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Cato 10 - Die Legion

Titel: Cato 10 - Die Legion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Kamele grunzten ein paarmal kehlig auf, danach war alles wieder still. Der Anführer der Patrouille machte Ajax ein Zeichen, ihm zu folgen, und wendete sein Kamel zum Lager um. Die Hälfte seiner Männer folgte ihm, die andere Hälfte ließ Ajax und seine Leute vorbeiziehen und ritt dann hinter ihnen her.
    Als sie ins Lager einritten, standen die weiter vorn lagernden Nubier auf und sahen ihnen neugierig nach. Die Luft roch nach Dung und Holzrauch. Ajax betrachtete mit dem Blick des professionellen Kämpfers die Krieger von Prinz Talmis’ Armee. Die Männer am Rand des Lagers waren nur leicht bewaffnet. Sie waren eigentlich nur ganz normale Stammesangehörige, die Jagdspeere und Lederschilde trugen. Einige hatten Pfeil und Bogen oder Kriegsspeere. Doch was ihnen an Ausrüstung fehlen mochte, machten sie durch ihre schiere Zahl wett. Ajax schätzte sie auf mindestens fünfzehntausend Mann. Der innere Bereich des Lagers war von Männern mit Schwertern und Rüstungen bevölkert. Viele trugen Brustpanzer über langen Gewändern. Die Bronzehelme waren zum Schutz vor der Sonne mit Gesichts- und Halsschirmen aus Leinen versehen. Es waren mehrere Tausend derart gepanzerte Krieger, und Ajax überlegte erfreut, dass die Aussichten für die weit kleinere, flussabwärts lagernde römische Armee nicht gut waren.
    Vor ihnen lag jetzt der freie Platz, auf dem die Zelte standen, die wohl Prinz Talmis und seine Generäle bewohnten. Rechter Hand weideten Tausende von Pferden und Kamelen die Felder der ägyptischen Bauern ab oder soffen aus dem Fluss.
    Der Anführer der Patrouille blieb stehen, als mehrere der Speerkämpfer, die den Zeltkomplex von außen bewachten, zu ihm traten. Man wechselte ein paar Worte, und der Befehlshaber der Speerkämpfer verzog einen Augenblick misstrauisch das Gesicht. Dann winkte er die Reiter durch und zeigte auf eine Reihe von Pfosten, die ein Stück vor den Zelten in die Erde geschlagen waren. Ajax’ Leute wurden von den Kamelreitern und den Speerkämpfern begleitet. Als sie bei den Pfosten ankamen, erteilte Ajax seinen Männern den Befehl, abzusitzen und sich neben ihre Pferde zu stellen. Einer der Speerkämpfer eilte zum vordersten Zelt, und gleich darauf kam ein Offizier in einem prachtvollen, fließenden Gewand und einer schimmernden Schuppenpanzerweste heraus. Er trat zu Ajax und musterte ihn mit dunklen, tief liegenden Augen.
    »Man sagt mir, du wünschst, mit meinem Prinzen zu sprechen.« Er sprach in fließendem Griechisch.
    »So ist es.« Ajax nickte. »Ich beabsichtige, ihm meinen Dienst und den Dienst meiner Krieger anzubieten.«
    Der Offizier richtete den Blick auf Ajax’ Männer und bemerkte ihren eindrucksvollen Körperbau und die Narben, die viele von ihnen im Gesicht oder an Armen oder Beinen trugen.
    »Seid ihr Deserteure?«
    »Wir sind Gladiatoren.«
    »Dann seid ihr also Sklaven«, meinte der Offizier herablassend.
    »Nicht mehr. Wir haben uns unsere Freiheit mit eigener Hand genommen und Rom seitdem immer bekämpft. Rom ist nicht weniger unser Feind als eurer. Deshalb bieten wir eurem Prinzen unsere Dienste an.«
    »Und was habt ihr ihm wohl zu bieten, was seine eigenen Leute nicht ebenso gut können?«
    »Dies hier.« Ajax lächelte und griff nach den Säcken, die über den Rücken seines Pferdes gebunden waren. Er zerrte sie herunter und ließ die schweren Bündel zu Füßen des Offiziers fallen. Die Speerkämpfer reagierten nervös und senkten die Spitzen ihrer Waffen, zum Zustoßen bereit. Ajax bückte sich, band die Säcke oben auf und griff in den ersten. Er zog ein rotes Stoffbündel heraus und warf es dem Offizier zu. Der fing es gelassen auf, entfaltete den Stoff und hatte eine rote Standarte in der Hand, die von ihrer Stange heruntergeschnitten worden war. Darauf stand die Inschrift ›Legatus‹ in Goldbuchstaben und darunter, mit getrocknetem Blut beschmiert: »Candidus«.
    Der Offizier lächelte. »Du hast also die persönliche Standarte des römischen Generals gestohlen, Sklave? Eindrucksvoll, aber mein Prinz braucht Krieger, nicht gemeine Diebe.«
    »Wir haben nicht nur das Banner gestohlen, mein Freund.« Ajax griff tiefer in den Sack und holte einen abgeschlagenen Kopf heraus. Er packte ihn am Haar und hielt ihn hoch. Die Haut war fleckig, und die Augenlider über den glanzlosen Augen halb geöffnet. Der Mund stand offen, und die Zähne schimmerten hinter geschwärzten Lippen. Die warme Luft war von Verwesungsgestank erfüllt, und der Offizier rümpfte die Nase.

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