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Cato 08 - Centurio

Cato 08 - Centurio

Titel: Cato 08 - Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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dieses Mannes zu fordern, aber du musst bedenken, welchen Schaden es anrichten würde, ihn zu verschonen.«
    Longinus runzelte die Stirn, stand dann unvermittelt auf und ging quer durch den Raum zum Balkon, der auf den Gartenhof des Hauses hinauszeigte. Über das Ziegeldach der hinter dem Garten liegenden Sklavenwohnungen hinweg blickte er über die Stadt auf die lange Palisade, die jenseits der Stadtmauer das Armeelager auf einer Anhöhe umschloss. Eine dünne Staubwolke auf einer Seite des Lagers wies auf irgendeine Aktivität hin: Eine Patrouille marschierte los, oder vielleicht trainierte auch eine Einheit auf der Fläche, die für das Exerzieren und für gelegentliche Paraden von Sträuchern gesäubert und planiert worden war. Er sah noch einen Moment lang hinüber und wandte sich dann wieder den beiden Offizieren zu, die noch immer vor seinem Schreibtisch saßen.
    »Nun gut, ich habe meine Entscheidung getroffen.«
     
    Cato ging langsam an den Pfosten vorbei, die entlang des riesigen Exerzierplatzes in den Boden getrieben waren. Das Infanteriekontingent der Zweiten Illyrischen stand
aufgereiht davor. Jeder Mann war mit einem hölzernen Übungsschwert bewaffnet, das im Griff und unmittelbar vor dem breiten Rand des Handschutzes mit Bleigewichten beschwert war. Mit der Linken umklammerten die Hilfssoldaten die Griffe ihrer Weidenschilde, die ebenfalls schwerer waren als die in der Schlacht verwendeten. Wenn ein Mann erst einmal gelernt hatte, beim Üben mühelos mit einer solchen Ausrüstung umzugehen, würde er mit weit größerer Kraft und mehr Selbstvertrauen gegen den echten Feind kämpfen. Vorläufig jedoch stürmten die Hilfssoldaten nur mit Gebrüll auf die Übungspfosten zu und fielen mit wilden Hieben über sie her, bis Cato in seine Pfeife blies, worauf die Männer von den Pfosten abließen und sich ans Ende der Reihe zurückzogen, während die nächsten die Pfähle angriffen.
    Sie legten sich ordentlich ins Zeug, wie Cato feststellte, und er konnte sich ausmalen, dass jeder von ihnen im Geist Crispus anstelle des Pfahls vor sich sah. Doch ungeachtet dessen hatten sie den größten Teil des Vormittags ohne zu murren unter der heißen Sonne trainiert. Cato beschloss, sie bis Mittag weitermachen zu lassen und sie dann zum Ausruhen in ihre Zelte zu schicken. Den Nachmittag über würde er das berittene Kontingent drillen, das Angriffe gegen dieselben Pfosten reiten würde, was für die Reiter, die heranpreschen, wenden und mit dem Schwert zuschlagen mussten, eine wesentlich größere Herausforderung darstellte. Aufgrund seiner unbarmherzigen Ausbildung vertraute Cato darauf, dass die Zweite Illyrische sich im Krieg gegen die Parther bewähren würde. Er musste grinsen. Offenbar hatte er
für sich bereits beschlossen, dass es zum Krieg kommen würde.Cato dachte beinahe ohne Unterlass an den bevorstehenden Feldzug, und trotz des Zutrauens in seine Männer machte ihn die Vorstellung, gegen die Parther kämpfen zu müssen, nervös. Die Schwierigkeiten, die die Taktik der Parther den römischen Soldaten bereiten würde, waren ihm wohl bewusst. Der Feind hatte die Kunst der berittenen Kriegsführung im Laufe der Jahrhunderte vervollkommnet und besaß eine der eindrucksvollsten Armeen der bekannten Welt. Ihre Methode war einfach und wurde nie abgewandelt. Der erste Angriff wurde von berittenen Bogenschützen vorgetragen, die einen Pfeilhagel auf ihre Feinde niedergehen ließen, um ihre Formation aufzubrechen. Dann ritt eine kleine Truppe schwer gepanzerter Kataphrakten mit ihren Lanzen heran, um die Gegner vollends aufzureiben. Diese Taktik hatte gegen die meisten Feinde gut funktioniert und vor mehreren Jahrzehnten zur Vernichtung der Armee des Crassus geführt. Und jetzt bereitete sich erneut eine römische Armee darauf vor, sich mit den Parthern zu messen – und das nicht ohne eine gewisse Beklommenheit.
    »Herr!« Einer der Optios, die Cato bei der Ausbildung assistierten, rief nach ihm und wies mit seinem Stab auf die Hügel im Osten. Cato drehte sich um und ließ die Augen über die steinigen Hänge wandern, die hier und da mit Zedern bewachsen waren. Dann blitzte in einem Hohlweg, der auf Antiochia zuführte, etwas auf. Cato blinzelte und schirmte die Augen gegen die Sonne ab, um besser sehen zu können. Aus dem Hohlweg kam, auf die Distanz kaum erkennbar, eine Kolonne Reiter heraus. Der Optio trat an Catos Seite, und beide Männer starrten
in die Ferne, während die nicht nachlassenden, dumpfen Hiebe

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