Cato 08 - Centurio
Todesstrafe bevor. Vermutlich wird das zu bösem Blut zwischen euren beiden Einheiten führen. Als wäre es nicht schon genug, die Armee auf einen Krieg vorzubereiten, muss ich mich nun auch noch mit so etwas befassen.«
Macro spürte, wie beim anklagenden Tonfall seines Vorgesetzten der Zorn in ihm aufstieg. Es war ja nicht seine Schuld, dass Menathus tot war. Wären er selbst und Cato nicht eingeschritten, um eine unkontrollierbare
Eskalation der Situation zu verhindern, wäre an diesem Morgen der Rauch vieler Scheiterhaufen zum Himmel aufgestiegen. In der Menschenmenge vor der Schenke war Crispus gestern Nacht wohl kaum der einzige Legionär gewesen, der ein Messer bei sich gehabt hatte. Und auch von Macros Männern waren gewiss nicht wenige bewaffnet gewesen. In einer Atmosphäre trunkener Streitlust hätte die Schlägerei ohne Weiteres ausufern und noch viel schlimmer ausgehen können. Macro schluckte seinen Zorn hinunter.
»Der Vorfall ist bedauerlich, Herr, aber es hätte noch schlimmer kommen können. Wir müssen dafür sorgen, dass die Männer sich beruhigen und die Sache so schnell wie möglich vergessen. Meine Männer und die der Zehnten, Herr.«
»Er hat Recht«, nickte Legat Amatius. »Diese, äh, Angelegenheit muss so schnell wie möglich bereinigt werden. Mein Mann muss verurteilt und bestraft werden.«
»Bestraft …« Longinus strich sich übers Kinn. »Und welche Bestrafung wäre für diesen Crispus wohl angemessen? Wenn wir weiteren Vorfällen wie dem gestrigen vorbeugen wollen, müssen wir ganz offensichtlich ein Exempel statuieren.«
Amatius nickte. »Natürlich, Herr. Unter einer Prügelstrafe wird er nicht davonkommen. Und der Mann wird wieder in den Rang eines einfachen Legionärs zurückversetzt. Diese Lektion werden meine Leute nicht so schnell vergessen.«
»Nein.« Macro schüttelte energisch den Kopf. »Das reicht nicht. Ein Mann ist unnötig gestorben, weil Crispus ein Messer gezogen hat. Er hätte einen fairen Kampf
austragen können, aber das hat er nicht getan. Jetzt muss er die vollen Konsequenzen seines Handelns tragen. Deine Befehle sind eindeutig, Herr. Für alle dienstfreien Männer innerhalb der Stadtmauern gilt das Verbot, Waffen zu tragen – vermutlich, um genau solche Vorfälle zu verhindern, wie er sich gestern Abend ereignet hat. Ist es nicht so, Herr?«
»Ja, vermutlich schon.« Longinus streckte Macro die geöffnete Hand entgegen. »Und wie soll er deiner Meinung nach bestraft werden?«
Macro stählte sein Herz. Der Gedanke, Crispus in den Tod zu schicken, bereitete ihm keine Befriedigung, doch er wusste, dass alles andere der Armeedisziplin schaden würde. Er sah dem Statthalter direkt in die Augen. »Durch Exekution. Ausgeführt durch die Männer seiner Centurie unter den Augen seiner Kohorte.«
»Wer ist denn eigentlich der Kommandant der Kohorte?«
»Das ist rein zufällig Centurio Castor«, sagte Amatius scharf und sah den Statthalter an. »Ich weiß mit Bestimmtheit, dass die Männer die von Präfekt Macro vorgeschlagene Bestrafung nicht dulden werden. Und warum auch? Crispus hat schließlich nur einen verdammten Hilfssoldaten getötet. Ich bedauere seinen Tod ebenso wie Präfekt Macro, aber der Verlust dieses Mannes ist wohl kaum mit dem Verlust eines Legionärs und römischen Bürgers zu vergleichen. Umso mehr, als es sich hier einfach nur um einen Streit zwischen Betrunkenen handelte.« Erwandte sich Macro zu. »Ich weiß, was geschehen ist, Macro. Ich habe meine eigenen Erkundigungen eingezogen. Anscheinend hat dein Mann den Legionär beim Würfelspiel betrogen.«
»Meine Männer sagen etwas anderes, Herr.«
»Aber das ist doch klar. Sie wollen meinem Mann ans Leder. Sie würden alles Mögliche behaupten, um ihn zu belasten.«
»Genau wie deine Männer alles Mögliche behaupten würden, um seine Haut zu retten«, gab Macro eisig zurück. »Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass die Berichte der Männer voreingenommen sind. Aber ich war da. Bei allem Respekt, Herr, ich habe gesehen, was geschehen ist, du jedoch nicht. Crispus ist schuldig. Er muss dem Militärgesetz entsprechend bestraft werden.«
Amatius runzelte einen Moment lang die Stirn und antwortete dann mit gezwungener Herzlichkeit: »Präfekt, ich verstehe deine Gefühle. Es ist nur natürlich, dass du das Verlangen deiner Männer nach Rache teilst.«
»Nicht Rache, Herr. Gerechtigkeit.«
»Nenn es, wie du willst. Aber hör mir zu. Wenn dein Mann das Messer gezogen hätte,
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