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Cato 09 - Gladiator

Cato 09 - Gladiator

Titel: Cato 09 - Gladiator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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kaputtzuschlagen, den Römer aus dem Käfig zu zerren und ihn abzuschlachten, stellte eine mächtige Versuchung dar. Er ballte die Fäuste, schloss die Augen und atmete tief durch, bis seine Wut wieder verraucht war. Dann richtete er sich auf und wandte sich zum Gehen.
    »Warte!«, rief Macro. »Sag mir, was du mit uns vorhast. Mit mir und der Herrin.«
    Ajax wandte den Oberkörper herum und lächelte kalt. »Ich will dich möglichst lange leiden lassen. Wenn du in der Enge des Käfigs halb wahnsinnig geworden bist, werde ich dich töten lassen, Centurio. Und zwar schön langsam. Ich möchte, dass du nach und nach unter Qualen stirbst. Da die Frau jetzt, da ihr Vater sie aufgegeben hat, keinen Nutzen mehr für mich hat, soll sie mit dir zusammen leiden, dann können meine Männer sie haben. Mittlerweile haben sie Geschmack am Fleisch wohlerzogener Römerinnen gefunden.« Ajax blickte Julia an und schmatzte mit den Lippen. »Sollte es mir gelingen, zuvor Gortyna einzunehmen, werde ich natürlich dafür Sorge tragen, dass ihr Vater, der ehrenwerte Senator, Zeuge der Schande seiner Tochter wird.«
    »Schwein!« Macro trat gegen die Gitterstäbe. »Du elender Feigling! Ich schwöre bei den Göttern, wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, dann…«
    »Was dann?« Ajax lachte. »Willst du mich im Schlaf heimsuchen? Vielleicht sollte ich dich ebenfalls zuschauen lassen, bevor du stirbst.«
    Macro biss die Zähne zusammen. Ein leises Knurren kam aus seiner Kehle. Er packte die Gitterstäbe und rüttelte daran mit aller Kraft.
    »Macro!«, rief Julia. »Macro! Sieh mich an!«
    Macro riss den Blick vom Gladiator los und wandte den Kopf zu Julia herum.
    »Er will dich nur reizen, Macro. Fall nicht darauf rein. Wir müssen besser sein als er. Stärker.«
    Ajax lächelte. »Spiel ruhig die tapfere Aristokratin, meine schöne Dame. Wir werden ja sehen, wie lange du die Rolle durchhältst, wenn meine Männer dich in die Hände bekommen. Aber jetzt muss ich gehen. Die Plauderei hat mir Spaß gemacht. Ja, wirklich. Wir sprechen uns bald wieder.«
    Er winkte ihnen zum Abschied spöttisch zu und ging davon. Er wählte ein Pferd aus und machte sich wie jeden Tag daran, die Verteidigungsanlagen von Gortyna zu inspizieren.
    Als er am Nachmittag zum Bauernhof zurückkehrte, erwartete ihn Kharim bereits.
    »Chilo ist tot«, meldete der Parther nüchtern.
    Ajax senkte den Kopf und nickte. »Ist er von eigener Hand gestorben?«
    »Ja.«
    »Das war sein Wunsch. Wo ist er jetzt?«
    »Drinnen. Ich habe Anweisung gegeben, ihn für die Bestattung in Leinen zu hüllen, aber ich dachte, du willst ihn vielleicht vorher sehen.«
    Ajax schwieg einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. »Er ist tot, und ich werde ihn in Erinnerung behalten. Das reicht. Lass ihn bestatten. Such ihm ein stilles Grab, wo die Römer seinen Leichnam nicht finden werden.«
    Kharim musterte ihn überrascht. »Dann glaubst du also, dass sie uns besiegen werden?«
    »Es ist durchaus möglich. Nichts ist gewiss im Leben, mein Freund. Sollte der Aufstand scheitern, will ich nicht, dass ihnen sein Leichnam als Trophäe in die Hände fällt. Oder meiner. Oder deiner.«
    »Verstehe.«
    »Gut. Jetzt möchte ich essen. Ich bin im Garten, falls jemand nach mir verlangt.«
    Kharim neigte den Kopf. »Zu Befehl, General.«
    Den Rest des Nachmittags verbrachte Ajax auf einer Bank, in vorgebeugter Haltung, die Ellbogen auf die Knie gestützt, die Hände unter dem Kinn verschränkt. Mit Blick auf den kleinen Schrein eines Hausgottes in einem Winkel des Gartens dachte er über die Entwicklung des Aufstands nach. Der Gedanke, eine Rebellion anzuführen, war ihm erst gar nicht gekommen, als er nach dem Einsturz des Statthalterpalasts die Freiheit erlangt hatte. Eigentlich hätte er auch schon eher fliehen können, doch die Vorstellung, für den Rest seines Lebens auf der Flucht zu sein und im Falle einer Ergreifung grausam bestraft zu werden, hatte ihn davon abgehalten. Das Erdbeben aber hatte alles verändert. Zunächst hatte er geglaubt, das sei eine gute Gelegenheit, sich aus dem Staub zu machen, denn man hätte bestimmt geglaubt, er gehöre mit zu den Opfern. Er hatte überlegt, sein Aussehen zu verändern, eine Weile abzuwarten und schließlich mit einem Schiff die Insel zu verlassen. Stattdessen war er in die Rolle des Anführers einer kleinen Gruppe entlaufener Sklaven geschlüpft und quasi ohne eigenes Dazutun zum Befehlshaber einer Armee von Aufständischen geworden. Jetzt trug er

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