Cato 09 - Gladiator
trafen, wirkten sie als Bremse. Das Schiff krängte und wandte die Breitseite den von der offenen See heranrollenden Wogen zu. Cato konnte die an Deck kauernden Männer sehen. Dann brach eine große graue Wasserwand über dem Schiff zusammen und verschlang es. Der Kiel tauchte an die Oberfläche wie die Wirbelsäule eines Wals. Als sie nächste Woge darüber hinwegrollte, verschwand das Schiff. Cato starrte hilflos zu der Stelle, an der es gesunken war, und hielt Ausschau nach Überlebenden, doch da war nichts, und seine Faszination machte Entsetzen über die Auslöschung des Schiffes und dessen ganzer Besatzung Platz.
»Die armen Schweine«, murmelte er, wandte sich ab und ging langsam zum schützenden Tempel zurück, während die vom Sturm angefachten Flammen in der Kuppel des Leuchtturms sich grell vor den dahinjagenden dunklen Sturmwolken abzeichneten. Als er im Windschatten des Turmes stand, warf Cato einen letzten Blick aufs Meer. Er empfand Mitleid mit allen Seeleuten, die einem solchen Sturm ausgeliefert waren.
Zwei Tage später war die Flotte bereit, in See zu stechen. Es war früher Morgen. Petronius kam zum Dock im königlichen Hafen, um Cato und Centurio Decius Fulvius, den Ersten Speerträger, zu verabschieden. Der Sturm hatte sich am Vortag gelegt, doch im Handelshafen waren mehrere Schiffe gesunken. Die Flotte hatte zum Glück nur eine Trireme verloren, deren Anker sich gelöst hatte und die daraufhin gegen den Wellenbrecher geschleudert worden war.
»Passt gut auf meine Männer auf.« Petronius lächelte schwach. »Ich will sie in gutem Zustand zurückbekommen, sobald ihr den Sklavenaufstand niedergeschlagen habt. Ich gehe ein großes Risiko ein, indem ich so viele Soldaten von der ägyptischen Garnison abziehe, um Sempronius zu helfen, die Götter sind meine Zeugen. Macht ihm das klar.«
»Ich werde die Botschaft an den Senator weitergeben, Herr«, sagte Cato.
»Gut, und richte meinem alten Freund aus, dass er sich auf mich verlassen kann, sollte er in Zukunft erneut meine Hilfe in Anspruch nehmen wollen.«
Cato lächelte über die Spitze, während Fulvius kurz die Stirn runzelte, mit den Schultern zuckte und vor seinem Vorgesetzten salutierte. »Ich werde auf die Männer schon aufpassen, Herr. Ein Haufen aufständischer Sklaven dürfte ihnen keine großen Schwierigkeiten bereiten. Und wenn doch, werde ich keine unnötigen Risiken eingehen.«
»Gut.«
Cato schritt hinter Fulvius her über die Rampe und trat aufs Deck des Flaggschiffs, eine alte Quadreme mit Namen Triton . Die Seeleute holten die Rampe ein, und die Männer an den Rudern stießen das Schiff vom Kai ab. Als der Abstand groß genug war, erteilte der Nauarch einen Befehl. Die Ruder wurden ausgestellt und die Blätter ins Wasser abgesenkt. Der für die Ruderer zuständige Offizier gab ein gemächliches Tempo vor, und die Triton glitt durchs ruhige Becken des königlichen Hafens aufs offene Meer hinaus. Der Rest des Geschwaders reihte sich achteraus ein, dann setzten auch die Truppentransporter Segel und schlossen sich den Kriegsschiffen an. Ein beeindruckendes Schauspiel, dachte Cato. Hunderte Einheimische waren zum Heptastadion gekommen, um die Flotte in See stechen zu sehen. Die Formation fuhr am Leuchtturm vorbei, und der Bug der Triton hob sich, als die Dünung sich bemerkbar machte. Die plötzliche Bewegung veranlasste Cato, sich an der Reling festzuhalten, und auf einmal musste er an das Schiff denken, das während des Sturms gesunken war. Der Nauarch musterte ihn lächelnd.
»Viel von einem Seemann hast du wohl nicht?«
»Das stimmt«, gab Cato zu. »Eigentlich habe ich die Nase voll von Seereisen.«
»Also, es gibt keinen Grund zur Beunruhigung. Der Sturm hat sich ausgetobt.« Der Nauarch musterte den Horizont und sog witternd die Meeresluft ein. »Die Götter scheinen uns gewogen. In höchstens drei Tagen werden wir Kreta erreichen.«
»Kannst du denn riechen, wie das Wetter wird?«, fragte Cato verwundert.
»Nein. Aber es beruhigt die Passagiere, wenn sie glauben, ich könnte das.« Der Nauarch zwinkerte ihm zu.
Cato trat ans Heck und schaute in Richtung Alexandria. Zu Mittag waren die Stadt und die Küstenlinie hinter dem Horizont verschwunden, doch der Leuchtturm war noch immer deutlich zu sehen, und der Rauch des Signalfeuers stieg schief in den Himmel.
Bei gutem Wetter kam die Flotte gut voran und sichtete die kretische Küste am Abend des dritten Tages. Nach sorgfältiger Musterung der Küstenlinie war der
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