Cato 11 - Die Garde
gelingt. Als einer deiner engsten Berater rate ich dir dringend dazu, unter dem Schutz des Präfekten Geta und seiner tapferen Soldaten im Palast auszuharren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unter diesen Umständen eine Gefahr für dich und deine Familie besteht .«
Narcissus trat einen halben Schritt auf den Kaiser zu. »Majestät, ich muss protestieren .«
»Es reicht !« Claudius hob die Hand. »Halte deine Zunge im Zaum, N-n-narcissus. Ich muss nachdenken .« Claudius kratzte sich in seinem ungebärdigen weißen Haarschopf. Nach kurzem Schweigen schaute er seine Frau an. »Und was denkst du, meine L-l-liebe? Was soll ich tun ?«
Agrippina trippelte um den Schreibtisch herum, kniete vor ihm nieder und ergriff seine Hände. »Liebster Gemahl, Pallas hat recht. Das Volk schaut auf dich. Du kannst nicht in dem Moment flüchten, da du am meisten gebraucht wirst .«
»Der Kaiser flüchtet nicht « , widersprach Narcissus. »Er handelt lediglich klug zum Wohle Roms. Was würde es dem Reich nützen, wenn er sein Leben und das seiner Familie in Gefahr bringen würde ?«
Agrippina funkelte Narcissus zornig an. »Willst du das Leben des Kaisers schützen oder dein eigenes ?«
Cato beobachtete, wie Narcissus scharf einatmete und der Kaiserin kühl antwortete. »Ich habe mein Leben dem Dienst am Kaiser gewidmet, Herrin. Mein ganzes Denken kreist um die Gewährleistung seiner Sicherheit. Meine Beweggründe sind uneigennützig .« Narcissus hielt inne, dann deutete er auf Pallas. »Ich weiß wirklich nicht, was meinen Kollegen dazu treibt, den Kaiser in Gefahr zu bringen. Pallas, mein Freund, weshalb untergräbst du alles, was ich unternehme, um unseren Herrn vor seinen Feinden zu schützen ?«
Der andere Freigelassene musterte Narcissus mit eisigem Blick, dann antwortete er mit ruhiger Stimme. »Wir sind lediglich Berater Seiner Kaiserlichen Majestät. Ich betrachte es als unschicklich, meine Meinung so vehement zu vertreten wie du. Der Kaiser trifft seine Entscheidungen selbst .«
»Gut gesprochen !« , meinte Agrippina lächelnd. Sie wandte sich an ihren Gemahl und schaute liebevoll zu ihm auf. »Du musst entscheiden, mein Liebster. Sollen wir hier bleiben und den Gefahren trotzen, denen unser Volk sich gegenübersieht, oder sollen wir vernünftig handeln, wie der brave Narcissus es empfiehlt, die Stadt verlassen und erst dann zurückkehren, wenn die Gefahr vorüber ist ?«
Claudius sah voller Zuneigung auf sie nieder und legte seine Hand auf ihre Wange. Agrippina wandte den Kopf, küsste seine Hand und schloss die Lippen um seinen Zeigefinger. Die Augenlider des Kaisers flatterten kurz, dann zog er seine Hand zurück.
»Ich habe mich entschieden. Wir b-b-bleiben in Rom. Das ist das Richtige. Jedenfalls bleiben wir heute Nacht noch hier .«
Narcissus’ Schultern sackten ein wenig ab. Pallas verkniff sich ein triumphierendes Lächeln, und Geta verschränkte die Hände hinter dem Rücken und rieb mit dem Daumen der Rechten heftig an seiner anderen Hand.
»Das sind klare Worte, Gemahl « , sagte Agrippina und richtete sich auf. »Tapfere Worte. Aber Tapferkeit allein macht nicht satt. Du hast den ganzen Tag noch nichts gegessen. Lass uns in meinem Schlafgemach speisen. Ich lasse uns etwas bringen. Wie wär’s mit deinem Lieblingsgericht ?«
»Pilze !« , sagte Claudius grinsend. »Du bist so gut zu mir, Agrippina .«
Er erhob sich, drückte den Rücken durch und wandte sich an die vor ihm versammelten Männer. »Ich habe meine Entscheidung kundgetan. Gebt bekannt, dass der Kaiser in Rom bleiben wird .«
Geta, Pallas und Narcissus verneigten sich und traten beiseite, als Claudius mit seiner Gemahlin hinausging. Geta schloss sich ihnen an. Die beiden Freigelassenen bildeten den Abschluss, wie das Protokoll es verlangte. Doch als der Präfekt der Prätorianergarde den Raum verlassen hatte, wandte Pallas sich mit kühler Belustigung an Narcissus. »Ich an deiner Stelle würde meinen eigenen Rat befolgen und aus Rom verschwinden, solange es geht .«
»Soll ich den Kaiser etwa dir und deinen Freunden überlassen ?« Narcissus hatte so laut gesprochen, dass Cato und Macro ihn verstanden hatten.
»Welchen Freunden ?«
»Den Liberatoren. Für die arbeitet ihr doch. Du und Geta. Mit welchen Versprechungen haben sie euch geködert ?«
Pallas schüttelte spöttisch den Kopf. »Du bellst den falschen Baum an, mein Freund. Ich habe mit den Liberatoren nichts zu schaffen. Dafür verbürge ich mich mit meinem Leben
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