Cato 08 - Centurio
Standartenträger einen großen Weidenkorb am Sattel hängen hatte. Im gegenseitigen Einvernehmen hielten die beiden Parteien im Abstand von zwei Speerlängen an und wechselten einen Moment lang prüfende Blicke. Dann schob der größte der Parther plötzlich sein Gesichtstuch beiseite und begann zu sprechen.
Der Gesandte hörte aufmerksam zu, neigte den Kopf und wandte sich den Römern zu.
»Der Prinz wünscht euch ewige Gesundheit und Wohlstand. Dir, deinem Kaiser und eurem Volk. Außerdem gratuliert er euch zu den schönen Ländereien, die ihr für Rom erworben habt. Er sagt, eure Reihen von Wachtürmen und vorgeschobenen Posten, die die Grenze Antiochias schützen, hätten ihn sehr beeindruckt. Sie hätten es zu einer nicht geringen Herausforderung für uns gemacht, ungesehen bis hierher vorzustoßen.«
Bei den letzten Worten presste Longinus die Lippen zu einem Strich zusammen, und seine Hand ballte sich einen Moment lang zur Faust. Dann hob er sie plötzlich.
»Genug der Höflichkeiten. Ich gehe davon aus, dass wir nicht hier sind, um uns über die Einzelheiten eurer Reise zu unterhalten. Kommt zur Sache. Was will der Prinz?«
Es folgte ein kurzer Wortwechsel zwischen dem Gesandten und dem Prinzen, bevor Ersterer erneut sprach. »Das Partherreich verlangt, dass Rom von allen Versuchen ablässt, seinen Einfluss weiter zum Euphrat hin auszudehnen.«
»Rom hat das Recht, seine Grenzen zu schützen«, antwortete Longinus fest.
»Hört, hört. Allerdings scheinen eure Grenzen die Angewohnheit zu haben, sich unmerklich vorzuschieben, wie Diebe, die sich an das Haus ihrer Opfer anschleichen.«
»Was meinst du damit? Wir halten den bestehenden Vertrag ein.«
»Den Vertrag zwischen dem Partherreich und Rom, ja«, räumte der Gesandte ein. »Aber was ist mit eurem Abkommen mit Palmyra? Ihr behandelt das Land, als
wäre es das eure, und eure Soldaten marschieren bis unmittelbar an die Grenze des Partherreichs.«
»König Vabathus hat einen Vertrag mit Rom unterzeichnet«, sagte Longinus gleichmütig. Der Prinz schnaubte, als ihm diese Worte übersetzt wurden. Dann brach er in eine lange Rede aus, offenkundig gereizt, was die Römer erkannten, noch bevor der Gesandte versuchte, für seinen Herrn zu sprechen. Macro warf Cato einen Blick zu und hob müde die Augen. Cato reagierte nicht. Sein Freund war durch und durch ein professioneller Soldat, doch er hasste alle Aspekte von Politik oder Diplomatie, und Cato begriff, dass Macros Anwesenheit bei dieser angespannten Begegnung für die römische Seite einen gewissen Nachteil darstellte. Cato weitete die Augen und versuchte nach Kräften, seinem Freund einen warnenden Blick zuzuwerfen. Macro hob nur fragend die Augenbrauen und zuckte dann leicht mit den Schultern, als der Gesandte die Worte seines Herrn übersetzte.
»Prinz Metaxas sagt, dass die wahre Absicht eures Vertrags kein Geheimnis ist. Jedermann weiß, dass er nur einen ersten Schritt zur Annektierung Palmyras darstellt.«
»König Vabathus hat den Vertrag aus freiem Willen unterzeichnet.«
»Und was, wenn der König oder sein Nachfolger beschlösse, dass man den Vertrag aufheben sollte? Was dann?«
Longinus hatte bereits einen Köder geschluckt und hielt jetzt inne, um über eine passende Antwort nachzudenken. »Aber das steht überhaupt nicht zur Debatte. Palmyra und Rom sind Freunde.«
Der Partherprinz lachte rau auf und stieß den Finger in Richtung des römischen Statthalters, als er seine Antwort gab.
»Freunde?«, übersetzte der Gesandte. »Die einzigen Freunde, die ihr habt, sind Vabathus und seine Genossen. Die großen Adelshäuser Palmyras verurteilen den Vertrag öffentlich. Es gibt sogar bei Hofe Männer, die den König für nichts anderes als einen Verräter halten. Dieser Vertrag ist ein Schwindel, und der König wird bald gezwungen sein, ihn zu widerrufen. Falls er das aber nicht tut, könnt ihr sicher sein, dass sein Nachfolger die Ketten durchtrennen wird, die Palmyra an Rom binden. Sollte Rom versuchen, sich gewaltsam in die inneren Angelegenheiten Palmyras einzumischen, so wird das Partherreich alles tun, was in seiner Macht steht, um seinen Nachbarn gegen die römische Aggression zu verteidigen.«
Jetzt war es an Longinus zu lachen. »Das Partherreich als Beschützer? Das ist mal was Neues! Euer Wunsch, euch Palmyra einzuverleiben, ist unübersehbar. Wie kommt ihr nur auf den Gedanken, dass das Volk von Palmyra eure Einmischung begrüßen würde?«
»Wir haben unsere Gründe
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