Cato 08 - Centurio
zwang sich zu einer gleichgültigen Miene. »Herr, ich glaube, wir sind
hier fertig. Ich muss noch immer ein Inventar der Waffen meiner Kohorte aufstellen.«
»Ein Ausrüstungsinventar?« Macro versuchte, nicht über den offensichtlichen Versuch seines Freundes zu lächeln, einer weiteren Diskussion der Angelegenheit aus dem Weg zu gehen. Stattdessen imitierte er Catos offiziellen Tonfall. »Sehr gut, Präfekt Cato. Fahre damit fort.«
Sie wechselten einen militärischen Gruß. Als Cato sich daraufhin umdrehte und steifbeinig davonging, schüttelte Macro den Kopf und brummte: »Sie hat dem Jungen ja gehörig den Kopf verdreht …«
Kurz nach Mittag traf ein Bote von König Vabathus in dem improvisierten Quartier ein, das Macro mit Cato teilte. Cato hatte schließlich seine Inspektion beendet und sich widerstrebend zu Macro gesellt, der in der kühlen Zitadelle Zuflucht vor der größten Tageshitze gesucht hatte.
»Seine Majestät ersucht um eure Gesellschaft bei einem kleinen Festessen, das er heute Abend zu euren Ehren gibt«, erklärte der königliche Diener. »Bei Sonnenuntergang. Förmliche Kleidung.«
»Förmliche Kleidung?« Macros Miene verfinsterte sich. Er zeigte auf seine abgetragene und schmutzige Tunika und die staubigen Stiefel. »Etwas anderes haben wir nicht. In Antiochia sind wir schließlich in den Krieg aufgebrochen und nicht zu einer verdammten Abendgesellschaft.«
Der Diener neigte den Kopf und erwiderte: »Der Kammerherr Seiner Majestät schlägt vor, dass ihr euch vom römischen Botschafter Kleidung ausleiht. Seine Exzellenz Lucius Sempronius hat bereits zugesagt, dass er glücklich
wäre, euch mit Tuniken, Togen und Sandalen auszustatten.«
»Na schön«, knurrte Macro. »Wir werden kommen. Du kannst gehen.«
Der Diener verbeugte sich tief, zog sich rückwärts zurück und machte leise die Tür hinter sich zu. Macro legte sich wieder auf die Matratze, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah zu den Deckenbalken hinauf. »Hier sind wir, von blutrünstigen Feinden umgeben, und werden zu einem schicken Abendessen eingeladen. Na ja, wenigstens dürfte das eine nette Abwechslung vom ewigen Pferdefleisch werden.«
»Das wohl schon«, antwortete Cato. »Aber ich glaube kaum, dass es die Moral der Leute in der Zitadelle sehr hebt, wenn der König und sein Gefolge Festgelage halten, während ihre eigene Verpflegung rationiert ist.«
Als die Sonne zum Horizont sank und die Stadt in orangerotem Licht badete, betraten Macro und Cato den Wohnbereich des Königs. Im hinteren Teil der Zitadelle, zwischen dem Hauptgebäude und der Mauer, lag ein kleiner Dachgarten mit einer Säulenkolonnade an jeder der offenen Seiten. Hier und da bot eine Pergola Schatten, und kleine Bäume und Sträucher wuchsen in großen Wannen und erhöhten Blumenbeeten. Als Macro und Cato eintraten, goss ein Sklave gerade die Pflanzen, und Cato fragte sich unwillkürlich, wo eigentlich die Prioritäten des Königs lagen. Im rückwärtigen Bereich des Gartens, der auf die Stadtmauer und die grüne Oase dahinter hinausblickte, standen mehrere Liegen um niedrige Tische herum. Über den Liegen war ein Sonnensegel gespannt, dessen schimmernder
Stoff sich in der aus der Wüste heranwehenden Brise leicht bewegte. Die meisten Gäste waren bereits da. Cato erkannte einige der Adligen, darunter Thermon, Balthus, Amethus, Sempronius und seine Tochter.
Bei Julias Anblick spürte Cato, wie sein Herzschlag sich beschleunigte, doch als sie zu ihm hinübersah, wandte er den Blick ab und betrachtete die anderen Gäste. Er sah, wie Balthus zu Julia trat und mit einer eleganten Verbeugung ein Gespräch mit ihr begann.
Sempronius lächelte beim Anblick der beiden Offiziere und kam zu ihnen, um sie zu begrüßen.
»Centurio Macro, wie ich sehe spannt meine Tunika ein wenig um deine Schultern.«
Macro schwang locker mit den Armen. »Sie ist durchaus bequem, Herr. Ich komme schon zurecht. Und vielen Dank fürs Leihen.«
»Es war mir ein Vergnügen.« Sempronius wandte sich Cato zu. »Du hingegen scheinst wie für meine Kleider geschaffen. Sie stehen dir sogar besser als mir selbst.«
Cato machte eine befangene Bewegung, und Sempronius lächelte. »Gewöhne dich nicht zu sehr an sie. Ich will sie später wieder zurück. Aber jetzt lasst mich euch eure Plätze zeigen.« Er legte den beiden Männern die Hand auf die Schulter und lenkte sie zu den Liegen. »Der König wird am Kopfende des mittleren Tisches ruhen, wenn er zu uns
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