Cato 09 - Gladiator
schlagen! Wir haben es schon einmal getan und können es wieder tun! Haltet stand!«
Seine Rufe wurden übertönt von den Hornsignalen der Römer am Strand und auf den Hügeln sowie neuerlichem Schildgetrommel, das zu ohrenbetäubender Lautstärke anschwoll. Die Aufständischen wichen zurück, und am Rand der Menge hinter dem Tor flohen bereits die ersten vor den anrückenden römischen Truppen.
»Bleibt stehen!«, brüllte Ajax erneut, doch es war zu spät. Die Angst fuhr in die Reihen der Rebellen wie ein Windstoß, und eine Woge von Kämpfern strömte in die Dunkelheit davon und eilte ins Lager zurück. Die Männer rannten um ihr Leben. Ajax blickte ihnen nach, das Herz war ihm schwer wie Blei. Auf einmal legte sich eine furchtbare Müdigkeit auf seine Schultern, und er wandte das Gesicht den heranrückenden Römern entgegen.
»General!«, rief Kharim. »Was sollen wir tun?«
»Was wir tun sollen?« Ajax schüttelte den Kopf. »Alles ist verloren. Uns bleibt nichts mehr zu tun, als mit dem Schwert in der Hand zu sterben.«
»Nein!« Kharim lenkte sein Pferd an Ajax’ Seite und fasste ihn beim Arm. »General, du lebst noch, und solange du lebst, kannst du den Kampf gegen die Römer fortführen. Wenn du jetzt stirbst, war alles umsonst. Solange du lebst, geht der Aufstand weiter.«
Ajax musterte ihn mit leerem Blick. »Was habe ich jetzt noch zu gewinnen, mein Freund?«
Kharim überlegte rasch. »Wir haben die Geiseln. Wenn es uns gelingt, mit ihnen zu entkommen, können wir immer noch verhandeln. In einer kleinen Bucht nicht weit von unserem Zelt liegen ein paar Fischerboote.«
Ajax wünschte sich nichts weiter als einen raschen Tod. Kharims Worte aber waren zu ihm durchgedrungen. Der Parther hatte Recht: Solange auch nur ein paar Männer den Geist der Rebellion im Herzen der römischen Sklaven wachhielten, war der Aufstand nicht vorbei. Er musste flüchten und die Geiseln mitnehmen.
»Also gut.« Er nickte seinem Kameraden zu. »Wir versuchen es. Komm mit!«
Er wendete das Pferd und gab seinen Leibwächtern ein Zeichen, dann ritt er durchs Lager um das Ende der Bucht herum auf die dahinterliegende Landzunge und zu seinem Zelt. Ringsumher sammelten die Aufständischen ihre Familien und ihre Beute ein und flohen vor den vorrückenden Römern. Ajax empfand Mitleid mit ihnen. Die Falle war zugeschnappt. Sie konnten nicht mehr fliehen. Für sie gab es nur noch den Tod oder die Rückkehr in die Sklaverei.
Drei der Schiffe brannten, als Cato und dessen Männer die Decks der vor Anker liegenden Frachter gesäubert hatten. Nur zwei Gruppen von Aufständischen war es gelungen, ihre Schiffe in Brand zu setzen, bevor sie sich mit Booten zum Strand abgesetzt hatten. Das Feuer hatte auf ein drittes Schiff übergegriffen, und nun drohten auch die übrigen in Brand zu geraten.
»Atticus!«, rief Cato. »Sammle zwanzig Männer. Wir müssen die Schiffe losschneiden, bevor sich das Feuer weiter ausbreitet.«
Cato wandte sich ab und kletterte mit Vulso und Musa auf das Schiff neben dem brennenden Frachter. Die Hitze traf ihn wie ein Schlag. Er hob die Arme schützend vors Gesicht und blickte sich um. Zwei Taue verbanden die Schiffe miteinander.
Er hockte sich hinter die Reling. »Ihr beide übernehmt das Tau achtern, ich das vordere.«
Geduckt eilte er zur Klüse am Bug und zog den Dolch. Das Tau bestand aus rauem Hanf und war so dick wie das Handgelenk eines Mannes. Er begann daran zu sägen. Das Deck war von den Flammen hell erleuchtet, und die Luft war erfüllt vom Tosen der Flammen und dem Knacken der in der Hitze berstenden Holzbalken. Funken und brennende Segelfetzen flogen umher, und Cato zuckte zusammen, als einer auf seinem Rücken landete. Hastig schüttelte er ihn ab und sägte weiter. Er konnte nur hoffen, dass er das Tau durchtrennen konnte, bevor das Feuer auf weitere Frachter übergriff. Ein Strang des Taus zerriss, was die Spannung auf die übrigen Stränge erhöhte. Das Schneiden wurde dadurch leichter. Cato biss die Zähne zusammen und säbelte mit aller Kraft an dem widerstandsfähigen Hanf. Ein weiterer Strang zerriss. Jetzt war nur noch einer übrig, so dünn und hart wie ein Knochen.
»Na los, komm schon«, brummte Macro. »Reiß endlich.«
Mit einem dumpfen Knacken durchtrennte der Dolch den letzten Strang, das Tauende verschwand in der Klüsenöffnung. Cato richtete sich auf und wartete blinzelnd darauf, dass das brennende Schiff abtrieb. Als er nach achtern sah, kamen Vulso und Musa auf ihn
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