Cato 08 - Centurio
tun?«
»Ich?« Macro dachte einen Moment lang über die Frage nach. »Ich würde davon ausgehen, dass eine noch so kleine römische Truppe, die zu Vabathus’ Unterstützung losgeschickt wurde, ein Zeichen römischen Engagements ist. Ich würde erwarten, dass ihr weit stärkere Kräfte folgen. Das würde bedeuten, dass ich nur begrenzte Zeit zur Verfügung habe, um die Zitadelle einzunehmen.« Er wandte sich Cato zu. »Ich würde so schnell wie möglich wieder angreifen.«
Cato nickte. »Ich auch.« Er blickte sich rasch um, aber die einzigen anderen Anwesenden befanden sich auf der anderen Seite des Turms und waren ins Würfelspiel vertieft. »Und ich würde mich zusätzlich mit der Tatsache trösten, dass es unter den Verteidigern ziemlich viele Unstimmigkeiten gibt.«
»Woher sollte Artaxes das wissen?«
»Er gehört zur Familie. Er weiß, wie tief gespalten seine Brüder sind und wie wenig Vertrauen sein Vater den beiden entgegenbringt. Artaxes dürfte außerdem wissen, dass Balthus kein großer Bewunderer Roms ist und unsere Anwesenheit hier wahrscheinlich übelnimmt. Und da ist noch etwas. Falls irgendwelche Adlige oder Flüchtlinge die Zuversicht verlieren, dass der König sich gegen Artaxes behauptet, könnten sie durchaus zu der Überzeugung gelangen, dass sie mehr zu gewinnen haben, wenn sie sich mit dem Prinzen zusammentun und uns hintergehen. Die Aussicht auf irgendeine Art von Belohnung könnte ein zusätzlicher Anreiz zum Verrat sein.« Cato lächelte düster. »Wir haben uns schon in rosigeren Situationen befunden.«
»Aber auch schon in schlimmeren.«
»Vielleicht.«
Macro sah seinen Freund abschätzend an.
»Was denn?« Cato runzelte die Stirn. »Was ist los?«
»Ich bin nur froh, dass du mit deinen verschlagenen Gedanken auf meiner Seite stehst. Es ist so, wie ich es zu dieser Frau gesagt habe: Du bist ein denkender Mensch, ein denkender Soldat.«
»Welcher Frau?«
»Dem Fräulein im Hospital. Sie hat mich verarztet. Julia Sempronia, die Tochter des Botschafters.«
Cato spürte, wie sein Magen sich nervös zusammenzog. »Ihr habt über mich gesprochen?«
»Gewissermaßen. Sie hat Fragen gestellt.«
»Über mich?«
»Ja. Was soll’s? Ich habe ihr nichts gesagt, was du ihr nicht auch erzählt hättest.«
Da war sich Cato nicht ganz so sicher. Er kannte Macro gut genug, um zu befürchten, dass Julia ihm irgendwann eine kleinere oder größere Unbedachtheit entlocken würde.
»Was wollte sie wissen?«
»Was ich von dir denke. Ob du verheiratet oder mit irgendeiner Frau liiert bist.«
»Und was hast du ihr gesagt?«
»Dass es im Moment niemanden gibt und dass du verfügbar bist.«
Cato schluckte nervös. »Das hast du ihr gesagt?«
»Natürlich!« Macro schlug ihm auf die Schulter. »Sie ist ein reizendes Mädchen. Allerdings ein bisschen zu vornehm für meinen Geschmack. Mehr dein Typ.«
Cato schloss die Augen und rieb sich die Stirn. »Bitte,
bitte sag mir, dass du ihr nicht nahegelegt hast, sie könne mir … ihre Zuneigung schenken.«
»Oh, sehr schön ausgedrückt!« Macro fluchte leise. »Sehr romantisch. Aber wie auch immer – für was für einen Idioten hältst du mich eigentlich? Ich habe nur angedeutet, dass du ungebunden bist und ein guter Fang wärst. Cato, das hier ist kein Kindergeburtstag. Es ist gut möglich, dass wir nicht mehr lange gegen Artaxes durchhalten. Wenn das so ist, was hat sie dann zu verlieren? Ich denke, sie hat sich in dich verguckt. Wenn du an ihr interessiert bist, solltest du in die Gänge kommen, solange Zeit dafür ist.«
»Und wenn wir das hier alle überleben? Was dann?« Cato konnte sich vorstellen, wie peinlich es wäre, im Angesicht des Todes eine Beziehung zu schmieden, nur um dann unversehrt in die frühere alte Welt gefahrloser Routine zurückzukehren. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass Julia ihn nicht von Anfang an zurückwies.
Macro gähnte. »Du könntest immer noch eine ehrliche Frau aus ihr machen.«
Sie starrten einander einen Moment lang an, und dann brach Macro in Gelächter aus. »War nur ein Scherz!«
»Sehr komisch«, knurrte Cato verdrossen. Dennoch schwirrte ihm schon bei dieser Erwähnung der Möglichkeit einer Ehe mit Julia der Kopf, und sein Herz fühlte sich leicht an. Dann verfluchte er sich für solche törichten Überlegungen. Was konnte eine hochgeborene römische Frau jemals in dem Sohn eines freigelassenen Sklaven sehen? Es war undenkbar, und doch …
Cato stieß sich von der Brustwehr weg und
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