Cato 08 - Centurio
ließ den schweren Korb neben sich zu Boden fallen. Dann wendeten die Parther ihre Pferde, und der Gesandte sprach ein letztes Mal zu den Römern.
»Mein Herr bittet euch, ein Geschenk anzunehmen. Ein Geschenk, das von den Ufern des Euphrat gepflückt wurde. Betrachtet es als ein Versprechen auf die Zukunft, solltet ihr beschließen, das Partherreich herauszufordern.«
Die Parther spornten ihre Pferde an und galoppierten zu der fernen Linie ihrer Kameraden zurück, die bereits
ihre Aufstellung auflösten, um von Antiochia wegzureiten und wieder in der Schlucht zu verschwinden. Einen Moment lang sahen die Römer der von den Hufen aufgewirbelten Staubwolke nach. Dann wandte Longinus den Blick zu dem Weidenkorb, der auf dem felsigen Boden lag. Er deutete darauf.
»Centurio Cato.«
»Ja, Herr?«
»Schau nach, was sich dort drin befindet.«
»Jawohl, Herr.« Cato schwang das Bein über die Sattelhörner und ließ sich zu Boden gleiten. Er trat vorsichtig zu dem Korb, als ob der vielleicht mit Schlangen oder Skorpionen gefüllt wäre. Mit einem Schlucken streckte er die Hand aus und zog die Griffe auseinander. Drinnen lag ein schlichter Tonkrug von der Größe einer Wassermelone. Der Boden war gesprungen, als der Korb auf dem Boden aufgeschlagen war, und der Geruch von Olivenöl, das langsam durch das Geflecht des Korbs sickerte, stieg ihm in die Nase. Eine dunkle, wirre Masse glänzte aus dem Krug heraus, und als das Öl allmählich ablief, wurde etwas rundlich Gewölbtes sichtbar.
»Was ist das?«, fuhr Amatius Cato an. »Zeig her, Mann!«
Cato spürte, wie ihm die Galle hochstieg, als er sich vorbeugte und nach den öligen dunklen Strähnen griff. Mit zusammengebissenen Zähnen holte er das schwere Bündel aus dem Krug und hob es hoch. Öl rann von der aschfahlen Haut des abgeschnittenen Kopfes herab und troff von den geöffneten Lippen auf den ausgedörrten Boden.
Mit verzogener Miene starrte Legat Amatius auf das grässliche Objekt. »Centurio Castor.«
KAPITEL 5
O ffiziere!« Cassius Longinus sah sich ernst im Bankettsaal seines Hauptquartiers um. Er stand auf einem Podium und betrachtete die Mienen der vor ihm versammelten Centurionen, Tribune und Legaten. »Wir befinden uns im Krieg mit dem Partherreich.«
Die Offiziere wechselten Blicke, und ein erregtes Gemurmel wogte durch den Saal, bevor es wieder still wurde und alle sich mit eifriger Miene dem Statthalter Syriens zukehrten. Die Nachricht von der parthischen Reiterschar, die am Vortag vor den Mauern Antiochias aufgetaucht war, hatte sich im Lager und in den Gassen der Stadt wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Gerüchteküche hatte ununterbrochen gebrodelt, bis das Ereignis auf so ziemlich alles hindeutete, von einem historischen Bündnis zwischen Rom und den Parthern bis zum tödlichen Schrecken einer nur noch einen Tagesmarsch entfernten riesigen Partherarmee, die fest entschlossen sei, jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in Antiochia niederzumetzeln. Longinus’ erste Worte hatten mit einigen der fantastischeren Vorstellungen aufgeräumt, und jetzt lauschten seine Offiziere in angespannter Erwartung auf weitere Einzelheiten. Der Statthalter wartete ab, bis vollständige Ruhe eingekehrt war, dann fuhr er fort:
»Vor einigen Tagen haben die Parther einen unserer Außenposten überrumpelt und die Garnison niedergemetzelt.
Unsere Besucher haben uns den Kopf des Kommandanten, Centurio Castor von der Zehnten Legion, überbracht.«
Die Männer, die Cato und Macro umstanden, murrten ärgerlich, und Macro stieß seinen Gefährten in die Seite und flüsterte: »Die Parther, die es mit uns zu tun bekommen, können einem leidtun. Wir haben ein paar richtig gute Kämpfe vor uns.«
»Gute Kämpfe?«, fragte Cato stirnrunzelnd. »Ich glaube kaum, dass ich deine Begeisterung für diesen Feldzug teile. Die Parther sind schwer zu schlagen.«
»Ach, komm schon. Wir haben schon Schlimmeres erlebt.«
»Wirklich? Wann denn?«
Macro sah seinen Freund einen Moment lang an und spitzte dann die Lippen. »Gut gekontert. Die Parther sind ein harter Brocken«, räumte er ein und rieb sich die Hände. »Diese Nuss wird schwer zu knacken sein.«
Cato sah Macro einen Moment lang an und schüttelte den Kopf. »Manchmal könnte ich schwören, du hältst das Ganze für so eine Art Spiel.«
»Ein Spiel?« Macro schaute überrascht. »Nein. Viel besser als das. Es ist eine Berufung. Es ist das, wofür echte Soldaten leben. Aber das kannst du natürlich nicht verstehen. Als
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