Cato 10 - Die Legion
ich, dass das Schiff so schnell wie möglich in die Bucht hineinrudert. Ajax darf uns nicht entkommen.«
»Wir werden es rechtzeitig schaffen, Herr. Die Sobek wird die Landzunge hinter sich lassen, lange bevor der Feind sein Schiff zu Wasser bringen kann. Darauf gebe ich dir mein Wort.«
»Und ich nehme dich beim Wort.«
Beide schwiegen kurze Zeit, dann fragte der Trierarch: »Hältst du es für möglich, dass ein Teil der Besatzung der Thoth gefangen genommen wurde, Herr?«
»Das bezweifle ich. Falls ich Ajax richtig einschätze, hat er keinen einzigen Mann verschont. Und das ist vielleicht auch gut so.«
»Herr?«
»Die Menschen, die er während des Aufstands auf Kreta gefangen genommen hat, wurden für ein weit schlimmeres Schicksal als einen schnellen Tod aufgespart.« Catos Stimme wurde hart. »Deine Gefährten sind tot. Tröste dich damit, sie zu rächen.«
»Jawohl, Herr.«
Cato drehte sich um und blickte auf die dunklen Silhouetten der anderen Schiffe. Es war kein Laut von ihnen zu hören, obwohl Hunderte von Marineinfanteristen und Legionären an Deck standen und warteten, während Hunderte weitere Männer die Riemen bemannten. Abgesehen vom leisen Rauschen des Wassers entlang der Schiffsrümpfe und dem Plätschern der Riemenblätter schoben sich die Schiffe lautlos wie Schatten auf die Küste zu.
»Dort, Herr«, sagte der Trierarch plötzlich. »Der Tag bricht an.«
Cato blickte zum Horizont, wo sich eindeutig ein Schimmer verbreitete. Er drehte sich wieder zum Wachturm um. Noch immer nichts. Lautlos murmelte er: »Komm schon, Macro. Alles hängt jetzt von dir ab.«
Macro lag neben ein paar Felsen flach auf dem Boden. Zwanzig Schritte entfernt zeichnete sich der massige Turm auf der Landzunge vor dem Himmel ab. Inzwischen gestattete der Beginn der Dämmerung Macro, einige Einzelheiten in seiner Umgebung zu erkennen. Seine Truppe hatte die Wachposten im kleinen Wachturm getötet und wollte gerade das zweite Ziel angreifen, als sich eine kleine Gruppe von Männern vom befestigten Lager her genähert hatte. Macro war gerade noch Zeit geblieben, in Deckung zu gehen, und gleich darauf waren mehrere Männer vorbeimarschiert. Sie wechselten ein paar Worte mit den Wachposten im Turm, aber das Rauschen der kleinen Wellen, die sich an den Felsen der Landzunge brachen, machte es unmöglich, irgendetwas zu verstehen.
Wenn die Neuankömmlinge nicht bald wieder aufbrachen, wäre er gezwungen, unter zahlenmäßig ungünstigen Bedingungen anzugreifen. Außer Hamedes hatte er zehn Legionäre bei sich. Zehn Männer gegen das halbe Dutzend, das frisch gekommen war, und vielleicht weitere vier oder fünf Wachposten im Innern des Turms. Zehn Römer und ein Priester, verbesserte Macro sich. Hamedes war ja durchaus kräftig gebaut und konnte sich in einer schwierigen Situation als nützlich erweisen. Zwei Beiboote samt Besatzung warteten in einer kleinen Bucht auf der Rückseite der Landzunge, um sie wieder aufzunehmen und in Sicherheit zu bringen, falls der Überfall auf die Türme aus irgendeinem Grund misslang und sie in aller Eile entkommen mussten.
Macro führte die Hand nach hinten und zog sein Schwert. Das leise Scheppern, mit dem die Spitze sich aus der Scheide löste, ließ ihn zusammenzucken. Er hielt das Schwert fest umklammert und hob den Kopf, so weit er es wagte, um eine bessere Sicht auf den Turm zu bekommen. Hamedes an seiner Seite holte tief Luft und flüsterte: »Wir sollten von hier verschwinden, Centurio. Es sind zu viele. Sie werden uns töten.«
»Still«, zischte Macro. »Und rühr dich nicht, oder ich bringe dich eigenhändig um.«
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Turm zu, der sich deutlich vor dem Horizont abzeichnete. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Wachposten die vom Meer kommenden Schiffe bemerkten und Alarm schlugen. Dann endlich verließen die Männer aus dem Lager den Turm wieder und kehrten über die Landzunge zurück. Als sie an Macros Versteck vorbeikamen, erkannte er ihren Anführer, und sein Herz hämmerte wild.
»Ajax«, zischte er leise mit zusammengebissenen Zähnen. Er spürte, wie seine Muskeln sich eisenhart anspannten, und eiskalte Wut erfasste seinen Körper. Er brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, um nicht aus der Deckung zu springen und den Gladiator in Stücke zu hauen. Zitternd vor Wut lag er da, überschwemmt von Erinnerungen – Bildern, Gerüchen, Gefühlen. Er dachte an die beschämende Folter, der Ajax ihn unterworfen hatte. All das hatte
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