Cato 08 - Centurio
stößt. Thermon und die Prinzen werden zu seiner Linken Platz nehmen, und ihr beide habt den Ehrenplatz zu seiner Rechten erhalten. Meine Tochter und ich werden auf eurer anderen Seite liegen. Normalerweise sind hier beim Festmahl keine Frauen an der Seite der Männer zugelassen, aber bei Julia machen sie eine Ausnahme.«
»Das ist sehr entgegenkommend von ihnen«, sagte Macro.
»Mag sein, aber ich denke, es liegt vor allem daran, dass Balthus ein Auge auf sie geworfen hat.«
»Tatsächlich?« Macro sah Cato an und hob eine Augenbraue. »Das ist vollkommen verständlich, Herr. Sie ist sehr reizvoll. Jeder Mann, der bei Verstand ist, wäre stolz, sie zur Frau zu haben.«
Cato starrte seinen Freund wütend an. Sempronius runzelte die Stirn und sagte betrübt: »Ich wünschte nur, ihr ehemaliger Mann hätte deine Gefühle geteilt. Jedenfalls scheint der Prinz sie zu mögen, was nützlich ist.«
»Nützlich?« Cato war von dieser sonderbaren Wortwahl überrascht.
»Natürlich. Im Moment ist mir jeder Einfluss willkommen, den ich über Balthus oder irgendeinen seiner Leute gewinnen kann. Also bitte, denkt heute Abend wie Diplomaten und nicht wie …«
»Soldaten?«, schlug Macro vor.
Sempronius nickte. »Wenn ihr so gut sein wollt. Um des Imperiums willen.«
»In diesem Fall«, Macro setzte eine nachdenkliche Miene auf, »könnte ich vielleicht versuchen, ein skandalträchtiges Verhalten zu vermeiden, auch wenn ich da nicht für meinen Freund Cato sprechen kann. Er ist derjenige, auf den du ein Auge haben solltest.«
»Wirklich?« Sempronius betrachtete Cato mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Achte nicht auf ihn«, murmelte Cato. »Achte einfach nicht auf ihn.«
Thermon schlug mit seinem Stab auf den Boden, und
die Gespräche verstummten sofort, da die palmyrischen Adligen sich dem Eingang des Dachgartens zuwandten und die Köpfe neigten. Sempronius bedeutete seinen Gefährten mit einer Geste, dasselbe zu tun. Nach einem Moment der Stille schritt König Vabathus durch den Eingang. Er passierte rasch die kleine Gruppe der Gäste und ließ sich auf der königlichen Liege nieder. Thermon wartete, bis sein Herr sich niedergelegt hatte, und schlug dann wieder mit dem Stab auf den Boden.
»Alle können ihre Plätze einnehmen.«
Die Gäste ließen sich eilig nieder, und das anfänglich leise Stimmengewirr wurde allmählich lauter und behaglicher. Macro und Cato, die rechts vom König auf ihren Liegen lagen, warteten schweigend darauf, dass er das Wort an sie richtete. Vabathus betrachtete sie einen Augenblick und räusperte sich dann.
»Wir sind euch Dank schuldig, Römer, für die gute Verteidigung des Tors der Zitadelle heute Vormittag.«
Macro neigte den Kopf. »Danke, Herr, aber wir haben nur unsere Pflicht getan.«
Der König deutete auf Macros Arme. »Du bist verwundet?«
Macro schüttelte den Kopf. »Nur ein paar Verbrennungen, Herr. Sie werden in ein paar Tagen heilen.«
»Ich verstehe.« Der König sah an Macro vorbei und wandte sich an Cato. »Und du?«
»Majestät?«
»Bist du verwundet worden?«
»Nein, Majestät. Heute nicht.«
»Ah ja.« Der König nickte, wandte sich mit einem dumpfen Gesichtsausdruck ab und blickte über die Mauer
zur Oase. Die wie geschmolzenes Metall glühende Sonne stand tief am Horizont und warf lange Schatten über den Sand und die dunkelgrünen Palmen. Macro wartete noch ein wenig ab, ob eine weitere Bemerkung des Königs käme, und wandte sich dann mit leichtem Kopfschütteln Cato zu. Doch der blickte schon in die andere Richtung. Julia lag neben ihrem Vater, und Cato freute sich, dass sie vorläufig von Prinz Balthus getrennt war.
»Sag mir, Präfekt«, Sempronius sprach Griechisch und gerade so laut, dass die anderen Gäste ihn verstehen konnten, »wie gut haben die Aufständischen gekämpft?«
Cato musste unwillkürlich über diese für die Ohren Dritter gestellte Frage lachen und achtete darauf, dass seine Antwort genauso gut zu hören war. »Die meisten von ihnen sind kaum mehr als ein zusammengewürfelter Haufen, bewaffnetes Volk. Wir haben nichts von ihnen zu befürchten. Davon abgesehen bin ich mir sicher, dass wir auch mit Prinz Artaxes’ regulären Soldaten fertigwerden, sollten sie den Mut zu einem erneuten Kampf aufbringen. Aber ich glaube, dass sie uns die nächsten Tage in Ruhe lassen werden.«
Sempronius nickte weise. »Und bis dahin dürfte sich wohl Longinus mit seinen Legionen der Stadt nähern.«
»Davon gehe ich aus, Herr.«
»Gut. Dann sind
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