrolle über den Südteil der Insel an sich reißen. Dann hätten sie genug Zeit, um alle Siedlungen, die sich den Besatzern entgegenstellten, aufzuspüren und zu vernichten, und früher oder später würde man auch die Flüchtigen entdecken. Ganz gleich, wie schwach die Erinnerung der Vorgesetzten an ihre Verbrechen dann noch war – die Hinrichtung war ihnen gewiss.
    Cato beschloss, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um einem solchen Schicksal zu entgehen, die Gunst von General Plautius und Legat Vespasian wiederzugewinnen und das Todesurteil aufheben zu lassen. Jede Alternative war zu schrecklich, um sie auch nur in Betracht zu ziehen. Er hoffte, dass er dies auch den anderen begreiflich machen konnte, wenn er ihnen seinen Plan vortrug. Er würde auf Freiwillige zurückgreifen müssen, da er die von der Armee verliehene Befehlsgewalt nicht mehr innehatte. Die einzige Autorität, die Cato noch besaß, war das Vertrauen der Männer in seine Führungskraft. Figulus hatte das sofort bemerkt, doch zumindest war der Optio geistesgegenwärtig genug, um zu begreifen, dass eine gewisse Ordnung unabdingbar war,

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