Cato 08 - Centurio
Cato. »Das klingt ja so, als stünden wir nicht auf derselben Seite.«
»Darum geht es ja gerade. Wenn diese Männer sich als Feinde betrachten, stecken wir in ernstlichen Schwierigkeiten, sobald ein echter Gegner auftaucht. Kleinliche Streitereien sind ein Luxus, den wir uns nicht leisten können.«
»Und was ist mit der Disziplin?«
»Manchmal muss man Kompromisse machen. Jedenfalls, um die Disziplin hast du dich ja nun gekümmert.« Macro seufzte. »Wenn ein Tag ohne Wasser Tadius nicht umbringt, hast du dir einen Feind fürs Leben geschaffen. Herzlichen Glückwunsch.«
Cato wollte gerade antworten, als im Lager ein Ruf ertönte. »Kavalleriepatrouille reitet ein.«
Macro schüttelte müde den Kopf. »Werde ich verdammt noch mal heute Nacht überhaupt keine Ruhe finden? Komm, irgendwas ist los.« Das Trappeln von Hufen auf dem Wüstensand verkündete die Rückkehr einer der Kavalleriepatrouillen Catos, und die beiden Offiziere eilten zu der Stelle, wo der Decurio und seine Leute am Rande der Schlafreihen der Männer ihre Pferde zum Stehen brachten.
»Wo ist der Präfekt?«, rief der Decurio nervös.
Cato hob die Hand. »Hier. Was gibt es?«
»Wir haben eine große Truppe Berittener gesichtet, Herr.« Der Decurio brachte keuchend sein Pferd zur Ruhe, das nach dem scharfen Ritt zum Lager schnaubend Luft schöpfte. »Im Süden.«
»Wie weit von hier?«, fragte Macro scharf.
»Höchstens zwei Meilen, Herr. Sie schienen auf uns zuzukommen.«
»Konntest du erkennen, um wen es sich handelt?«
»Es war zu dunkel, Herr. Ich habe sie lange genug beobachtet, um abzuschätzen, in welche Richtung sie reiten, und bin dann hierhergekommen, um Bericht zu erstatten. Ich bin mir sicher, dass sie uns nicht gesehen haben.«
Cato unterbrach ihn. »Berittene, sagst du? Zu Pferd oder zu Kamel?«
Der Decurio zögerte einen Moment. »Ein bisschen von beidem, Herr.«
»Dann handelt es sich eher um eine Truppe aus Palmyra als um die Parther. Die Parther bevorzugen angeblich Pferde.« Cato warf Macro einen Blick zu. »Meinen Quellen zufolge, Herr.«
»Deinen Quellen zufolge?«
»Was ich in der Bibliothek von Antiochia gelesen habe.«
»Dann muss es ja stimmen«, brummte Macro sarkastisch. »Nun, wir haben keine Zeit, ihnen auszuweichen. Also müssen wir uns versteckt halten und still sein, bis sie vorbei sind.«
»Und wenn sie direkt in uns hineinreiten?«, fragte Cato.
»Dann erwartet sie die Überraschung ihres Lebens.«
Cato rief die berittenen Patrouillen zurück und schickte die Kavallerie ein Stück nach hinten, wo sie sich in einer kleinen Vertiefung verstecken sollte, durch die die Kolonne marschiert war, bevor sie für die Nacht haltgemacht hatte. Falls es zum Kampf kam, konnten die Römer nicht riskieren, ihre eigenen Reiter in der Dunkelheit
mit dem näher kommenden Feind zu verwechseln. Wenn die Kavallerie ein Bucina-Signal hörte, sollte sie sich der Haupttruppe wieder anschließen. Unterdessen legten die Fußsoldaten, Hilfstruppen wie Legionäre, ihre Rüstungen an und zogen die Schwerter, bevor sie sich neben ihren Schilden niederkauerten. Falls es zum Kampf kam, würde ein Handgemenge entstehen. Speere würden dann zu unhandlich sein, und so würden sie das Gefecht mit dem Kurzschwert entscheiden, das die römische Armee von jeher bevorzugte. Tief gebückt gingen die Offiziere an den Reihen der Soldaten entlang und flüsterten ihren Männern zu, dass sie sich still verhalten und kein Glied rühren sollten, solange sie nicht den Befehl dazu erhielten. Macro und Cato schlichen sich ein kurzes Stück in Richtung der herannahenden Reiter, kauerten sich auf den Boden und spähten angestrengt über die nahezu flache Ebene vor ihnen.
»Falls es der Feind ist«, sagte Macro leise, »haben wir nur eine einzige Gelegenheit, hart zuzuschlagen. Wenn es ihnen gelingt, in guter Ordnung von uns wegzukommen, ist die Kolonne den Pfeilen hilflos ausgeliefert, sobald der Tag anbricht.«
»Ich weiß.«
»Wenn es so weit ist, musst du mit deinen Männern hart rangehen.«
»Vertrau mir, Macro. Ich kenne meine Aufgabe.«
Der ältere Offizier wandte sich seinem jungen Freund zu und grinste. Im schwachen Licht der Sterne leuchteten seine Zähne weiß aus der Dunkelheit der Nacht heraus. Er klopfte Cato auf die Schulter. »Natürlich kennst du deine Aufgabe. Du hattest ja auch den besten Lehrer.«
Beide lachten leise in sich hinein, und Cato spürte, wie ein kleiner Teil der nervösen Anspannung aus seinem Körper
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