Cato 11 - Die Garde
unwahrscheinlich. Es ist mehr als drei Jahre her, seit ihr zum letzten Mal in Rom wart, und damals habt ihr Zimmer in der Subura gemietet, weil ihr auf halben Sold gesetzt wart. In der Prätorianergarde kennt euch keiner. Abgesehen von einer Handvoll meiner Schreiber, die sich vielleicht an eure Gesichter erinnern, sollte euch keiner im Palast erkennen .«
»Was ist mit Senator Sempronius ?« , fragte Cato. »Und mit Julia? Wenn wir einem der beiden begegnen, fliegt unsere Tarnung auf .«
»Auch daran habe ich gedacht .« Narcissus lächelte. »Ich habe dafür gesorgt, dass der Senator eine Bestandsaufnahme der kaiserlichen Güter in Kampanien durchführen muss. Ich habe ihn aufgefordert, seine Tochter mitzunehmen, damit sie das dortige Gesellschaftsleben genießen kann. Die Aufgabe ist nicht schwierig, wird ihn aber bis zum Frühling von hier fernhalten. Und bis dahin habt ihr die Verräter in der Prätorianergarde und ihre etwaigen Komplizen in der Stadt gewiss aufgestöbert .«
»Es gibt noch andere, die uns erkennen werden. Senator Vespasian zum Beispiel .«
Narcissus nickte. »Das ist mir bewusst. Vespasian ist dieses Jahr zum Konsul gewählt worden und wird im Senat genug zu tun haben .«
»Vespasian ist Konsul ?« Marco lächelte. »Schön für ihn .«
»Ich teile deine Einschätzung seiner Fähigkeiten, muss aber sagen, dass ich Vespasians Ernennung zum Konsul bedenklich finde. Vielleicht besitzt er größeren Ehrgeiz, als ich bislang bei ihm vermutet habe .«
»Was denn !« Macro schüttelte den Kopf. »Weshalb sollte Vespasian deinen Argwohn wecken? Nach allem, was er für den Kaiser getan hat? Also, ich wage zu behaupten, dass der Britannienfeldzug ohne ihn in einer Katastrophe geendet hätte. Und dann war da noch die Sache mit den Piraten. Er hat Claudius loyal gedient .«
»Ich weiß. Aber es ist meine Aufgabe, nach Gefahrensignalen Ausschau zu halten. Alle Anzeichen von Ehrgeiz gilt es sorgfältig zu beobachten. Nun, Vespasian steht jetzt unter genauer Beobachtung .« Narcissus schwieg einen Moment. »Es wäre höchst unklug, das Risiko einzugehen, zusammen gesehen zu werden, deshalb werdet ihr mir über meinen Agenten Septimus Bericht erstatten. Septimus und ich werden als Einzige Bescheid wissen. In zwei Tagen könnt ihr euch mit ihm im Weinberg des Dionysus treffen .«
»Woran sollen wir ihn erkennen ?« , fragte Cato.
Narcissus zog einen Ring vom kleinen Finger seiner linken Hand ab und reichte ihn Cato. »Leg den an. Mein Agent wird den gleichen Ring tragen .«
Cato betrachtete den Ring. In den roten Edelstein war die auf einer Sphinx sitzende Roma dargestellt. »Hübsch .«
»Wenn er seinen Zweck erfüllt hat, will ich ihn natürlich zurückhaben .« Narcicuss musterte sie beide. »Noch Fragen ?«
»Nur eine .« Macro neigte sich vor. »Was würde passieren, wenn wir dein freundliches Beschäftigungsangebot ausschlagen sollten ?«
Narcissus fixierte ihn durchdringend. »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aus dem einfachen Grund, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass ihr so dumm seid, euch dem Auftrag zu verweigern .«
»Dann solltest du allmählich mal damit anfangen .« Macro lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Such dir andere Trottel, die die Schmutzarbeit für dich erledigen. Ich bin ein guter Soldat. Irgendwann wird sich eine freie Stelle für mich auftun. Ich kann warten .«
»Aber wie lange hältst du das durch, frage ich mich? Ich kann nämlich dafür sorgen, dass du hier verrottest .«
Macros Miene verdüsterte sich. »Du Schwein! Zum Hades mit dir und deinen widerlichen Ränken .« Er ballte die Fäuste, und Cato fürchtete schon, sein Freund könnte es sich in den Kopf setzen, den kaiserlichen Sekretär auseinanderzunehmen. Narcissus kam wohl der gleiche Gedanke, denn er schreckte zurück. Macro funkelte ihn böse an, dann erhob er sich abrupt. »Cato, lass uns einen trinken gehen. Ich brauche frische Luft. Hier stinkt es .«
»Nein « , entgegnete Cato mit fester Stimme. »Wir müssen es tun. Ich bleibe keinen Moment länger in Ostia als unbedingt nötig .«
Macro starrte seinen Kameraden entgeistert an, dann schüttelte er den Kopf. »Du bist ein Narr, Cato. Diese Schlange wird uns umbringen. Weshalb sollte es uns gelingen, die Liberatoren zu entlarven, nachdem es den kaiserlichen Spitzeln in all den Jahren nicht gelungen ist ?«
»Trotzdem, ich kann nicht anders. Und du kommst mit .«
»Bah !« Macro reckte die Arme. »Ich habe
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