Cato 09 - Gladiator
bestand Anlass zu der Hoffnung, dass sie den Gegner mit ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit über die Palisade zurückdrängen könnten. Zunächst aber musste er seine Streitmacht formieren.
»Leibgarde! Her zu mir!«, übertönte Ajax das Waffengetöse, das Dröhnen der von Hieben getroffenen Schilde und die Schreie der Verwundeten. Die Reiter, die ihm von der anderen Seite der Bucht hierher gefolgt waren, beruhigten ihre schnaubenden Pferde und hielten die Waffen bereit. Dreißig bis vierzig Mann hatten sich um ihn geschart. Ajax wandte sich wieder dem Gegner zu, der fünfzig Schritte entfernt durch die sich auflösenden Reihen der Aufständischen pflügte.
»Angriff!« Ajax legte das Schwert an und gab seinem Pferd die Sporen. Das Tier bäumte sich wiehernd auf, dann stürmte es mit gesenktem Kopf los, grub die Hufe in den aufstiebenden Sand und jagte dem Feind entgegen.
Die vor ihm befindlichen Aufständischen hörten die sich nähernden Reiter und bemühten sich, ihnen auszuweichen, dennoch wurden einige umgeworfen und niedergetrampelt. Die Römer bildeten keine festgefügte Formation, sondern hatten sich verteilt, als er die Attacke begonnen hatte. An der Spitze seiner Leibwächter ritt er in sie hinein. Die Legionäre waren mindestens so gut bewaffnet wie die Gladiatoren, denen er in der Arena begegnet war, und Ajax hielt das Schwert bereit, um auf ungeschützte Arme, Gesichter und Hälse einzuschlagen. Vor ihm standen zwei Römer. Als sein Pferd gegen die Schilde prallte, wurden sie umgeworfen. Der Gladiator neigte sich nach rechts aus dem Sattel und rammte einem Legionär, der ins Stolpern geraten war, die Klinge in den Hals. Sie drang nur ein paar Fingerbreit ein, würde den Gegner aber trotzdem tödlich verwunden. Ajax ritt weiter, mit blutigem Schwert, den Kopf gesenkt. An der einen Seite machte er einen Helmbusch aus und hielt auf den Centurio zu, der sich bemühte, seine Leute zu sammeln. Im letzten Moment wandte der Mann sich um. Im Feuerschein des hinter dem Gladiator brennenden Schiffes weiteten sich seine Augen. Bevor er reagieren konnte, drang ihm Ajax’ Klinge ins Auge, zerschmetterte den Schädel und bohrte sich ins Gehirn. Ajax riss die Klinge heraus, wendete das Pferd und sah sich um.
Die Reiterattacke hatte den Angriff der Römer ins Stocken gebracht. Mehrere Legionäre lagen am Boden, einige hatten sich in kleinen Grüppchen gesammelt, andere zogen sich über den Strand zurück. Doch er hatte seinen Männern nur eine kurze Verschnaufpause verschafft. In weniger als hundert Schritt Entfernung rückte die zweite römische Abteilung auf die Aufständischen vor, eine massive Wand aus Schilden, hinter denen die Standarten aufragten. Jemand rief einen Befehl, dann schlugen die Legionäre mit den Breitseiten der Schwerter auf die Schilde, was einen ohrenbetäubenden metallischen Lärm zur Folge hatte, der Ajax’ Pferd scheuen ließ.
»Ruhig, ganz ruhig.« Er klopfte dem Tier auf die Flanke und bemerkte, dass seine Leibwächter als Einzige am Strand die Stellung hielten. Alle anderen wichen zurück. Knurrend machte Ajax sich klar, dass der Kampf vorerst verloren war. Er konnte immer noch Kharims Männer einsetzen, die zum Großteil mit erbeuteten Waffen und Rüstungen ausgestattet waren. Vielleicht würde es ja ihnen gelingen, die Legionäre so lange aufzuhalten, bis sich seine Armee sammeln und die verhassten Römer angreifen konnte.
»Zurückfallen lassen!«, befahl Ajax. »Zum Lager!«
Die Reiter machten kehrt und ritten am Strand entlang zurück, sicherten den Rückzug der unberittenen Kämpfer. Als sie an den Schiffen vorbeikamen, beobachteten die Römer an Bord sie schweigend, zu erschöpft, um über den Rückzug des Gegners zu frohlocken. Als sie jedoch ihre Kameraden mit den Standarten am Strand vorrücken sahen, erhob sich lauter Jubel und wanderte von Schiff zu Schiff. Ajax bleckte knurrend die Zähne.
Als er durch das Palisadentor ritt, hielt Kharim zu Pferd nach ihm Ausschau. Kharim winkte und kam ihm entgegengeritten.
»General! Die Wachposten melden, dass vom Römerlager eine weitere Streitmacht anrückt.« Er zeigte zum Hang. »Über tausend Mann, mit Reiterei an den Flanken.«
Ajax starrte ihn an, dann blickte er sich zu den am Strand vorrückenden Römern um. Verschreckte Aufständische wimmelten orientierungslos umher. Ajax holte tief Luft und brüllte: »Formiert euch! Nehmt Aufstellung in Reihen und haltet stand! Wir können die Schlacht gewinnen! Wir können sie
Weitere Kostenlose Bücher