Cato 08 - Centurio
beobachtete. Er sah, wie Artaxes die Hand zur Faust ballte, sich umdrehte und Cato anstarrte, sein Gesicht eine Maske des Zorns.
Artaxes’ Stimme schnitt durch die Luft, dann machte der Prinz kehrt und lief in Deckung. Entlang der Mauer über ihm spannten seine Männer eilig ihre Bogen. Cato kehrte sich seinen Gefährten zu.
»Rennt!«
Die drei Männer hasteten zur Zitadelle. Cato hörte, wie Macro den Männern hinter dem Tor einen Befehl zubrüllte, und gleich darauf kreischten die Angeln protestierend, und die Torflügel schwangen langsam auf. Ein Pfeil schwirrte über die Fliehenden hinweg, und ein weiterer fiel klappernd neben ihnen zu Boden. Cato senkte den Kopf und rannte, so schnell er es mit dem Gewicht seiner Rüstung konnte. Er sah, wie die Lücke zwischen den Torflügeln langsam größer wurde, doch noch immer
schwirrten Pfeile an ihm vorbei. Dann hörte er einen lauten Schrei zu seiner Rechten. Er blickte sich um und sah, dass der Standartenträger unmittelbar über der Kniekehle in den Oberschenkel getroffen worden war.
»Oh, verdammt!«, schrie der Hilfssoldat, taumelte noch ein paar Schritte weiter und blieb dann stehen.
Cato wandte sich dem anderen Mann zu. »Hilf mir!« Er packte den Arm des Verwundeten und warf ihn sich über die Schulter. Der Hilfssoldat warf seine Bucina weg und ergriff den anderen Arm.
»Los!«, knurrte Cato mit zusammengebissenen Zähnen. »Lauf!«
Sie hasteten weiter, wobei sie den Verwundeten, der vor Schmerz stöhnend mithalf, halb trugen und halb schleppten. Sie waren dem Tor nahe, doch die Aufständischen verschossen mehr Pfeile denn je, und Cato spürte etwas wie einen Hammerschlag gegen sein Schulterblatt, als sie unter dem Torhaus und zwischen den Torflügeln hindurchtaumelten. Sie ließen sich auf den Boden fallen, während die Legionäre zu beiden Seiten das Tor wieder zustemmten und den Riegel vorlegten. Cato schnappte nach Luft und zeigte auf den Verwundeten. »Schafft ihn zum Chirurgen.«
Während zwei Legionäre den Mann aufhoben und zum Hofgarten des Königs trugen, der nun als Hospital diente, stand Cato auf, tastete nach seinem Rücken und zuckte bei dem plötzlichen Schmerz zusammen. Doch es ragte kein Pfeilschaft heraus; sein Kettenhemd hatte ihn geschützt. Falls ihm von der Wucht des Pfeils keine Rippe gebrochen war, würde er lediglich eine Prellung davontragen. Macro trat aus dem Treppenhaus des Torhauses.
»Sehe ich recht, dass er nicht an unserem Angebot interessiert war?«
»So könnte man es ausdrücken.«
Macro legte den Kopf schief. »Ich kann nicht behaupten, dass es mir leidtut, kämpfend zugrunde zu gehen, statt kaltblütig abgeschlachtet zu werden. Dennoch«, er drehte sich um und betrachtete eine Familie, die zusammengedrängt im Schatten des Königsbaus kauerte, »dennoch tun mir diese armen Schweine leid. Die haben jetzt keine Chance mehr.«
KAPITEL 27
D ie Entscheidung ist gefallen«, sagte Balthus fest. »Wir müssen die Zivilisten opfern, und es muss sofort geschehen, bevor sie noch mehr Vorräte aufbrauchen.«
Es folgte ein Gemurmel der Zustimmung von der Handvoll hochrangiger Offiziere und Würdenträger, die sich an diesem Abend im Audienzsaal versammelt hatten, doch Cato weigerte sich aufzugeben und ergriff erneut das Wort.
»Ich sage euch, es ist etwas geschehen. Unmittelbar nach dem Abschluss der Unterredung ist ein Bote zu Artaxes gekommen. Was immer er ihm gesagt hat – es muss eine schlechte Nachricht gewesen sein.«
»Warum?«, fragte Balthus. »Konntest du hören, was er gesagt hat?«
»Nein«, gab Cato zu. »Aber Artaxes’ Gesichtsausdruck war nicht zu missdeuten.«
»Das sagst du. Aber bei der Nachricht kann es sich um alles Mögliche gehandelt haben.«
»Das glaube ich nicht. Was für schlechte Nachrichten könnte er denn erwarten? Die Parther sind auf dem Weg zu ihm. Uns sind die Vorräte beinahe ausgegangen, und Artaxes braucht nur noch abzuwarten, dass die Zitadelle ihm in die Hände fällt.« Cato machte eine Pause, damit seine Worte ihre volle Wirkung entfalten konnten, bevor
er fortfuhr: »Die einzige schlechte Nachricht, die er erwarten könnte, ist das Kommen von Longinus und seiner Armee.«
Macro räusperte sich, und Cato blickte sich um, als sein Freund den Kopf schüttelte. »Cato«, sagte Macro sanft. »Es ist möglich, dass du Recht hast. Nur möglich. Aber es ist wahrscheinlich, dass du dich irrst.«
»Ich irre mich nicht. Ich weiß es.«
»Du weißt nur, was du gesehen hast. Oder
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