Cato 10 - Die Legion
Brennmaterial auf der meerzugewandten Seite des Turms zu einem Häuflein auf und hielt die brennende Öllampe dagegen. Die blassgelbe Flamme züngelte an dem Bündel aus trockenen Zweigen und Palmblättern hinauf. Dann schoss eine Rauchwolke hoch, als die Flamme das Brennmaterial erfasste und rasch das ganze Bündel ergriff. Die Wand hinter dem Feuer wurde von einem leuchtend gelben Lichtschein übergossen, und Macro trat zurück, drehte sich um und suchte das Meer mit den Augen ab, bis er in der Ferne die Silhouetten der Kriegschiffe erkannte.
Im Turm ertönte plötzlich ein Schrei. Macro blickte auf und sah, dass auf halber Höhe der Mauer ein flackernder Lichtschein aus einem kleinen Fenster herausdrang. Das Licht wurde rasch heller, und jetzt war auch das Knistern von Flammen zu hören.
»Bei allen Göttern!« Er eilte zur Tür, und da stolperte ihm auch schon der erste seiner Männer entgegen.
Macro packte den Legionär beim Arm. »Was ist los?«
»In der Wachstube ist ein Feuer ausgebrochen, Herr! Die Öllampe muss übergeschwappt sein und hat eine der Schlafmatten entzündet.«
»Verdammt.« Macro knirschte mit den Zähnen. »Wir müssen es löschen, rasch.«
Er rannte in den Turm und die Treppe hinauf. Die Luft war schon voller Rauch, und die Flammen leckten an den Wänden empor und tauchten den Raum in ein unheimliches, rotes Licht. Von oben ertönten Schreie, denn die Flammen hatten die Treppe erfasst. Macro blickte sich verzweifelt um und entdeckte eine Amphore, die in der Ecke lehnte. Schnell hob er sie auf und zog den Verschluss heraus. Sofort drang der würzige Duft von Wein in seine Nase. Er trat zum Feuer, zuckte vor der Hitze zurück, die ihn wie ein sengender Schlag traf, und kippte den Krug über den Flammen aus. Der Wein strömte schwallweise heraus und löschte die Flammen, aber nicht schnell genug.
»Beim Jupiter«, knurrte Macro und trat zurück. Er stemmte die Amphore hoch, zielte auf die Wand, wo die Flammen am heftigsten wüteten, und schmetterte den Krug dagegen. Das schwere Tongefäß zerbrach, und Wein ergoss sich auf den groben Verputz und durchtränkte die Schlafmatte, die darunterlag. Macro schnappte sich einen Umhang vom Tisch und begann, die Flammen zu ersticken.
Er sah sich um und erblickte Hamedes. »Hilf mir, verdammt nochmal.«
Der Priester zögerte einen Augenblick, die Augen vor Angst geweitet, nahm dann einen Umhang, der neben ihm an einem Haken hing, und schloss sich Macro an. Als die letzten Flammen gelöscht waren, nickte Macro ihm dankbar zu. Er blickte sich in dem verqualmten Raum um. Ein beißender Gestank erfüllte die Luft, und er musste husten. Er warf den Umhang beiseite, stolperte zur Treppe, stieß den Priester vor sich her und stieg zum Dach hinauf. Dann trat er an die Holzbrüstung und atmete tief durch, um die Lunge freizubekommen. Das Morgengrauen näherte sich rasch; ein blasser Lichtstreifen breitete sich am Horizont aus. In seinem Schein konnte Macro bereits die ganze Bucht erkennen, von den schattigen Mangroven auf der anderen Seite des Wassers bis hin zum befestigten Lager. Mehrere Gestalten waren aus dem Tor getreten und schauten direkt zur Landzunge hinüber. Weitere Männer erschienen auf den Mauern des befestigten Lagers, und dann ertönte ein schrilles Hornsignal.
»Verdammt, sie haben das Feuer gesehen.« Macro umklammerte die Brüstung. Gleich darauf sah er eine große Truppe von Männern aus dem Tor stürmen. Sie trugen Schilde und unterschiedliche Waffen – Schwerter, Speere, Äxte und einige Bogen. Mehrere hielten hell leuchtende Fackeln in Händen. Sie rannten den Pfad entlang, der zur Landzunge führte. Macro holte tief Luft. »Jetzt sind wir dran.«
Cato hatte den Befehl erteilt, die Sobek mit Höchstgeschwindigkeit zur Einfahrt der Bucht zu rudern. Die Trommel unter Deck gab den Rhythmus vor, und die Riemen schwangen vorwärts, abwärts und wieder zurück und trieben so das Kriegsschiff an. Im Dämmerlicht war Macros Signal deutlich zu sehen gewesen. Doch dann waren für kurze Zeit noch andere Flammen aus dem Turm nach oben geschlagen und hatten die umliegenden Felsen erleuchtet.
»Bei den Göttern, was treibt er da?«, fragte der Trierarch. »Er verrät uns ja.«
»Irgendwas ist schiefgelaufen«, antwortete Cato nervös. »Wie lange dauert es, bis wir die Einfahrt der Bucht erreichen?«
Der Trierarch sah zur Küste und schätzte die Entfernung ab. »Eine halbe Stunde, wenn wir das derzeitige Tempo beibehalten.«
»So lange?«
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