Cato 10 - Die Legion
gewinnen. Er hat sogar jemanden zurückgelassen, um die Geschichte zu erzählen.«
»Nur wird er es diesmal nicht auf uns schieben können«, sagte Macro höhnisch. »Aber warum hat er ihnen die Köpfe abgeschlagen? Natürlich ist er ein verrückter, grausamer Drecksack, das weiß ich, aber so etwas hat er noch nie getan.«
»Vielleicht war das, was der Decurio über die Araber gesagt hat, gar nicht so verkehrt. Möglicherweise hat Ajax die Köpfe als Beweis seiner Tat mitgenommen, um sie den Nubiern zu übergeben.«
Cato wandte sich wieder an den Optio und beugte sich noch tiefer über ihn. Er sprach leise. »Carausius … Hörst du mich?«
Der Soldat rührte sich nicht, und so legte Cato ihm sanft die Hand auf die Schulter und sprach erneut. »Carausius … Du musst mir sagen, wer euch angegriffen hat.«
Mit einem leisen Stöhnen drehte der Mann den Kopf von Cato weg und murmelte etwas.
»Was war das?« Macro ging zur anderen Seite des Feldbetts und beugte sich über ihn. »Was hast du gesagt? Sag es noch einmal.«
Archaelus mischte sich ein. »Centurio, geh behutsam mit ihm um.«
Cato achtete nicht auf den Wundarzt und schüttelte die Schulter des Optios sanft. »Sag es uns. Wer hat euch angegriffen?«
Die Augen des Optios öffneten sich zuckend, gingen zu und öffneten sich wieder. Sein Blick schoss in alle Richtungen, und er versuchte, mit rissigen Lippen zu sprechen.
»Wir hatten keine … Chance«, flüsterte er. »Sie haben … gekämpft … wie Dämonen. Haben sich aus der Dunkelheit auf uns gestürzt.« Seine Stimme verlor sich in einem unzusammenhängenden Gemurmel.
Cato wartete kurz und versuchte es dann erneut. »Wer war es?«
Der Legionär wendete Cato langsam den Kopf zu und befeuchtete die Lippen mit der Zunge. »Kein Name. Er hat einfach nur gesagt, er sei ein Gladiator.« Er hielt inne und zuckte unter einem plötzlichen Anfall von Schmerzen zusammen. Als dieser vorbei war, sah er Cato wieder an. »Ein Gladiator … «
»Was noch?«, fragte Cato. »Komm schon, sag es uns.«
»Ich sollte unbedingt dafür sorgen, dass … Cato und Macro erfahren, dass … er es war.«
»Danke, Carausius. Ruh dich jetzt aus.« Cato richtete sich auf und blickte zu Macro hinüber. »Jetzt wissen wir Bescheid.«
Macro nickte. »Und er fordert uns direkt heraus. Was immer man von Ajax halten mag, du musst zugeben, dass er Schneid hat.«
Archaelus räusperte sich. »Mir scheint, ihr wisst jetzt, was ihr braucht. Würde es euch stören, eure Unterhaltung anderswo fortzusetzen?«
Cato stand auf und winkte Macro. Die beiden verließen den Bankettsaal und traten aus dem Pavillon ins grelle Sonnenlicht. Sie blinzelten geblendet, bis ihre Augen sich allmählich an das Licht gewöhnten.
»Gut, jetzt immerhin zu wissen, dass Ajax in der Nähe ist«, sagte Macro.
»Das stimmt, ist aber nicht sehr tröstlich. Und falls er sich wirklich den Nubiern anschließt, hat unsere Lage sich, fürchte ich, verschlechtert.«
Die Präfekte der vier Hilfskohorten saßen zusammen mit den Centurionen der Zweiundzwanzigsten Legion und den verbliebenen Tribunen auf Bänken am hinteren Ende des säulenumschlossenen Wasserbassins im Hauptquartier der Armee. Die Nachricht von Candidus’ Tod hatte sich im Lager verbreitet, und die Männer unterhielten sich nervös mit leiser Stimme. Cato und Macro saßen ein wenig abseits, und Letzterer betrachtete die anderen Offiziere mit kritischem Blick.
»Zu viele alte Männer und zu viele Schlappschwänze.«
Cato erwiderte nichts, wusste aber, dass sein Freund recht hatte. Die langen Jahre ungestörten Garnisonsdienstes hatten die Männer der Zweiundzwanzigsten verweichlicht. Eine große Zahl der Offiziere war zu dick – zwischen den vorderen und hinteren Schutzplatten ihrer Harnische klafften unübersehbare Lücken. Die Panzer waren zu klein für die fetten Leiber. Ihre fleischigen Wangen und geäderten Nasen verrieten, wie sehr sie dem Wein zugetan waren. Es gab allerdings auch Offiziere, die eher wie die Centurionen aussahen, die Cato aus den anderen Legionen kannte, in denen er seit Beginn seiner Armeezeit gedient hatte. Männer mit eindrucksvollem Körperbau und dem typischen gelassenen und unerschütterlichen Auftreten. Sie wenigstens wirkten so, als würde man sich beim Feldzug auf sie verlassen können. Macro hatte allerdings recht damit, dass zu viele von ihnen so aussahen, als näherten sie sich dem Ende ihrer Laufbahn. Es war traurig zu sehen, wie sehr die Kampfbereitschaft einer
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