Cato 08 - Centurio
Stimmung nach Kräften auf. Er wandte sich einem Abschnitt des Publikums nach dem anderen zu und stieß sein Schwert in die Luft. Schließlich steckte er die Waffe in die Scheide und trat zurück, während der dienstälteste Centurio der Zehnten Legion vors Podium trat, seinen Befehlsstab auf die Bodenfliesen niederstieß und »Abtreten!« brüllte.
Die Offiziere drehten sich um, schoben sich zu den Türen und unterhielten sich angeregt über die Aussicht auf einen neuen Feldzug. Für viele von ihnen würden es die ersten Kämpfe sein, seit sie in der Provinz Syrien stationiert worden waren. Das Gleichgewicht der Kräfte, das bei allem Misstrauen seit den Tagen des ersten Kaisers, Augustus, zwischen dem Partherreich und Rom geherrscht
hatte, war nun Geschichte. Das lange Hin und Her von Diplomatie und verdeckten Absichten, das sich zwischen beiden Reichen abgespielt hatte, war vorbei, und nun würde der Zusammenstoß der großen Armeen den Konflikt entscheiden.
»Präfekt Macro! Centurio Cato!«
Cato fuhr zusammen, als der Ruf von den Wänden widerhallte. Nachdem er und Macro sich umgedreht hatten, sahen sie, dass der ranghöchste Centurio den Blick auf sie geheftet hatte. »Ihr beiden bleibt da!«
»Verdammt«, murmelte Macro, während die Offiziere in ihrer Nähe ihnen neugierige Blicke zuwarfen. »Was kommt jetzt?«
Cato zuckte mit den Schultern, schob sich durch die Menge, die den Saal verließ, und ging Macro zum Podium voran. Cato sah, dass Longinus und Legat Amatius sie beim Näherkommen beobachteten. Als der letzte der Offiziere den Saal verließ, standen sie vor dem Podium. Longinus nickte dem ranghöchsten Centurio zu.
»Das ist alles. Du kannst gehen.«
»Jawohl, Herr!« Der Centurio salutierte zackig und folgte seinen Kameraden. Seine genagelten Stiefel hallten über die Fliesen. Er schloss die Tür hinter sich, als er den Saal verließ, dann wandte sich Longinus Macro und Cato zu.
»Es ist noch eine andere Angelegenheit zu regeln, bevor meine Armee in den Krieg zieht. Ich habe das Schicksal von Legionär Crispus entschieden.«
Alle drei Untergebenen sahen ihren Kommandanten gespannt an. »In Anbetracht der Schwere des Vergehens und der unbedingten Notwendigkeit, unter den gegebenen
Umständen die Disziplin zu wahren, habe ich beschlossen, dass Crispus getötet werden muss.«
»Nein!« Amatius schüttelte den Kopf. »Herr, ich protestiere. Du hast mich glauben lassen, dass er verschont werden würde.«
»Ich habe nichts dergleichen gesagt«, fuhr Longinus ihn an. »Oder?«
Amatius holte durch zusammengebissene Zähne Luft. »Nein, Herr. Aber du hast es angedeutet.«
»So eine Andeutung schafft keine Tatsachen.« Longinus warf Macro und Cato einen bedeutsamen Blick zu und fuhr dann fort: »Crispus wird vor den versammelten Reihen der Zweiten Illyrischen von den Männern seiner Centurie zu Tode geprügelt werden. Morgen bei Sonnenaufgang. Du wirst dem Gefangenen das Urteil verkünden, Legat, und dafür sorgen, dass er bis zu seiner Hinrichtung in sicherem Gewahrsam bleibt. Ich habe in der Vergangenheit von Zwischenfällen gehört, bei denen Verurteilte entkommen konnten. Sollte Crispus die Flucht gelingen, werden die Männer, die zu seiner Bewachung abgestellt sind, seinen Platz einnehmen. Sorge dafür, dass ihnen das klar ist. Verstanden?«
Amatius schluckte seinen Zorn herunter und wandte sich mit erbitterter Miene an Macro. »Du bist wohl begeistert von diesem Urteil.«
Macro starrte ihn einen Moment lang an und antwortete dann: »Wenn du das glaubst, Herr, wirst du die Soldaten, die du befehligst, niemals verstehen.«
Amatius sah Macro wütend an, wandte sich dann wieder zu Longinus und richtete sich hoch auf. »Ist das alles, Herr?«
»Das ist alles. Crispus’ Kameraden sollen sich bei Anbruch des Tages zum Exerzierplatz vor dem Lager begeben. Sie sollen nur Tuniken tragen und mit Knüppeln bewaffnet sein.«
»Jawohl, Herr.«
Amatius’ Tonfall war gedrückt, und Cato verstand gut, warum. Es würde die stolzen Legionäre demütigen, ohne Panzer und Waffen vor den Hilfssoldaten der Zweiten Illyrischen erscheinen zu müssen. Und genau das war die Absicht. Die Armeedisziplin verlangte, dass die Kameraden eines Verurteilten seine Schande teilten, damit sie ihn allein schon dafür bestraften, dass er an ihrer Demütigung schuld war. In Zukunft würden sie dann vielleicht eher darauf achten, dass keiner der ihren einen Regelverstoß beging, der dann auf sie zurückfiel. Da Amatius
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