Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cato 08 - Centurio

Cato 08 - Centurio

Titel: Cato 08 - Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
dir jedoch einen Vorschlag zu machen. Wenn du die Zivilisten gehen lässt und ihnen kein Leid zufügst, werden die beiden römischen Kohorten in fünf Tagen die Zitadelle verlassen und sich dir ergeben. Du kannst dann nach deinem Willen mit uns verfahren.«
    Artaxes starrte ihn einen Moment lang an, bevor er antwortete: »Hast du nicht gehört, welches Schicksal ich jedwedem Römer versprochen habe, den ich lebend gefangen nehme?«
    »Wir haben es gehört.«
    »Und warum machst du dann ein so törichtes Angebot?«
    »Wie du schon sagtest, können wir nicht mehr lange
durchhalten. Wir sind so oder so tot. Dies würde unserem Tod wenigstens einen gewissen Sinn verleihen.«
    »Ich verstehe. Wenn ihr aber ohnehin tot seid, warum sollte ich deinem Vorschlag dann zustimmen?«
    »Du weißt, wie gut römische Soldaten kämpfen. Wenn du uns in einer Schlacht vernichten musst, was meinst du wohl, wie viele deiner Männer wir dann mit ins Grab nehmen?« Es war ein Bluff, da die Römer zu schwach sein würden, sich noch ernsthaft zu wehren, wenn es zur Schlacht käme, aber Cato musste Artaxes dazu bringen, ihm zu glauben, und so stand er mit unbewegter Miene da, während er auf die Antwort des Prinzen wartete.
    »Ihr würdet euer Leben für das Volk von Palmyra hergeben?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Cato richtete sich auf, ehe er antwortete. »Das Imperium braucht nur ein paar Monate, um eine Kohorte aufzustellen und auszubilden. Die römische Armee aber hat hundert Jahre gebraucht, um ihren Ruf aufzubauen. Man wird uns nicht dafür in Erinnerung behalten, dass wir wehrlose Menschen solchen Schakalen wie dir vorwerfen.«
    Artaxes’ Augen weiteten sich einen Moment lang, und seine Hand umklammerte den Schwertgriff. Dann zwang er sich zu einem Lächeln und öffnete die Hand. »Warum sollte ich euch glauben, dass ihr euch freiwillig ergebt?«
    »Aus demselben Grund, aus dem wir glauben werden, dass du die Zivilisten verschonst. Vertrauen. Wenn du uns dein Wort gibst, dass ihr ihnen kein Leid zufügt, gebe ich dir mein Wort, dass wir uns euch ergeben werden, falls
unser Entsatz nicht innerhalb von fünf Tagen kommt. Sollte einer von uns beiden sein Wort brechen, ist die Strafe dieselbe: Verrufenheit in der ganzen Region.«
    Artaxes dachte hierüber nach, und Cato hoffte inständig, dass das Verlangen des Prinzen, die Römer zu vernichten, stärker war als seine Vernunft. Artaxes schloss kurz die Augen und streichelte seinen ordentlich gestutzten Bart. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Nein. Ich treffe keine Abmachung mit euch. Wenn wir eure Kohorten ausradieren, werden wir das im Kampf tun und der Welt beweisen, dass die Soldaten Palmyras euren Legionären und Hilfssoldaten überlegen sind. Und was die Zivilisten angeht – ihr werdet sie mit Gewalt aus der Zitadelle vertreiben müssen, und dann könnt ihr sehen, was geschieht.«
    Die kalte Boshaftigkeit seines Tonfalls war unüberhörbar, und Cato spürte den eiskalten Griff der Furcht im Nacken. Es war klar, dass Artaxes der geborene Tyrann war. Andere in Angst und Schrecken zu versetzen war für ihn so natürlich wie für eine Schlange, die Giftzähne in ihre Beute zu schlagen.
    »Ist das dein letztes Wort?«, fragte Cato.
    »Ja … Oder.« Artaxes lächelte erneut. »Eines noch. Sag meinem Vater und meinen Brüdern, falls sie noch leben, dass ich sie, wenn ich die Zitadelle eingenommen habe, bei lebendigem Leib häuten und ihre Leichen für die Schakale in die Wüste werfen werde.« Seine dunklen Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, und er hob die Hand und zeigte mit dem Finger auf Cato. »Und du wirst ihnen dabei Gesellschaft leisten, Römer. Dann werden wir sehen, wie lange deine Überheblichkeit anhält.«

    Cato schluckte und versuchte, eine gelassene Miene zu wahren, als er sich den beiden Männern zuwandte, die ihn begleitet hatten. »Zurück zur Zitadelle. Im Eilschritt.«
    Als sie über die Agora zurückeilten, spürte Cato, wie sich Artaxes’ kalter Blick in seinen Rücken bohrte, und er konnte der Versuchung nicht widerstehen, einen Blick über die Schulter zu werfen. Artaxes sah ihn und lächelte befriedigt, drehte sich dann um und schritt, von seinen Leibwachen gefolgt, zur Ecke des Händlerplatzes. Bevor er dorthin gelangte, kam ein Mann hinter der Mauer hervor, rannte zu Artaxes, fiel auf ein Knie nieder und begann zu sprechen. Cato war zu weit entfernt, um die Worte zu hören, und marschierte in langsamerem Tempo weiter zum Tor, während er das Geschehen

Weitere Kostenlose Bücher