Cato 10 - Die Legion
unnatürliche Krümmung in seinem linken Arm. Sein Hinterkopf war blutüberströmt und fühlte sich an wie zerschlagen. Aurelius stieß ein lautes Stöhnen aus, und Macro zog die Hände zurück.
»Du bist schlimm dran, alter Junge.« Macro schüttelte traurig den Kopf. »Am besten, wir schaffen dich schnell hier raus.« Er zog das Seilende zu sich, rief seinen Leuten zu, mehr Seil nachzugeben, und band es dann unter den Armen des Legaten um seine Brust fest.
»Zieht ihn schön langsam und vorsichtig nach oben.«
Das Seil ächzte unter der Last, als Macro den Körper des Legaten beim Hochziehen steuerte. Auf halber Höhe begann Aurelius, wild zu zucken, und stieß eine Folge atemloser Stöhnlaute aus. Dann hatte er die Rampe erreicht. Die Hilfssoldaten brachten ihn in den Gang und warfen das Seilende wieder zu Macro hinunter. Als dieser nach oben geklettert war, holte er tief Luft und erteilte seine Befehle. »Schafft den Legaten und den Verwundeten aus dem Grab. Tribun Cato soll sie sofort zum Hauptlager transportieren lassen. Unterdessen erledigen wir die Angelegenheit hier.«
Macro ging die Rampe ein Stück hinunter und trat zu Hamedes. Der Bogenschütze kauerte neben dem Priester und machte keine Anstalten zu schießen.
»Warum hast du den Beschuss eingestellt, bei den Göttern?«, fragte Macro.
»Es ist uns schon eine ganze Weile kein Pfeil mehr entgegengeflogen, Herr«, erklärte der Bogenschütze.
»Nun gut«, gab Macro nach. »Dringen wir weiter vor. Hamedes, du übernimmst die Fackel. Halte sie so hoch du kannst.«
Macro hielt schützend den Schild vor sich und seinen beiden Untergebenen, Hamedes reckte die Fackel seitlich nach oben, und der Bogenschütze legte einen neuen Pfeil ein. So setzten die drei Männer langsam ihren Weg den Gang hinunter fort. Der Rest der kleinen Truppe folgte ihnen. Bald konnte Macro eine weitere Kammer erkennen. Diesmal war der Raum erleuchtet, da die Verteidiger selbst einige Fackeln entzündet hatten. Ein weiterer Pfeil flog durch den Gang auf sie zu. Er krachte seitlich gegen die Wand und prallte davon ab. Macro ging weiter. Jetzt hörte er deutlich Stimmen von vorn. Er setzte seinen Weg zum Eingang der zweiten Kammer fort. Im Licht einer Fackel, die auf dem Boden brannte, erkannte er, dass sie größer war als der Raum, durch den sie gerade eben gekommen waren. Sie hatte einen festen Boden und war von quadratischen Pfeilern gesäumt, die ebenfalls aus dem Fels gehauen worden waren.
Von den Gegnern war nichts zu sehen. Macro wartete darauf, dass der Rest seiner Männer bei ihm eintraf und sich bereit machte, auf seinen Befehl hin in die Kammer vorzudringen. Eine Bewegung bei einer der Säulen zu seiner Linken zog Macros Blick auf sich. In diesem Moment verschoss der Gegner einen Pfeil. Er schlug dicht neben Macros Kopf gegen die Wand, und der Centurio spürte, wie ein Steinsplitter ihm das Kinn zerschnitt.
Mit einem Knurren wandte er sich dem Mann zu.
Brüllend stürzte sich Macro durch die Kammer auf den Feind, der eilig seinen nächsten Pfeil bereit machte. Er konnte zwar noch den Bogen heben, die Sehne spannen und den Pfeil verschießen, aber da war Macro auch schon bei ihm. Der Pfeil zischte an Macros Ohr vorbei. Gleich darauf rammte Macro seinen Gegner so mit dem Schild, dass dieser rückwärtsstürzte. Krachend landete er auf dem Boden. Macro blickte sich rasch nach allen Seiten um, aber es war keine Bewegung zu erkennen, abgesehen von den Hilfssoldaten, die in die Kammer strömten. Im Licht der Fackeln sah Macro, dass der Mann, den er zu Fall gebracht hatte, einen dicken, blutigen Verband am Oberschenkel trug. Neben ihm auf dem Boden lag eine zum Gehstock umfunktionierte Kavallerielanze. Der Mann hatte sich von dem Schlag erholt und griff schon wieder nach seinem Bogen. Macro trat vor und beförderte die Waffe mit einem Tritt zur Seite. Blitzschnell griff der Mann nun nach dem Dolch in seinem Gürtel, zog ihn und holte zu einem wilden Hieb nach Macros Bein aus. Macro parierte den Stoß und trat aus der Reichweite des Dolchs.
»Wirf ihn weg!«
Der Gladiator zog sich zur Wand der Kammer zurück, lehnte sich dagegen und streckte den Dolch stoßbereit vor.
»Ich sagte, wirf ihn weg.«
»Verdammter Römer!«, spie der Aufständische hervor. »Wenn du ihn willst, komm doch und hol ihn dir!«
Er hielt Macro das Messer herausfordernd entgegen. Mit einem ungeduldigen Seufzer trat Macro vor, parierte den Dolchstoß mit tief gehaltenem Schild und stieß dem Mann
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