Cato 10 - Die Legion
Gelegenheit zu geben, sie vor Einbruch der Nacht einzuholen. Die Besatzungen machten sich an die Arbeit, sammelten Holz für die Lagerfeuer und kochten dann ihr Essen aus den frischen Vorräten, die sie in Casium aufgenommen hatten. Die Sonne näherte sich dem Horizont. Als sie hinter den Palmen stand, die in der Ferne auf einer Landzunge wuchsen, stieß Cato auf Hamedes. Der Priester starrte auf das Meer hinaus.
»Ich dachte, du wärst beim Gebet«, meinte Cato lächelnd und deutete mit dem Daumen auf die untergehende Sonne.
Der Priester lächelte schuldbewusst. »Ich mache mir Sorgen um das andere Schiff. Es ist noch nicht eingetroffen. Wir haben es noch nicht einmal gesichtet.«
»Nein. Die Reparatur dauert wahrscheinlich länger als erwartet. Ich glaube nicht, dass ein kleiner Marinestützpunkt viel Besuch bekommt, außer … « Cato verstummte. Sein Magen krampfte sich vor Entsetzen zusammen. Er machte kehrt, eilte über den Strand zu seinem Schiff und suchte den Trierarchen auf.
»Der Versorgungshafen, zu dem du das Schiff geschickt hast – was kannst du mir über ihn erzählen?«
»Ich bin im Laufe der Jahre einige Male dort eingelaufen. Viel ist nicht über ihn zu sagen.« Der Trierarch spitzte die Lippen. »Dort lagern Vorräte und Schiffsbedarf. Es gibt einige Schiffszimmerleute, die Notfallreparaturen ausführen können. Die Garnison bewacht die Mündung des tanitischen Nilarms und schickt Patrouillen ins Delta. In dem Hafen war einmal viel mehr Betrieb, doch dann ist das Flussbett verschlammt, und die Mangroven haben den Nilarm für den Schiffsverkehr unbrauchbar gemacht.«
»Zeig mir auf der Seekarte, wo der Hafen liegt«, befahl Cato.
Während der Trierarch im Schiff verschwand, kam Macro herbei. »Du siehst so aus, als wäre dir eine Laus über die Leber gelaufen. Was ist denn los?«
»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Cato, der versuchte, seine Besorgnis zu unterdrücken. »Es ist nur so ein Gefühl. Eine Möglichkeit.«
Der Trierarch kehrte zurück, eine zusammengerollte Karte in der Hand. Er kniete sich im Lichtschein des nächstgelegenen Feuers nieder und breitete die Karte aus. Sein Finger fuhr die Küste entlang und verharrte dann. »Hier, Herr. Dort liegt der Versorgungshafen. Epichos.«
Kapitel 7
D
ie Segel waren eingeholt und die Rahe aufs Deck heruntergelassen worden, um das Risiko, von der Küste aus bemerkt zu werden, zu verringern. Die Riemen waren draußen, und die Kriegsschiffe glitten sehr langsam auf die Landspitze zu. Cato stand im Gefechtsturm auf dem Vordeck und starrte angestrengt zum fernen Umriss des Wachturms hinüber, der vor dem Nachthimmel kaum auszumachen war. Macro war mehr als zwei Stunden zuvor mit einer Handvoll Legionäre gelandet. Kurz darauf hatte er ein Boot mit dem Bericht zur Sobek zurückgeschickt, dass drei Schiffe auf dem Strand des Versorgungshafens lagen und dass es sich bei einem davon um die Thoth handelte. Auf dem Schiff war keinerlei Bewegung zu entdecken gewesen. Das war für Cato Beweis genug, und er hatte den Befehl zum Angriff gegeben. Dem Plan entsprechend, den er mit Macro zusammen entworfen hatte, sollte dieser stattfinden, sobald am Horizont im Osten die ersten Anzeichen der Morgendämmerung zu sehen waren.
Macro würde als Erster zuschlagen und den großen Wachturm auf der Landzunge und den näher beim Lager gelegenen kleinen Wachturm einnehmen. So konnte verhindert werden, dass die Wachposten die Schiffe bemerkten, die sich vom Meer her näherten, und Alarm schlugen. Macro hatte Hamedes zur Tarnung mitgenommen. Hamedes würde behaupten, ein Leck in seinem Fischerboot habe ihn zum Landen gezwungen. Damit würden sie sich vielleicht ein paar Sekunden erkaufen können, und das würde genügen, um überraschend loszuschlagen. Sobald die Türme in Macros Hand waren, würde er den wartenden Schiffen das Zeichen zum Angriff geben. Ajax und seine Männer würden dann vom Meer abgeschnitten sein und in dem Lager in der Falle sitzen. Sie würden sich ergeben, oder, was wahrscheinlicher war, sich dafür entscheiden, bis zum letzten Mann zu kämpfen. So oder so war ihr Ende sicher, überlegte Cato.
Er hörte die Leiter hinter sich knarren, und gleich darauf trat der Trierarch zu ihm.
»Für Macro ist es vermutlich noch zu früh zum Losschlagen.«
»Ja, aber jetzt dauert es nicht mehr lange.« Cato blickte zum Horizont und meinte, eine schwache Linie zu entdecken, die das Meer vom Himmel trennte. »Wenn wir das Signal sehen, möchte
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