Cato 09 - Gladiator
Macro zwischen seinen Männern eingeklemmt, so dass Julia sich auf einmal wieder ganz in seiner Nähe befand.
Sie erwiderte fragend seinen Blick. Er schnitt eine Grimasse und schüttelte den Kopf. Im Moment bot sich keine Fluchtgelegenheit. Macro wendete das Pferd. Vielleicht gab es ja noch eine andere Möglichkeit. Er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln.
»Komm mit.«
»Wohin?«
Macro gab keine Antwort. Er nickte dem Mann zu, den er zu ihrem Schutz abgestellt hatte. »Hau rein, Mann. Jeder Hieb zählt.«
Dann galoppierte er in die Schlucht hinein, bis sie an deren Ende anlangten. Er saß ab und reichte Julia die Hand. Als sie neben ihm stand, blickte sie zu den hohen Felswänden auf.
»Es gibt hier keinen Ausweg.« Mit bebenden Lippen sah sie zu ihm auf. »Oder doch?«
»Nein, Herrin.« Macro erwiderte traurig ihren Blick.
Julia blickte in die Schlucht hinein. Der Kampfeslärm rückte immer näher. »Was werden sie mit mir tun, wenn sie mich gefangen nehmen?«
Macro konnte es sich denken. Die Sklaven würden bestimmt keine Gnade üben und sie vor ihrem Tod leiden lassen. »Am besten denkst du gar nicht daran.«
»Was sagst du?« Sie starrte ihn an und sagte flehend: »Ich will nicht sterben.«
»Ich weiß.« Macro legte ihr unbeholfen den Arm um die Schulter. »Komm mit.«
Er geleitete sie zur Felswand, dann wandten sie sich zur Schlucht um. Mit einem letzten Waffenklirren und einem Schmerzensschrei erstarb der Kampfeslärm. Dann näherte sich Hufgetrappel. Julia drängte sich an Macro.
»Ich habe Angst. Ich will nicht sterben.«
»Gewiss, Herrin«, erwiderte Macro sanft. »Das ist nur verständlich.«
»Und du?«
Macro lächelte. »Die Vorstellung ist mir nicht neu. Mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt.«
Der erste Gegner tauchte auf, dann der zweite. Immer mehr kamen aus der Düsternis der Schlucht hervor. Sie näherten sich langsam, mit gezückten Schwertern. Einige bluteten, und alle starrten Macro und Julia an. Macro trat vor Julia hin und hob das Schwert.
»Kommt nur her, ihr Schweine! Seht, wie ein Römer zu sterben weiß!«
Niemand sagte etwas. Mit tödlicher Kälte im Blick trabten die Reiter näher. Julia hielt sich an Macros Ellbogen fest. Er spürte, wie sie zitterte.
»Macro, lass nicht zu, dass ich ihnen in die Hände falle. Bitte.«
Ihm wurde ganz kalt ums Herz. Es gab keinen Ausweg. Macro wurde übel. Er schluckte den sauren Geschmack in seinem Mund und wandte sich zu Julia herum.
»Es tut mir so leid, Herrin.«
Sie blickte an ihm vorbei zu den sich nähernden Männern, dann fasste sie ihn bei den Schultern und sah ihm in die Augen. »Mach schnell!«
Macros Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse der Hilflosigkeit, dann nickte er und setzte die blutige Schwertspitze an ihrem Bauch an, unmittelbar unter dem Brustkasten. Obwohl sie zitterte, fühlte sich ihr Körper warm an. Sie kniff die Augen zu und sog stockend den Atem ein, als die Männer unter lautem Geschrei auf sie zugestürmt kamen.
»Mögen die Götter dich schützen, Cato, mein Liebster«, flüsterte sie.
kapitel 24
E s dauerte viel zu lange, die Streitmacht zu sammeln, überlegte Cato verärgert, als er über den Wellenbrecher schritt, der vom alten Königspalast zum großen Hafen führte. Zu seiner Linken lagen große Handelsschiffe vor Anker und warteten darauf, entladen zu werden, und dahinter lag das Heptastadion – ein sieben Stadien langer Damm, der vom Festland zur Insel Pharos hinüberführte. Bei seinem Anblick empfand Cato wieder einmal Bewunderung für den Ehrgeiz der Alexandriner. Die Stadt war voller Wunder, wie er herausgefunden hatte, während er darauf wartete, dass Petronius die Entsatzstreitmacht für Kreta aufstellte. Die Bibliothek weckte Ehrfurcht in ihm. Noch nie zuvor hatte er eine solche Anhäufung von Wissen gesehen. In den Räumen mit den zahllosen Büchern zu allen möglichen Themen tummelten sich Gelehrte, die sich in gedämpftem Ton über ihre Interessensgebiete unterhielten und bisweilen auch lebhafte Streitgespräche führten.
Am Ende des Wellenbrechers setzte er sich auf die Stufen des Timontempels. Von hier aus hatte er freie Sicht auf die im königlichen Hafen versammelte Flotte. Außer den Kriegsschiffen hatte Petronius noch vier leichte Erkundungsschiffe vom gleichen Typ bereitgestellt, auf dem Cato und Macro vor ein paar Jahren gedient hatten, nachdem man sie zur Flotte von Ravenna versetzt hatte. Zusätzlich lagen noch acht große Frachtschiffe vor Anker, die
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