Cato 08 - Centurio
Macro. »Er
hat es so gut, wie ein Sklave es nur haben kann, und besser als die meisten freigelassenen Sklaven.«
Cato lächelte. »Ich glaube kaum, dass er es so gesehen hat, als wir durch die Abwasserkanäle krochen. Wahrscheinlich ist er deshalb weggelaufen. Er hatte es satt, in der Scheiße zu stecken.«
»Na, in dem Fall ist er schlauer als wir«, meinte Macro. »Ich habe das Gefühl, das wir bald ganz tief in der Scheiße sitzen werden.«
Bis zur Mitte des Nachmittags hatte die Armee die niedrigen Vorberge im Osten überquert, und Palmyra und seine Oase waren nicht mehr zu sehen. Longinus gestattete seinen Leuten nur kurze Pausen, um die Entfernung zu Artaxes’ Truppen möglichst zu verringern. Als die Sonne dem Horizont entgegensank, kamen sie über ein zerfurchtes Gelände, wo sich über mehrere Meilen hinweg zu beiden Seiten tiefe Rinnen erstreckten. Dann führte die Handelsstraße auf eine weite, flache Ebene hinaus, die sich trostlos in der noch immer schimmernden Hitze vor den Römern ausbreitete. Meilen voraus war deutlich der von der Nachhut der Aufständischen aufgewirbelte Staub zu sehen, und davor erkannte man als winzige Pünktchen die Nachzügler. Kleine Gruppen Berittener zogen über das Ödland, meistens in vorsichtigem Abstand voneinander, und nur manchmal stürmten sie in einem plötzlichen Angriff aufeinander zu, trennten sich kurz danach aber wieder und kehrten zu ihren alten Positionen zurück.
Als die Sonne unterging, kühlte sich die Luft auf eine angenehmere Temperatur ab, und die Soldaten freuten sich darauf, haltzumachen und für die Nacht zu lagern.
Doch das Kommando hierzu blieb aus, und das römische Heer stapfte müde weiter wie ein breiter Fluss, der sich stetig durch die Wüste ergoss. Der zunehmende Mond und das Sternenlicht leuchteten hell genug, um etwas zu erkennen, und warfen schwache Schatten auf den düsteren Sand. Kurz vor Mitternacht, nach Catos Schätzung, hielt die Kolonne an. Stabsoffiziere ritten die Reihen entlang und beriefen die Kommandanten der Einheiten zu Cassius Longinus.
»Er wird doch wohl keinen nächtlichen Angriff vorhaben«, murmelte Cato, als er und Macro zur Spitze der Kolonne trabten. Die Männer der beiden Legionen und der Hilfskohorten hatten die Erlaubnis erhalten, ihr Gepäck abzulegen und aus dem Glied zu treten. Sie saßen oder lagen zu beiden Seiten der Straße auf dem Sand. Ein leises Stimmengewirr lag in der Luft, und Cato fiel unwillkürlich der allgemeine verdrossene Tonfall auf.
»Wer weiß?«, antwortete Macro, dervom Laufen keuchte. »Wie es scheint wird der Statthalter uns nicht ruhen lassen, bis wir die Aufständischen eingeholt haben.«
»Das will ich nicht hoffen, denn sonst fallen die Leute tot um, bevor der Kampf überhaupt beginnt.«
Macro knurrte: »Tot werden sie jedenfalls sein.«
Eine Ansammlung von Pferden und Menschen auf einer Seite der Kolonnenspitze ließ erkennen, wo sich der Statthalter befand, und Macro und Cato schoben sich durch das Gewühl von Ordonnanzen und Kundschaftern und durch die Reihe der Leibwachen.
Macro erkannte Longinus, der vor seinen versammelten Offizieren stand, und räusperte sich: »Centurio Macro und Präfekt Cato, Herr.«
»Na, endlich. Dann können wir ja anfangen.« Der Statthalter machte eine kurze Pause, bis alle verstummt waren und ihre Aufmerksamkeit auf ihn richteten. Er holte Luft und begann: »Die Kundschafter berichten, dass Artaxes unmittelbar hinter dieser leichten Erhebung etwa zwei Meilen vor uns lagert. Sie konnten den Schein der Lagerfeuer hinter der Kuppe sehen. Unsere Kundschafter haben sich zurückgezogen, ich glaube also kaum, dass Artaxes weiß, wie nahe wir ihm sind. Ich habe die Absicht, bis zu dieser Erhebung zu marschieren, die Armee zu einer Kampflinie auseinanderzuziehen – Legionen in der Mitte und die Hilfstruppen an den Flanken -, dann den Kamm zu überqueren und das Lager anzugreifen. Mit dem Überraschungsvorteil auf unserer Seite sollten wir sie in Stücke hauen, bevor sie sich zur Gegenwehr sammeln können. Die Kavallerie und die berittenen Kundschafter können bei Tagesanbruch die Verfolgung der versprengten Feinde aufnehmen und alle zur Strecke bringen, die zu entkommen versuchen.« Er machte eine Pause. »In wenigen Stunden werden wir den Feind besiegt, die Aufständischen vernichtet und den Feldzug gewonnen haben. Wenn die Parther erst einmal wissen, dass Palmyra sich in unserer Hand befindet und Artaxes besiegt ist, bleibt ihnen keine andere
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