Cato 08 - Centurio
Illyrischen, Menathus’ Kameraden, erkannten ihren Offizier und zogen sich sofort zurück. Kurz darauf folgten die anderen ihrem Beispiel, und Cato wandte sich erneut dem Verwundeten zu. Der Einschnitt im Stoff war nur klein, doch das Blut strömte heftig heraus. Cato zog rasch die Tunika hoch und legte den rot verschmierten Oberkörper des Mannes frei. Die Wunde, die mit ihren leicht aufgeworfenen Wundrändern wie ein kleiner Mund aussah, glitzerte im Schein der Lampe. Mit jedem Pulsschlag quoll ein Blutschwall daraus hervor. Cato legte die Hand auf die Wunde und drückte kräftig darauf, während er zum nächststehenden Mann aufblickte.
»Besorg mir ein Brett, irgendwas, womit wir ihn tragen
können. Sofort! Und du, lauf zurück zum Lager, such den Chirurgen und schick ihn zum Hospital. Er soll bereit sein, wenn dieser Mann hier eintrifft. Sag ihm, dass Menathus eine Stichwunde hat.«
»Ja, Herr!« Der Hilfssoldat salutierte, drehte sich um und rannte die Straße hinunter und in Richtung Stadttor davon.
Während Cato sich wieder Menathus zuwandte, trat Macro vorsichtig auf den Legionär zu, der das Messer hielt. Der Mann hatte sich, noch immer geduckt, aus der Menge gelöst und zur gegenüberliegenden Straßenseite zurückgezogen. Er starrte Macro mit wildem Blick an.
Macro hielt ihm lächelnd die ausgestreckte Hand hin. »Das ist genug Ärger für heute Abend, mein Sohn. Gib mir das Messer, bevor du noch mehr Schaden anrichtest.«
Der Legionär schüttelte den Kopf. »Der Drecksack hat es verdient.«
»Ganz bestimmt. Das klären wir später. Jetzt gib mir erst mal das Messer.«
»Nein. Du wirst mich einsperren lassen.« Die Stimme des Mannes klang, als wäre er betrunken.
»Einsperren?«, schnaubte Macro. »Das ist die geringste deiner Sorgen. Lass das Messer fallen, bevor du alles noch schlimmer für dich machst.«
»Du verstehst nicht.« Der Legionär zeigte mit dem Messer auf den Mann auf dem Boden. »Er hat mich betrogen. Beim Würfelspiel.«
»Lüge«, schrie jemand dazwischen. »Er hat redlich gewonnen.«
Ein Chor wütender Stimmen gab ihm recht, bevor ihm gleich darauf aufgebrachter Widerspruch entgegenschallte.
»RUHE!«, donnerte Macro.
Die Männer verstummten sofort. Macro warf einen wütenden Blick in die Runde und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder dem Mann mit dem Messer zu. »Wie lautet dein Name, dein Rang und deine Einheit, Legionär?«
»Marcus Metellus Crispus, Optio, vierte Centurie, zweite Kohorte, Zehnte Legion, Herr!«, rasselte der Mann automatisch herunter. Er versuchte sogar, dabei Haltung anzunehmen, taumelte aber gleich wieder betrunken zur Seite.
»Optio, gib mir das Messer. Das ist ein Befehl.«
Crispus schüttelte den Kopf. »Ich gehe nicht wegen diesem betrügerischen Bastard in Arrest.«
Macro spitzte die Lippen. »Nun gut, aber morgen früh müssen wir uns sofort mit dieser Angelegenheit befassen. Ich werde mit deinem Centurio sprechen müssen.«
Er begann, sich abzuwenden. Crispus entspannte sich einen Moment lang und ließ in seiner Wachsamkeit nach. Macro drehte sich blitzschnell wieder zu Crispus herum und ließ den Rebstab in einem gewaltigen Bogen durch die Luft zischen. Mit einem krachenden Schlag traf er den Mann am Kopf, und Crispus brach zusammen. Das Messer fiel ein paar Schritte entfernt auf die Straße. Macro stellte sich mit schlagbereit erhobenem Arm über den Mann, doch der rührte sich nicht mehr – er war bewusstlos. Macro nickte zufrieden und senkte seinen Stab.
»Ihr vier.« Er zeigte auf ein paar Männer von der Zweiten Illyrischen. »Lest diesen Unruhestifter auf und lasst ihn in der Arrestzelle schmoren, während ich die Sache mit seinem Kommandanten kläre.«
»Moment mal.« Ein Mann, der Macro weit überragte, trat aus der Menge. Er war einen Kopf größer und entsprechend breit. Im orangeroten Schein der Lampe wirkte sein Gesicht hart und wettergegerbt. »Ich bringe diesen Mann zur Zehnten zurück. Wir werden uns der Angelegenheit annehmen.«
Macro rührte sich nicht und musterte den Mann mit einem abschätzigen Blick. »Ich habe meinen Befehl erteilt. Ich stelle diesen Mann unter Arrest.«
»Nein, er kommt mit mir.«
Macro lächelte geringschätzig. »Und mit wem habe ich es zu tun?«
»Mit einem Centurio der Zehnten Legion, der dir sagt, was du zu tun hast«, erwiderte der Mann verächtlich. »Ich bin nicht so ein lausiger, kleiner Centurio einer Hilfskohorte. Und jetzt, wenn deine Laufburschen so nett wären, sich zu
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