Cato 11 - Die Garde
dem Säulenbalkon hinauf. Die übrigen Männer schickte Fuscius zum größten der Terrassengärten. Als sie abmarschierten, wandte Macro sich an Cato.
»Was sollte eigentlich das Gequatsche, von wegen, wir sollen unbedingt unsere Befehle befolgen ?« Macro blies die Wangen auf. »Scheint so, als könntest du recht behalten. Der Kaiser ist in Gefahr .«
In diesem Moment waren aus dem Raum laute Schritte zu vernehmen, und Macro und Cato nahmen eilig Haltung an, mit dem Rücken zu den Säulen beiderseits des Eingangs, der vom Balkon ins Arbeitszimmer führte. Aus dem Augenwinkel sah Cato, wie Claudius zum Schreibtisch humpelte und sich auf einen gepolsterten Hocker setzte. Zwei germanische Leibwächter nahmen lautlos ein Stück weit hinter ihrem Herrn Aufstellung. Vor dem Schreibtisch standen Präfekt Geta, Narcissus und Pallas sowie Agrippina. Als Narcissus zum Balkon blickte, zeichnete sich kurz Überraschung in seinen schmalen Gesichtszügen ab, dann fasste er sich gleich wieder.
Claudius zeigte auf Geta. »Erstatte M-m-meldung, Präfekt .«
»Majestät, ich habe sechs Kohorten auf dem Palastgelände stationiert. Drei tun bis morgen früh Dienst, drei ruhen sich aus. Die anderen Kohorten haben die Kontrolle über die Stadttore, das Forum und das Senatsgebäude übernommen. Ich habe angeordnet, dass der Senat seine Arbeit bis zur Beilegung der Krise einstellt .«
»Ach ?« Claudius musterte ihn scharf. »In wessen Namen hast du diese Anordnung getroffen ?«
»In deinem Namen, Majestät. Du warst noch auf dem Rückweg zur Stadt. Ich hielt es für geraten, unverzüglich tätig zu werden. Um der Sicherheit der Senatoren willen .«
Claudius überlegte kurz, dann nickte er. »Na schön, aber ich will nicht, dass meine Offiziere in meinem Namen solche E-e-entscheidungen treffen. Ist das klar ?«
»Ja, Majestät. Ich bitte um Vergebung .«
Es entstand ein angespanntes Schweigen, dann ergriff wieder Claudius das Wort. »Nun, meine Herren, was sollen wir tun? In Rom leben eine M-m-million Menschen, und es fehlt ihnen an Nahrung. Ich hoffe doch, an jede Stadt und jedes Dorf im Umkreis von mindestens hundert Meilen ist die Anordnung ergangen, so viele Nahrungsmittel herzuschicken wie möglich ?«
Narcissus nickte. »Jawohl, Majestät. Als die Nachricht vom Untergang der Getreideflotte eintraf, habe ich unverzüglich Boten losgeschickt. Sie überbringen den Befehl, sämtliche verfügbaren Nahrungsmittel zu requirieren und sie nach Rom zu schaffen .«
»Wieder in meinem Namen, nehme ich an .«
»Ja, Majestät « , antwortete Narcissus. »Wie der Präfekt bereits angemerkt hat, galt es schnell zu handeln .«
»Ich verstehe .« Claudius schnaubte. »Mir scheint, dass die Regierungsgeschäfte auch in meiner Abwesenheit reibungslos laufen .«
Nach erneutem verlegenem Schweigen fuhr Claudius fort: »Aber selbst wenn Nahrung herbeigeschafft wird, so dürfte die Menge kaum ausreichen, um das V-v-volk vor dem Verhungern zu bewahren. Ist das so ?«
»Leider ja, Majestät « , sagte Narcissus. »Deshalb solltest du mit deiner Familie aus Rom abreisen und abwarten, bis die Gefahr vorbei ist .«
»Abreisen ?«
»Ja, Majestät. Und zwar so bald wie möglich. Bevor der Pöbel von der Naumachie zurückkehrt und erfährt, was mit der Getreideflotte passiert ist. Wenn sich die Nachricht verbreitet, werden die Leute in Panik verfallen, und die Ordnung wird zusammenbrechen. Dann wäre die Kaiserfamilie in akuter Lebensgefahr .«
»Unsinn « , mischte Geta sich ein. »Meine Männer werden ihren Schutz gewährleisten .«
»Du befehligst neuntausend Soldaten « , entgegnete Narcissus. »Die haben es mit einer hundertfachen Übermacht zu tun. Da ist selbst die Prätorianergarde machtlos .«
»Wir sind tapfer. Sollen sie nur hier einzudringen versuchen, dann werden sie schon sehen, was passiert .«
»Wenn sie die Mauer überwinden, ist abzusehen, was passieren wird. Sie werden jeden abschlachten, der ihnen in die Quere kommt. Deshalb muss die Kaiserfamilie den Palast verlassen. Sie muss sich außerhalb der Stadt in Sicherheit bringen .«
Pallas schüttelte den Kopf. »Das kommt nicht in Frage. Der Kaiser muss hierbleiben und seinem Volk ein Beispiel geben. Sozusagen seine Leiden teilen. Wenn du Rom verlässt, Majestät, wird es heißen, du hättest die Bevölkerung ihrem Schicksal überlassen. Du wirst ihre Achtung verlieren, ihre Liebe und Loyalität. Es braucht Jahre, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, wenn es überhaupt
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