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Cato 08 - Centurio

Cato 08 - Centurio

Titel: Cato 08 - Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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besser, was du bei einem Blick zurück auf Artaxes zu sehen glaubtest. Das genügt nicht. Wir können es nicht riskieren, uns darauf zu verlassen, dass Longinus im Anmarsch ist. Wir müssen den Plan durchführen. Die Zivilisten müssen geopfert werden.«
    »Und was, wenn ich Recht habe?« Cato ließ den Blick über die anderen gleiten. »Das Blut von Hunderten von Menschen wird an unseren Händen kleben.«
    Es folgte ein angespanntes Schweigen, bevor Thermon aufstand. »Das ist der Preis, den wir zahlen müssen, Römer. Was, wenn wir die Zivilisten hierlassen? Unsere Vorräte an Wasser und Nahrung wären dann in einem oder höchstens zwei Tagen aufgebraucht. Wir hätten nur einen kleinen Aufschub ihres Todes erreicht. Zum Preis des Lebens aller anderen Menschen in der Zitadelle.«
    »Aber wenn Longinus der Stadt nahe ist, können wir alle gerettet werden.«
    »Und wenn nicht? Wenn er nur einen einzigen Tag zu spät eintrifft, nachdem der Hunger uns zur Aufgabe gezwungen hat? Dann wäre alles vergebens gewesen. Lasst uns also das Opfer bringen und hoffen, dass wir damit etwas erreichen. Es ist besser, die Leute sterben jetzt, um
ihr Königreich zu retten, als dass sie in einigen wenigen Tagen umsonst sterben. Das siehst du doch gewiss ein.«
    Cato presste die Lippen vor Wut und Enttäuschung zu einem Strich zusammen, und Macro zog ihn sanft zu seinem Stuhl zurück. »Junge, er hat Recht. Wir können das Risiko nicht eingehen. Du bist doch derjenige, der eine Sache immer bis zum Ende durchdenkt. Wenn ich losgegangen wäre, um mit Artaxes zu sprechen, und wenn ich dann mit so einer Geschichte zurückgekommen wäre, was würdest du denken? Was würdest du tun?«
    Cato sah seinen Freund an. »Ich würde deinem Urteil vertrauen, das ist es, was ich tun würde.«
    Bevor Macro noch antworten konnte, beendete Thermon die Versammlung. Er sprach mit düsterer Stimme: »Meiner Ansicht nach gibt es keinen Grund, unser Vorhaben zu ändern. Will noch jemand etwas zur Unterstützung von Präfekt Catos Position sagen, bevor ich dem König Bericht erstatte? … Nein? Dann ist die Angelegenheit entschieden. Ich wünsche euch einen guten Abend, meine Herren. Ruht euch aus. Morgen wird wahrscheinlich ein sehr anstrengender Tag.«
     
    Das Zusammentreiben der Zivilisten begann noch vor Tagesanbruch. Jene Soldaten, die Familienangehörige in der Zitadelle hatten, wurden ohne weitere Erklärung in einem der Lagerräume versammelt und unter Bewachung gestellt. Sie wurden mit etwas Brot und Wein aus der Küche des Königs versehen, und nachdem sie einmal in sicherem Gewahrsam waren, nahmen die Legionäre die Aufgabe in Angriff, die Zivilisten unter ihren improvisierten Schutzdächern in den Höfen hervorzuholen. Es
war eine quälende Arbeit für die Männer, aber Macro hatte freiwillig seine Legionäre dafür bereitgestellt. Sie waren abgebrühte Kämpfer mit mehr Veteranen als in Catos Kohorte; bei diesen Männern konnte man sich darauf verlassen, dass sie ihre Befehle ausführten, ohne sich von ihren Gefühlen beeinflussen zu lassen. Catos Hilfssoldaten waren zusammen mit den griechischen Söldnern und Balthus’ Gefolgsleuten auf der Befestigungsmauer postiert worden und hatten strikte Anweisung, sich vor ihrer Ablösung nicht von der Stelle zu rühren.
    Mit flackernden Fackeln in der Hand sammelten die Legionäre die Männer, Frauen und Kinder und trieben sie zu dem freien Platz hinter dem Tor. Zwei Centurien bildeten einen Kordon und verhinderten mit ihren breiten Schilden und gefällten Speeren jeden Fluchtversuch. Die Zivilisten erhielten keine Gelegenheit, ihre Habseligkeiten zusammenzusuchen, und was sie an Essen oder Wasser bei sich hatten, wurde ihnen abgenommen. Bald war die kalte Morgenluft erfüllt von Schreien der Wut und Verzweiflung. Frauen hielten ihre Kinder im Arm, während die Männer sich den Römern entgegenstellten, ihren Zorn herausbrüllten und ihnen die Fäuste ins Gesicht schüttelten, wobei sie sich aber stets gerade außer Reichweite der Speerspitzen hielten. Nachdem alle üblichen Aufenthaltsorte der Flüchtlinge kontrolliert worden waren, führte Macro eine seiner Centurien durch die Zitadelle, um sie nach Zivilisten abzusuchen, die sich versteckt hatten, und ein stetes Rinnsal von Einzelpersonen und Familien vergrößerte die laut jammernde, hinter dem Tor zusammengepferchte Menschenmenge.
    Nachdem er die Umgebung der abgebrannten Getreidelager
durchsucht hatte, wollte Macro gerade zu den Trümmern des Hofs

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