Cato 10 - Die Legion
nach Kreta abkommandierten Truppe diente.
»Ja … Ja, das ist meine Pflicht.« Aurelius nickte. »Verdammt, ich hätte die Bitte um Verstärkung nie losschicken sollen. Jetzt ist es zu spät.« Er schloss die Augen und rechnete rasch im Kopf. »Es dauert noch mindestens zwei Tage, bis die Nachricht eintrifft. Vielleicht einen Tag für die Reaktion des Statthalters, und dann noch fünf Tage für die Rückleitung der Antwort.« Er blinzelte. »Ich muss mich beeilen. Die Armee muss unterwegs sein, bevor irgendeine Antwort in Diospolis Magna eintrifft. Es bleiben nur noch sieben Tage. Ich muss meinen Stab zusammenrufen.« Aurelius hielt inne und sah wieder Cato an. »Ich muss mich entschuldigen. Du warst hier, um über eine Ausbildungsangelegenheit zu sprechen, nicht wahr?«
»Jawohl, Herr. Es geht um die Offiziere einiger der Kohorten. Sie haben beim Exerzieren nicht mitgemacht.«
»Das stimmt. Sie müssen sich um andere Pflichten kümmern. Ich habe ihnen die Genehmigung erteilt.«
»So sagten sie. Wenn jedoch der Feldzug beginnt, muss jeder Legionär und jeder Offizier in der Lage sein, mit der Kolonne Schritt zu halten. Wir können es uns nicht leisten, uns von einigen der Männer aufhalten zu lassen. Das gilt auch für die Offiziere. Wie du gerade erklärt hast, muss die Legion bald losmarschieren und einen entscheidenden Schlag führen. Du kannst nicht gestatten, dass Offiziere, die in schlechter körperlicher Verfassung sind, dich aufhalten.«
»Da hast du recht«, stimmte Aurelius leise zu. »Sie müssen auf den Feldzug vorbereitet werden. Sie sollen mit den Männern zusammen exerzieren. Ich werde einer Freistellung künftig nicht mehr zustimmen. Ist das klar, Tribun? Alle Offiziere nehmen teil.«
Cato nickte.
»Gibt es sonst noch etwas?«
»Nein, Herr. Das ist alles.«
»Aurelius betrachtete ihn einen Moment lang und fuhr dann fort: »Danke, Tribun Cato. Du hast dich als guter Berater erwiesen. An dir scheint doch mehr zu sein, als man auf den ersten Blick sieht.«
Damit war das Gespräch offensichtlich beendet, und Cato verbeugte sich und ging davon. Erst als er den Eingang hinter sich hatte und in den Säulengang trat, wo einige der Schreiber noch immer an ihren Schreibtischen arbeiteten, gestattete er sich ein leises Lächeln der Befriedigung.
Kapitel 21
D
as blasse Licht des Tagesanbruchs breitete sich am dunstigen Himmel aus. Die undeutlich erkennbaren Gestalten der Legionäre und ihrer Offiziere marschierten aus dem Tempelkomplex heraus und reihten sich hintereinander ein. Hinten stand eine kleine Kolonne von Wagen, um diejenigen Männer aufzusammeln, die den Marsch nicht bis zum Ende durchhielten. Macro und Cato hatten sich aus der Kleiderkammer der Legion eine vollständige Legionärsausrüstung geben lassen und als Rangabzeichen nur ihre von einem Kamm gekrönten Helme behalten. Es war eine Weile her, seit einer der beiden Männer an einem förmlichen Trainingsmarsch teilgenommen hatte. Cato hatte sich an die Ratschläge erinnert, die man ihm als jungem Rekruten gegeben hatte, und seine Stiefel unter den Füßen mit Wolle ausgepolstert. Außerdem lag sein gefalteter Mantel auf der Schulter, um der Tragestange seines Gepäckbündels als Polster zu dienen. Sein Schild, sein Essgeschirr und ein Kleiderbeutel hingen von einer Gabel am Ende der Tragestange herab. Auf der anderen Schulter ruhte ein Speer. Eine volle Trinkflasche und ein Wasserschlauch vervollständigten die Ausrüstung. Er stand neben Macro an der Spitze der Kolonne und versuchte, das Gepäck durch ein paar Beinbewegungen in eine bessere Position zu rücken.
Einige Offiziere standen schon an ihren Plätzen. Die rundlicheren oder älteren Männer betrachteten Macro mürrisch, während ihre professionelleren Kameraden sich bemühten, ihre Belustigung über deren Unbehagen nicht erkennen zu lassen.
»Der Haufen sieht ja ganz munter aus«, meinte Macro grinsend. »Wollen wir mal sehen, wie es ihnen nach den ersten fünf Meilen geht.«
»Vergiss sie«, brummte Cato. »Mach dir lieber Sorgen um mich. Wenn ich nicht durchhalte, ist die ganze Übung umsonst.«
»Du schaffst das schon. Zäh wie altes Stiefelleder, das bist du, dank allem, was ich dir beigebracht habe.«
»Ich würde dich nicht gerne enttäuschen.«
»Und ich würde dir nicht gerne meinen Rebstab auf den Rücken hauen, wenn du schlappmachst.« Macro blickte auf den kleinen, knorrigen Befehlsstab hinunter, den er statt eines Speers trug. Auch die anderen Ausbilder,
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