Cato 08 - Centurio
den Weg. Lass mir einen Moment Vorsprung und setz dann die Truppe in Bewegung.«
»Jawohl, Herr.«
»Wir sehen uns später, Cato.«
Während Macro über die Straße davonging, sah Cato auf die Leiche zu seinen Füßen. Der Feldzug hatte noch nicht einmal begonnen, und schon hatten sie zwei Männer verloren. Schlimmer noch – falls Macro Recht hatte, würde der durch eine simple Schlägerei zwischen Betrunkenen hervorgerufene Groll sich in den Herzen der Männer festsetzen. Und das gerade jetzt, wo sie mit klarem Kopf bei der Sache sein mussten, wenn sie die Parther besiegen wollten.
KAPITEL 3
D er Leichnam des Hilfssoldaten war von seinen Kameraden unmittelbar vor Tagesanbruch auf eine Totenbahre gelegt und zu einem Scheiterhaufen getragen worden, den man in geringer Entfernung vor dem Lagertor errichtet hatte. Die Centurie des toten Soldaten hatte die Ehrengarde gestellt, doch beinahe jeder Mann der Kohorte war gekommen, um der Bestattung beizuwohnen. Macro hatte die verdrossene, rachsüchtige Stimmung der Soldaten bemerkt, während er eine kurze Rede für Menathus hielt und dann den Scheiterhaufen in Brand steckte. Die Männer sahen zu, wie das ölgetränkte Holz Feuer fing, die Flammen knisternd zum Leben erwachten und eine wirbelnde und funkensprühende Rauchwolke in den klaren Himmel schickten. Als der Scheiterhaufen später allmählich in sich zusammensank, wies Macro Cato mit einem Nicken an, den Befehl zur Rückkehr ins Lager zu geben. Die Männer wandten sich ruhig ab und marschierten davon.
»Sie sind nicht gerade in bester Stimmung, scheint mir«, murmelte Cato.
»Nein. Du gibst ihnen besser etwas zu tun. Halte sie auf Trab, während ich bei Longinus bin.«
»Und was schlägst du vor?«
»Keine Ahnung«, antwortete Macro kurz angebunden. »Du bist doch hier der Schlaukopf. Lass dir was einfallen.«
Cato sah seinen Gefährten überrascht an, hielt aber den Mund. Er wusste, dass Macro nach der Zecherei des Vortags auch noch die ganze Nacht mit dem Bericht und den Vorbereitungen für die Bestattung beschäftigt gewesen war, so dass er zwangsläufig schlechter Laune sein musste. Daher nickte er einfach nur.
»Waffendrill. Mit Übungsschwertern. Das sollte sie müde machen.«
Ein paar Stunden mit den doppelgewichtigen Schwertattrappen und Weidenschilden würden selbst den stärksten der Männer erschöpfen. Ein schmallippiges Lächeln glitt über Macros Züge.
»Gute Idee.«
Cato salutierte und machte kehrt, um den Männern durchs Haupttor zu folgen. Macro sah ihm einen Moment lang nach und fragte sich, wann Cato die Drilltechniken, mit denen Macro selbst seit so vielen Jahren vertraut war, wohl vollständig beherrschen würde. Während Macro seine Anweisungen und Beschimpfungen so laut schreien konnte, dass sie auf dem ganzen Exerzierplatz und meilenweit darüber hinaus zu hören waren, hatte Cato seine Lunge noch nicht in diesem Maß entwickelt und wirkte eher wie ein Schullehrer und weniger wie der fronterfahrene Centurio, der er war. Noch ein paar Jahre, schätzte Macro, und die Drilltechnik würde dem jungen Mann genauso natürlich und vertraut sein wie jedem anderen Offizier. Und bis dahin? Macro seufzte. Bis dahin würde Cato weiter beweisen müssen, dass er des Ranges würdig war, den er bekleidete und in den so wenige Männer seines Alters je aufgestiegen waren.
Macro wandte sich dem Stadttor Antiochias zu. Der
Statthalter hatte eines der schönsten Häuser der Stadt als Hauptquartier requiriert. Für Cassius Longinus war ein roh errichtetes Praetorium offenbar nicht gut genug, genauso wenig wie die relative Unbequemlichkeit gut ausgestatteter Marschzelte. Macro lächelte grimmig. Wenn im bevorstehenden Feldzug eines sicher war, dann, dass der Feldherr in einem Luxus reisen würde, von dem die meisten seiner Männer nur träumen konnten, wenn sie in voller Rüstung und unter der Last ihrer schweren Tragejoche vorwärtsmarschierten.
»Gefällt mir, wenn ein Mann durch sein Beispiel zu führen versteht«, sagte er leise zu sich und stapfte zu seiner Unterredung mit Longinus davon.
Der Statthalter Syriens blickte von Macros Bericht auf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Vor seinem Schreibtisch saßen Macro und Legat Amatius, der Kommandant der Zehnten Legion. Longinus betrachtete die beiden einen Moment lang schweigend und hob dann die Augenbrauen.
»Ich kann nicht behaupten, dass mich diese Situation sonderlich glücklich macht. Ein Mann ist tot, einem weiteren steht die
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