Cato 09 - Gladiator
ist es schon zu spät.«
Die Bemerkung traf Cato bis ins Mark. »In diesem Fall«, sagte er mit einer Eindringlichkeit, die die Umstehenden frösteln machte, »marschieren wir trotzdem nach Gortyna. Wir werden nicht rasten und nicht ruhen, bevor die Aufständischen diese Gräuel mit ihrem Leben bezahlt haben.«
kapitel 25
annst du wirklich nichts tun, um ihn zu retten?«, fragte Ajax, als sie aus dem Bauernhaus traten. Kharim wischte sich mit einem Leinentuch Blut und Eiter von den Händen und schüttelte den Kopf.
»Es tut mir leid, aber das liegt jetzt in den Händen der Götter. Vielleicht solltest du Asklepius opfern und ihn um Hilfe anflehen. Ich habe für Chilo getan, was ich konnte, aber die Wunde hat sich entzündet. So was haben wir beide schon öfters gesehen. Sie wird eitern und ihm das Blut vergiften, und er wird sterben. Es tut mir leid.«
»Ich verstehe.« Ajax nickte resigniert.
Es schmerzte Kharim, dass der Gladiator, der sich ohnehin schon eine große Verantwortung aufgebürdet hatte, nun auch noch an Chilos Schicksal zu tragen hatte. Es war fünf Tage her, dass die Aufständischenarmee vor den Mauern Gortynas eingetroffen war und Ajax den Überraschungsangriff befohlen hatte. Die Aufständischen hatten schwere Verluste davongetragen. Über zweihundert Kämpfer von Chilos Truppe waren gefallen oder verwundet worden, und viele der Überlebenden waren beim nächtlichen Rückzug auf Fußangeln getreten. Die Stimmung im Lager war schlecht, und wenngleich Ajax entschlossen war, einen weiteren Versuch zur Eroberung der Stadt zu unternehmen, war ihm wohl bewusst, dass der Misserfolg das Selbstvertrauen seiner Anhänger erschüttert hatte.
Dies war der erste große Rückschlag seit Beginn des Aufstands, und Ajax musste sich eingestehen, dass die Männer und Frauen, die über keinerlei Kampferfahrung verfügten, nicht grenzenlos belastbar waren. Sie waren berauscht von der Freiheit und fanatisch entschlossen, sie zu verteidigen. Aber Fanatismus war nicht genug; Ajax brauchte Männer, die sich auf den Belagerungskrieg verstanden und diszipliniert genug waren, um ungeachtet der Gefahren einen Angriff durchzustehen. Außerdem war Fanatismus eine flüchtige Angelegenheit, wie er festgestellt hatte. Die furchtlose Entschlossenheit der ersten Tage des Aufstands war dem Wunsch gewichen, es sich gutgehen zu lassen und die Dinge zu genießen, die sie von ihren ehemaligen Herren erbeutet hatten.
Ajax legte Kharim die Hand auf die Schulter. »Ich danke dir für das, was du für Chilo getan hast.«
»Du brauchst mir nicht zu danken, General«, entgegnete Kharim bedrückt. »Chilo steht mir ebenso nahe wie dir. Seine Männer lieben ihn. Das ist ein schwerer Schlag für sie. Ich wünschte, ich könnte ihn retten.«
»Ich danke dir trotzdem.« Ajax musterte seinen Gefährten. »Ich brauche einen Nachfolger für Chilo.«
Kharim wurde jäh bewusst, dass sein Anführer sich mit der Tatsache, dass Chilo nicht wieder genesen würde, bereits abgefunden hatte.
»An wen denkst du?«, fragte er.
»Ich habe mich noch nicht entschieden. Mein erster Gedanke war, du könntest das übernehmen.«
»Ich?«
»Du verstehst dich auf den Kampf ebenso gut wie aufs Heilen. Und du stehst loyal zu mir, oder etwa nicht?«
»Musst du das fragen?«, sagte Kharim mit schmerzlicher Miene.
»Nein. Tut mir leid, mein Freund. Ich wollte dich nicht kränken. Manchmal denke ich wie ein gewöhnlicher Gladiator.«
»An dir ist nichts gewöhnlich«, entgegnete Kharim und deutete mit ausholender Geste aufs Lager. »Frag, wen du willst. Wusstest du, dass die Frauen zu dir beten? Als wärst du ein Gott oder ein König.«
Ajax runzelte die Stirn. »Das ist Unsinn. Wir sind jetzt frei, wir schulden niemand anderem Gehorsam als uns selbst.«
Kharim sah ihm in die Augen. »Das glaubst du, und deshalb lieben sie dich und folgen dir, wohin du sie auch führst.«
Der Gladiator straffte sich und musterte kurz die umliegenden Zelte und Unterkünfte, vor denen die ehemaligen Sklaven lagerten. Einige unterhielten sich, andere saßen einfach nur da und sahen sich um, als sähen sie die Welt mit neuen Augen. Ein paar Kinder spielten neben dem Bauernhof vor einem Käfig und ärgerten die darin eingesperrten Gefangenen mit Stöcken. Es herrschte eine friedliche Atmosphäre, doch Ajax wusste, dass dies nicht von Dauer sein würde. Er wandte sich wieder Kharim zu. »Sag allen Bescheid. Ich möchte, dass sich die Anführer der Kampfverbände am Abend im Garten
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