Cato 08 - Centurio
wagte, ließ seinen Schwertgriff los und tastete nach einem passenden Stein. Seine Finger berührten einen, der ihm gut in der Hand liegen würde, und schlossen sich darum. Der Aufständische ging einen zögernden Schritt auf ihn zu und stieß einen leisen Ausruf aus.
Macro barst aus der Deckung hervor, warf den Stein, so fest er konnte, zog sein Schwert und stürzte sich auf den Rebellen. Der Stein traf diesen bloß seitlich am Kinn, betäubte ihn aber für den kurzen Moment, den Macro brauchte, um ihn zu Boden zu reißen und ihm das Schwert in den Bauch zu stoßen. Macro landete schwer auf dem Stürzenden, dem keuchend der Atem entfuhr. Die Klinge bohrte sich bis tief unter die Rippen des Mannes. Er wand sich und schnappte nach Luft, so dass Macro befürchtete, er könnte vor seinem Tod noch eine Warnung rufen.
»Das lässt du schön bleiben«, zischte Macro und drückte dem Mann die Hand auf den Mund. Mit dem letzten Rest seiner schwindenden Kräfte bockte und kämpfte der Rebell und versuchte, den Römer abzuwerfen, doch Macro blieb obenauf und drehte wütend das Schwert in seiner Brust herum. Der Mann sackte in sich zusammen und lag unbeweglich da, die starren Augen blind auf die Sterne gerichtet. Macro drückte ihn noch einen Moment
lang nieder, bis er sicher sein konnte, dass der Mann tot war. Dann ließ er los und nahm die Hand von dem erschlafften Kiefer. Er wälzte sich von der Leiche herunter, riss seine Klinge heraus, lag da und kam wieder zu Atem. Kurz darauf bemerkte er den Gestank und begriff, dass er genau auf der Stelle lag, wo der Mann kurz zuvor gehockt hatte.
»Scheißdreck«, knurrte er. »Das ist ja reizend.«
Er beugte sich über die Leiche und schnitt ein Stück von der Kleidung des Mannes ab. Während er sich damit so gut es eben ging säuberte, hielt er nach Balthus und seinen Männern Ausschau. Das hier war allmählich kein Scherz mehr, dachte er bitter. Wenn Balthus nicht endlich angriff, würden sie es nicht mehr im Schutz der Dunkelheit vor das Tor schaffen.
Aus dem Lager rief jemand etwas. Macro verhielt sich still, aber der gleiche Ruf ertönte erneut. Das war nicht gut. Wenn von den Felsen her keine Antwort kam, würden die Rebellen garantiert jemanden zum Nachschauen herüberschicken. Macro band eilig seinen Helm ab und legte ihn auf den Boden. Dann erhob er sich vorsichtig und blickte über den Felsbrocken zum Lager. Als der Aufständische ein drittes Mal rief, die Stimme unverkennbar besorgt, richtete Macro sich noch ein bisschen höher auf und winkte mit der Hand. Zu seiner Erleichterung lachten die Männer, die auf die Rückkehr ihres Kameraden warteten, und vertieften sich wieder in ihr Gespräch.
Kaum hatte Macro seine Position hinter dem Felsen wieder eingenommen, da hörte er plötzlich das Getrommel von Hufen, und dunkle Gestalten stürzten aus der
Nacht auf das Lager der aufständischen Patrouille zu. Der dumpfe Aufprall der Pfeile übertönte den Hufschlag und das Schnauben und Wiehern der verängstigten Pferde. Dann durchdrangen Alarmrufe und die Schreie der Verwundeten die Nacht, und Klingen wurden klirrend gekreuzt. Macro musste sich nun nicht mehr verstecken, er kam zwischen den Felsbrocken hervor und beobachtete aus sicherer Entfernung, wie Balthus und seine Leute zwischen die Palmen vordrangen und jeden Mann niedermachten, den sie dort am Boden vorfanden.
»Herr?« Centurio Horatius, der seine Männer durch die Felsbrocken führte, rief nach Macro. »Herr, bist du hier?«
»Hier drüben!« Macro hob den Arm, und der Centurio und seine Legionäre eilten zu ihm. »Bildet hier zwei Reihen. Wir nehmen nicht am Kampf teil. Wir sind nur hier, um zu verhindern, dass irgendwelche Rebellen in diese Richtung fliehen.«
»Jawohl, Herr.« Horatius schnupperte und verzog das Gesicht, salutierte dann und ging zurück, um den Befehl an seine Centurie weiterzugeben. Macro drehte sich um und verfolgte wieder den Angriff auf die Rebellen. Der war fast schon zu Ende. Die Reiter stürmten nicht mehr über den Lagerplatz, sondern gingen von einem Gefallenen zum nächsten und blieben stehen, um den Verwundeten und jedem, der noch am Boden kauerte und sich zu ergeben versuchte, den Rest zu geben. Heute Abend konnten sie keine Gefangenen machen. Die hätten die Truppe nur aufgehalten und außerdem Männer zur Bewachung gebunden, ganz zu schweigen von der Gefahr, dass sie die Kolonne hätten verraten können, wenn diese
sich der Stadt näherte und auf die Gelegenheit wartete, das
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